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02.08.2023

Das Gebäude als Rohstofflager

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Kategorien in diesem Thema
von: ti
Lesedauer: 5 Min

Das Gebäude als Rohstofflager

Das städtische Gebäudemanagement errichtet erstmals einen Neubau nach dem kreislaufwirtschaftlichen Cradle-to-Cradle Prinzip (C2C)

 

Am 27. Juli 2023 ist das bislang nachhaltigste Gebäude der Stadt Mönchengladbach noch eine Baustelle. Die Temperaturen an diesem Donnerstag sind mäßig, der Regen ist stark. Bei so einem Wetter braucht man auf der Baustelle meist viel Fantasie, um sich gemütliche Räumlichkeiten vorzustellen. In dem Neubau für die Freiwillige Feuerwehr und den Rettungsdienst am Stockholtweg in Rheydt ist das anders. Hier sorgen schon während der Bauphase natürliche Materialien wie Lehmbauplatten und Nadelholz für ein gesundes Raumklima und einen angenehmen Duft. Die Materialwahl ist ein wesentlicher Aspekt des kreislaufwirtschaftlichen Ansatzes bei dem nachhaltigen Projekt.

Das Prinzip, das das städtische Gebäudemanagement bei diesem Bauvorhaben erstmals umsetzt, nennt sich „Cradle to cradle“ (C2C). Übersetzt bedeutet das „von der Wiege bis zur Wiege“ und soll als Abwandlung des Ausdrucks „von der Wiege bis zur Bahre“ dem Kreislaufgedanken Rechnung tragen. Die Idee: Möglichst alle Rohstoffe sollen so ausgewählt und verbaut werden, dass sie eines Tages wieder sauber voneinander getrennt und wiederverwertet werden können. Die Stadt hat das beim Neubau konsequent umgesetzt, wenngleich diese Anforderung bei einem so komplexen Projekt aktuell noch nicht vollständig erfüllt werden kann. Die verwendeten Materialien sind darüber hinaus nachhaltig und schadstofffrei und werden sparsam eingesetzt.

Im Grunde muss man sich das ganze Gebäude als ein Lager für Rohstoffe vorstellen – und damit auch für Finanzmittel.“

Dr. Gregor Bonin, Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter

Verkohltes Holz, Sichtbeton und ein wenig Klinker

Das knapp 90 Meter lange und bis zu 16 Meter hohe Gebäude schmiegt sich mit einer leichten Biegung an den Verlauf der Keplerstraße an. Über dem Sockelgeschoss aus teilweise recycletem und nach außen sichtbaren Stahlbeton erheben sich zwei weitere Geschosse in Holzbauweise, im Kopfbau an der Ecke Stockholtweg sogar vier. Ursprünglich war das ganze Gebäude als Holzbau geplant. Die hohen Anforderungen an die Erdbebensicherheit hätten so aber wohl nicht erfüllt werden können.

Auch die Verkleidung der Obergeschosse wird aus Holz sein, das durch Verkohlung eine dunkle Farbgebung hat. Das „karbonisierte“ Holz wird so umweltfreundlich und ohne chemische Mittel robust und witterungsbeständig gemacht. Die Zufahrt auf den Betriebshof ermöglicht eine Unterbrechung im Sockelgeschoss. Rechts der Durchfahrt kragt das Gebäude über die bestehende Schlauchwäsche im Bestandsgebäude, die so nicht neu errichtet werden musste – auch das ein Pluspunkt in Sachen Umweltbilanz. Optisch sollen Alt und Neu über eine gemeinsame Klinkerfassade miteinander verbunden werden.

Materialrecycling, Sonnenstrom und Dachbegrünung

Innen ist die Gestaltung zumeist schlicht. Viele Leitungen bleiben offen liegen, viele Holz- und auch Betonwände unverkleidet und ohne Putz. Die DNA des Gebäudes liegt gewissermaßen offen. Das passt einerseits gut, weil es sich um ein technisches Gebäude handelt. Andererseits wird so weniger Material benötigt und die Wiederverwertbarkeit erhöht. Putz und Beton beispielsweise sind schwer wieder voneinander zu trennen. Das wird in der Praxis oftmals schlicht nicht gemacht. Beheizt werden wird das Gebäude mit niedrigen Temperaturen über eine Fußbodenheizung. Die Kühlung im Sommer erfolgt über die Lüftung. Neben den Raumlufttechnischen Anlagen wird dafür eine Kältemaschine auf dem Dach aufgestellt. Daneben werden auch eine Dachterasse und eine Photovoltaik-Anlage samt Batteriespeicher Platz auf dem Gebäude finden. Die Solaranlage soll rund 36.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr produzieren. Der etwas höhere Kopfbau wird auf dem Dach extensiv begrünt. Im Gebäudeinnern dürfen bei der Ausstattung natürlich auch eine Brandmeldeanlage und die Rutschstange nicht fehlen.

Hölzerne Materialien und eine gekrümmte Kubatur zeichnen den Neubau aus. (© Stadt Mönchengladbach)

Insgesamt drei solcher Fahrzeughallen mit je drei Stellplätzen sind im Sockelgeschoss des Gebäudes untergebracht. (© Stadt Mönchengladbach)

Führten über die Baustelle (v.l.) Dr. Gregor Bonin, Stadtdirektor und Technischer Beigeordneter, Michael Brützel, Anderhalten Architekten, Thomas Kopelke, Projektleiter gmmg sowie Raimund Eckers und Katja Becker-Lis, Betriebsleitung gmmg. (© Stadt Mönchengladbach)

Die „hölzerne Kathedrale“: Der Sportbereich erstreckt sich als offener Raum über zwei Geschosshöhen. (© Stadt Mönchengladbach)

Voraussichtlich Mitte 2024 wird das Gebäude an die Feuerwehr übergeben. Rund 14 Millionen Euro wird das Projekt bis dahin gekostet haben. Die finanziellen Anstrengungen werden sich langfristig auszahlen. Nicht nur, weil die Rohstoffe am Ende des Gebäude-Lebenszyklus noch einmal verwendet werden können, sondern auch, weil bei einer nachhaltigen Bauweise vergleichsweise höheren Investitionen langfristig niedrigere Betriebskosten gegenüberstehen.

Darauf dürfen sich Feuerwehrleute und Rettungssanitäter freuen

  • Umkleiden und Nebenräume
  • Büros
  • Mehrzweckraum
  • Küche und Teeküche
  • Ausbildungsräume
  • Diverse Ruheräume
  • Zweigeschossiger Sportraum
  • 3 Fahrzeughallen mit jeweils 3 Stellplätzen