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07.07.2022

Die Story

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1046 Jahre, drei Gründungen und eine Stadtgeschichte: Mit Geschichte(n) werden Botschaften erzählt

Die Story


Was für eine Geschichte. Es ist nicht klar, was aus den Ruinen auf diesem Hügel geworden wäre. Vielleicht wäre es bei nicht viel mehr als einer Fundstätte und einem Hinweis für Archäologen geblieben, dass es auf dem heutigen Abteiberg einmal Leben gegeben hatte. Wäre es nicht zu dieser Eingebung gekommen, die den Kölner Erzbischof Gero dazu veranlasste, nach seinem „Loca desiderata“, dem ersehnten Ort für den Bau eines Klosters zu suchen, das dem heiligen Vitus geweiht werden sollte.

Der Überlieferung ist zu entnehmen, dass Gero gemeinsam mit dem befreundeten Benediktinermönch Sandradus aus Trier auf den bewaldeten Hügel an einem (Glade-) Bach traf.
Hier fanden sich die Ruinen einer alten, von den Ungarn niedergebrannten Kirche, verlassene Wohngebäude und eine Gräberansammlung. Unter anderem handelte es sich um Überreste des einstmals von Balderich und Hitta in Auftrag gegebenen Gotteshauses. Bei der erstmaligen Ansiedlung auf dem Abteiberg war also schon eine Frau beteiligt.

Die örtliche Stille ließ es wohl zu, dass Gero und Sandrad bei der „Ortsbesichtigung“ im Inneren des Berges eine Glocke hörten. Sie folgten dem Klang und fanden Reliquien des Heiligen Vitus in einem hohlen Stein verborgen. Das war für sie der göttliche Hinweis, dass hier die Klostergründung St. Vitus erfolgen sollte. Die Gründung der Abtei im Jahre 974, mithin auch Keimzelle der später namengebenden Stadt Mönchengladbach, geht demnach auf die Vision von Gero zurück, ohne die es die weitere Stadtentwicklung möglicherweise so nicht gegeben hätte. Geropark und Sandrad- (Straße) sowie Hitta- (Straße) und Balderich erinnern heute noch an die Gründer der Stadt und an die Legende, die von Generation zu Generation überliefert wird.

Die „Story“ war offenbar gut, denn sie hat nicht nur überdauert ...

... sondern verbindet auch heute noch die Mönchengladbacher. Hätte es zu damaliger Zeit bereits die vielfältigen kommunikativen Möglichkeiten der Gegenwart, insbesondere die Social-Media-Kanäle, gegeben, Erzbischof Gero und Abt Sandrad wären wohl als die „Storyteller“ par excellence in die Geschichte eingegangen. Storytelling, zu deutsch „Geschichten erzählen“, ist heute in einer immer komplexer werdenden Gesellschaft gefragter denn je. Gut erzählte Geschichten bleiben länger im Gedächtnis und heben sich aus der Informationsflut hervor. Sie informieren, inspirieren und bleiben damit im Gedächtnis. Immer wiederkehrende Geschichten erhöhen die Identifikation -  in diesem Fall mit der Stadt, in der wir leben und arbeiten.

Was heißt das für die Marke Mönchengladbach? Die Vitusstadt steht für etwas, das erzählt werden will, im Neudeutschen auch gerne mit dem Begriff Narrativ bezeichnet, über das Geschichten, Emotionen und Informationen vermittelt werden, um Aufmerksamkeit und innere Beteiligung bei Zuhörern, Lesern oder Betrachtern zu wecken.

Zweite Gründung - Blütezeit der Textilindustrie

Seit Gründung der Abtei durch Gero und Sandrad hat sich das Rad der Geschichte allerdings zwischenzeitlich weitergedreht, neue Kapitel wurden aufgeschlagen und geschrieben. Als zweite Gründung gilt die Blütezeit der Textilindustrie im 19. Jahrhundert. Im Zeitalter der Industrialisierung wurde der Stadt daher auch der Beiname „Rheinisches Manchester“ zugetragen. Die Fabriken, die am Gladbach und anderen Wasserläufen aus dem Boden schossen, machten Mönchengladbach zu einem herausragenden Standort der deutschen Textil- und Bekleidungsindustrie.

Dritte Gründung - Initiative Masterplan

Und Ende 2009 war sogar von einer dritten „Geburtsstunde“ die Rede, als sich an historischem Ort in der Citykirche auf dem Abteiberg die Initiative Masterplan zusammenfand, um den Masterplan 3.0 unter Beteiligung von Wirtschaft, Handwerk und Industrie, Verwaltung, Politik und Bürgerschaft auf den Weg zu bringen. Beauftragt zur Umsetzung wurde das Büro des Stararchitekten Sir Nicholas Grimshaw. Unter dem Label „MG3.0 – die dritte Gründung“ wurde nach einer Idee der Architektenschaft ein städtebaulicher Masterplan entwickelt und Ende 2012 fertiggestellt, der das Gladbach-Tal, das Hochschulviertel und die Rheydter Innenstadt in den Fokus nahm und Perspektiven für die Zukunft aufzeichnete.

Um die „Story“ abzurunden:

An den Masterplan knüpfte nahtlos die Stadtentwicklungsstrategie mg+ Wachsende Stadt an, die heute wiederum Bestandteil der im Dezember 2021 vom Rat verabschiedeten Gesamtstrategie ist. Diese Gesamtstrategie greift wichtige Handlungsfelder für die Gesamtstadt auf und richtet damit die Stadt auf die Zukunft und den Strukturwandel aus. Mit wichtigen Bausteinen legt sie in sozialen, ökonomischen und ökologischen Aspekten die Ziele für die Entwicklung der größten Stadt am linken Niederrhein fest, in der heute mehr als 272.000 Menschen mit unterschiedlichen Sprachen, Kulturen und Religionen aus 150 Nationen ein Zuhause haben. Alle 44 Stadtteile mit lebenswerten Quartieren prägen die Stadt auf vielfältige Weise. Und genau das macht heute ihre Identität aus.

Mönchengladbacher Persönlichkeiten haben unsere Geschichte und Geschichten geschrieben, wie der Philosoph Hans Jonas, der Luftfahrtpionier Hugo Junkers, der Mitbegründer des Volksvereins für das katholische Deutschland Franz Brandts, oder Louise Gueury, Stifterin der Lungenheilstätte für Frauen im Hardter Wald, in dem sich heute ein moderner Herzpark befindet. Aus Mönchengladbach stammte der Tierfilmer Heinz Sielmann, die später als Mutter Ey bekannte Kunstförderin Johanna Stocken und Clara Grunwald, die erste Vorsitzende der Deutschen Montessori-Gesellschaft, genauso wie August Müller, der Erfinder der Kontaktlinse.

Historie und Moderne, Krieg, Wiederaufbau und Strukturwandel prägten eine Stadt, deren lebendige Gesellschaft sich durch eine bodenständige Bürgerlichkeit und moderatem Fortschrittsdenken auszeichnet. Die tiefe Verbindung zu dieser „Scholle“ Land, ihren Traditionen und Wurzeln geht letztlich zurück auf die Gründung der Abtei durch Erzbischof Gero von Köln hier auf dem Abteiberg.

Gemeinsam, Vielfalt

Was Herr Gero wohl zu seinem modernen Nachbarn, dem Pritzker Award ausgezeichneten Museum gesagt hätte? Oder zu den Skulpturen im ehemaligen Obstgarten der Mönche? Diese Geschichte würden wir gerne hören.

Die Stadt lebt von dieser Vielfalt: von Aufbruch und Tradition, Stadt und Dorf, urbanem Leben und sattem Grün, kreativen Subkulturen und klassischem Brauchtum, von engagierten Menschen, die sich kümmern und einbringen, miteinander sprechen und ihre Geschichten weitererzählen: 44 Stadtteile. 150 Nationen. Eine Stadt – Gemeinsam Mönchengladbach.

Planung Geropark