Wer kümmert sich um die Menschen auf der Straße? Streetwork und Krankenpflegeangebote
Nicht alle, die Hilfe brauchen, finden den Weg in die Beratungsstellen. Streetwork nimmt deshalb einen wichtigen Platz im Hilfesystem ein. Die Streetworker leisten aufsuchende Hilfe: sie sind dort, wo sich auch ihre Klientinnen und Klienten aufhalten – vor allem in den Innenstädten von Rheydt und Mönchengladbach. Das Streetworkprojekt der Stadt Mönchengladbach und der Kath. Kirchengemeinde St. Marien Rheydt sowie das Projekt Kurve kriegen des SKM Rheydt wendet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Auch der AWO Familienservice mit seiner mobilen Jugendarbeit hat diese junge Zielgruppe im Auge. Das Diakonische Werk verbindet die aufsuchende Hilfe mit einem ambulanten Krankenpflegeangebot. Krankenschwestern begleitet die Streetworker und versorgen an Ort und Stelle kleinere Wunden oder erneuern Verbände. In den beiden Café Pflaster in Mönchengladbach und Rheydt gibt es zudem regelmäßig die Möglichkeit der niedrigschwelligen pflegerischen Versorgung.
Diese medizinischen Angebote für Wohnungs- und Obdachlosen werden seit kurzem durch das sogenannte Pflastermobil ergänzt. Dieses vom Rotary Club initiierte Projekt bietet medizinische Erstversorgung vor Ort durch ehrenamtlich arbeitende Ärzte und Pflegende. An jedem zweiten Samstag im Monat ist das Pflastermobil unterwegs. Der Bedarf ist groß: vor allem Hauterkrankungen, offene Wunden und Erkrankungen der oberen Atemwege werden behandelt
Welche Tagesangebote stehen zur Verfügung?
Die Streetworker und Krankenschwestern der Diakonie sind an die beiden Café Pflaster angebunden. Diese beiden Einrichtungen in Gladbach und Rheydt bieten ihren Besuchern zudem die Möglichkeit, dort zu frühstücken oder eine Tasse Kaffee zu trinken, Wäsche zu waschen, zu duschen, aber auch miteinander und mit den Sozialarbeitern oder Streetworkern ins Gespräch zu kommen. Auch der SKM Rheydt hält im Haus Emmaus ein solches Angebot vor. Hier ist auch die Verteil- und Betreuungsstelle der Verkäuferinnen und Verkäufer der Wohnungslosen-Zeitung FiftyFifty angesiedelt. Der Tagestreff Bruno-Lelieveld-Haus in Mönchengladbach wird vom Verein Wohlfahrt e.V. betrieben, so dass insgesamt vier Tagesangebote in der Stadt zur Verfügung stehen.
Ehrenamtlicher Einsatz für Obdachlose
Hilfe für Obdachlosen liegt vielen Menschen in der Stadt am Herzen: viel ehrenamtliches Engagement zeigt sich in diesem Bereich. So sorgt beispielsweise die Obdachlosenhilfe „Wir in MG“ für einen Kältebus im Winter sowie regelmäßige Essens- und Spendenausgaben am Platz der Republik. Auch die Suppentanten e.V. Mönchengladbach geben hier warme Mahlzeiten aus. Am Marktplatz in Rheydt stellt der gleichnamige Verein ein Wärmetaxi zur Verfügung. Auch werden Spenden verteilt und wird Essen ausgegeben. Die Straßenkämpfer Rheydt haben den Theaterpark als Standort für ihre Essensausgabe gewählt.
Tiny Houses
Ebenfalls auf ehrenamtliches Engagement geht das Projekt „Kleines Zuhause“ zurück, bei dem die Schaffrath-Stiftung für Soziales zusammen mit den „Suppentanten“ und in Abstimmung mit dem Sozialausschuss acht abschließbare Häuschen zum Übernachten aufgestellt haben: fünf auf dem städtischen Grundstück an der Hindenburgstr. 320, eins an der katholischen Kirche Maria Rosenkranz in Eicken und zwei an der Breitenbachstraße auf dem Schaffrath-Parkplatz.
Wo können Obdachlose die Nacht verbringen?
In Mönchengladbach werden hundert bis 115 Notschlafplätze bereitgehalten: in der Jenaer Straße betreibt das Diakonische Werk eine Notschlafstelle für Männer mit 30 Plätzen. Im Luisental stellt die Stadt Mönchengladbach 69 Plätze für Frauen und Familien zur Verfügung. Außerdem gibt es noch 16 Notplätze für Männer.
Ein Dach über dem Kopf
Aber Notschlafplätze sind eben auch nur Notunterkünfte, die zudem erst abends geöffnet werden. Deshalb wird ein besonderer Schwerpunkt der Aktivitäten auf die Unterbringung der von Wohnungslosigkeit Betroffenen in Wohnungen oder Wohngemeinschaften gelegt. Neben den Einrichtungen des ambulant Betreuten Wohnens für Menschen, die aufgrund von Erkrankungen Unterstützung benötigen, gibt es aktuell zwei Projekte, die sehr erfolgreich für ein Dach über dem Kopf sorgen: Housing first und Eigene 4 Wände-MG. Housing first bedeutet, dass die Unterstützung mit der Vermittlung einer eigenen Wohnung beginnt, die nicht an Bedingungen wie eine erfolgreiche Suchttherapie geknüpft ist. Aus der Sicherheit einer eigenen Wohnung heraus wird, so das Konzept, die Bearbeitung anderer Probleme einfacher. In Mönchengladbach arbeiten die Caritas, der SKM Rheydt, das Diakonische Werk, der Reha-Verein und Intres mit diesem Konzept. Zusätzlich haben SKM und Diakonie gemeinsam mit der Stadt Mönchengladbach das Projekt Eigene 4 Wände-MG ins Leben gerufen. Hier sorgen Immobilienfachkräfte für eine intensivierte Akquise von Wohnraum, der zur Verfügung gestellt werden kann. Außerdem werden Probleme wie Mietschulden oder fehlende Mietverträge rasch bearbeitet, so dass es möglichst gar nicht zur Wohnungslosigkeit kommt.