Mönchengladbach hat als Großstadt in den 70er-Jahren einen Strukturwandel durch den Niedergang der Textilindustrie verkraften müssen, der bis heute Spuren in der Entwicklung der Stadt hinterlassen hat. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Standort durch seine Lage und Verfügbarkeit von Flächen als bevorzugter Standort für die Logistikbranche entwickelt. Am Standort sind verschiedene mittelständische Unternehmen aus diversen Branchen wie Verkehrstechnik, Automobilzulieferung, Maschinenbau und Textilproduktion vertreten. In den vergangenen Jahren hat sich in Mönchengladbach eine Gründungsszene etabliert, die es weiter auszubauen gilt. Die Hochschule Niederrhein ist am Standort Mönchengladbach mit rund 8000 Student*innen vertreten, die stärker in die Stadt integriert werden sollen.
Mönchengladbach ist mit rund 270 000 Einwohner*innen aus rund 150 Nationen eine typische Großstadt, die in den vergangenen Jahrzehnten einen interkulturellen Wandel durchlebt hat. Durch den Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte sind zudem Herausforderungen in der sozialen Struktur entstanden. So ist beispielsweise die Mindestsicherungsquote in Mönchengladbach mit 16,9 Prozent im Jahr 2018 sowohl im Bundesvergleich (8,7 Prozent) als auch im Landesvergleich (11,3 Prozent) überdurchschnittlich hoch. Das verfügbare Einkommen der Einwohner*innen entwickelt sich schwach im Vergleich: Die Kaufkraft liegt in Mönchengladbach bei 21.726 Euro, in Nordrhein-Westfalen (NRW) bei 22.961 Euro und in Deutschland bei 23.245 Euro. In der Kaufkraft drücken sich einerseits niedrige Einkünfte aus Sozialleistungen aus und andererseits das lokale Gefüge im Lohnniveau. Aufgrund der Branchenstruktur am Standort sind viele Beschäftigungsverhältnisse im eher niedrigeren Lohnbereich angesiedelt. Zudem ist die Stadt in ihrer Branchenstruktur zu wenig auf wertschöpfende Branchen ausgerichtet. Entsprechend liegt die Stadt Mönchengladbach mit einem erwirtschafteten Bruttoinlandsprodukt von 65.855 Euro je Erwerbstätigem im Jahr 2019 unter dem NRW-Durchschnitt (74.361 Euro).
Zukunftsbranchen wie beispielsweise IT-Dienstleistungen sind in Mönchengladbach im NRW-Vergleich unterdurchschnittlich vertreten. Im deutschlandweiten Vergleich der zukunftsrelevanten MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zeigt sich in Mönchengladbach eine Lücke von rund 6.000 Beschäftigten. Dies bedeutet, dass Branchen aus dem MINT-Bereich unterrepräsentiert sind.
Mit dem Beschluss der Bundesregierung zum Kohleausstieg 2038 wird Mönchengladbach als eine der Anrainerkommunen des Tagebaus auch durch diesen Strukturwandel gefordert. Durch Entwicklungen wie Digitalisierung, Dekarbonisierung (Abkehr von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger) und steigenden Anforderungen an nachhaltige Wirtschaftsabläufe wird die Stadt in den kommenden Jahrzehnten einen mehrdimensionalen Strukturwandel gestalten müssen. Diese Transformationsprozesse werden wesentliche Veränderungen der Wirtschaftsstruktur am Standort mit sich bringen und auch in Gesellschaft, Bildungs- und Sozialsysteme sowie in die Stadtentwicklung hineinwirken.
Mönchengladbach leidet als Großstadt unter den Auswirkungen des Klimawandels und unter großstadttypischen Umweltbelastungen, die es weiter zu adressieren gilt; dies gilt auch für den Bereich Mobilität – aufgrund der Flächenstruktur ist die Stadt stark auf die Bedürfnisse des motorisierten Individualverkehrs (MIV) ausgerichtet.
Bezogen auf die Verwaltung gilt es, die Digitalisierung weiter voranzutreiben und die Arbeitskultur der Verwaltung weiter zu modernisieren. Der demografische Wandel wird auch auf die Verwaltung einwirken: So ist abzusehen, dass ab dem Jahr 2027 über einen Zeitraum von fünf Jahren jeweils zwischen 100 und 160 Mitarbeiter*innen pro Jahr die Verwaltung wegen Eintritt ins Rentenalter verlassen werden. Entsprechend muss sich die Stadtverwaltung als attraktiver Ort für Beschäftigung am Markt platzieren, um auch zukünftig alle Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Einwohner*innen erfüllen zu können. Zudem soll die Beschäftigungs- und Führungsstruktur der Verwaltung diverser werden.