Streuobstwiesen und -weiden

Streuobstwiesen und -weiden

Streuobstwiesen und -weiden gehören seit Jahrhunderten zu unserer traditionellen Kultur-Landschaft. Sie bieten vielen Tier- und Pflanzenarten ein Zuhause und sind sehr wichtig für den Schutz unserer Natur. Typisch für die Streuobstwiesen/-weiden ist eine Doppelnutzung: oben stehen (verstreut auf der Fläche) die hochstämmigen Bäume und „liefern“ Obst, unten wird gemäht oder es weiden Tiere. Häufig sind die Obstbaumflächen auch von schönen Hecken umgeben.

 

Die hier wachsenden hochstämmigen Obstbäume sind Kulturpflanzen. Die ersten Äste wachsen am Stamm in ca. 1,80m Höhe. Auf diesen Stamm wurde bei der Aufzucht die jeweilige Sorte „aufgesetzt“.

Sollen die Bäume gesund und langlebig wachsen, brauchen sie einen regelmäßigen Baumschnitt. Nur so kann der Kultur-Baum sein notwendiges stabiles Grundgerüst bilden.

 

In den ersten 5-7 Jahren nach der Pflanzung (Anlage  einer Obstwiese) benötigt der junge Baum jedes Jahr einen „Erziehungsschnitt“. Danach ist das Grundgerüst ausgebildet, der Baum kann sich nun weiterentwickeln. Je nach Wuchs sollte alle 5-10 Jahre eine Nachpflege (Baumschnitt) gemacht werden. Fehlt der Pflegeschnitt, kann der Baum stark geschädigt werden. Schulungen zur Schnitttechnik finden Sie hier.

Pflegerückstand:

vor dem Schnitt dichte Zweige, wenig „Luft“ in

der Krone, sehr krankheitsanfälliger Baum

Pflege nachgeholt:

nach dem Schnitt kann Licht und Luft in die Krone, wichtig für einen gesunden Obstbaum

Der Lohn für die gute Pflege ist eine reiche Ernte im Herbst, dazu schön blühende Bäume im Frühjahr, die zugleich Nahrungsplätze für Biene, Schmetterling, Fledermaus (Insektenfresserin) & Co. sind. Und mit etwas Glück ziehen Fledermäuse, Siebenschläfer oder Vögel als Mieterinnen ein. Auch auf den Wiesen und Weiden locken Blütenpflanzen die Insekten an.

Kulturapfel (Malus domestica)

Tagpfauenauge (Aglais io)

Steinkauz (Athene noctua)

Ein besonders typischer Mieter auf Streuobstwiesen und-weiden war viele Jahrhunderte der Steinkauz. Er brütet typischerweise in Höhlen von alten Obstbäumen. Da diese Höhlen mittlerweile wegen der mittlerweile wenigen Obstwiesen nur noch selten vorkommen, wird er Steinkauz durch spezielle Niströhren in den Obstbäumen unterstützt. Möchten Sie auf Ihrer Obstwiese den Steinkauz unterstützen, hilft hier kostenlos der Naturschutzbund Mönchengladbach (NABU MG).

Blüte einer Kulturbirne (Pyrus communis)

Ganz pflegeleicht ist heimisches Wildobst (Wildapfel, Wildbirne, Vogelkirsche). Die Bäume brauchen so gut wie keine Pflege und sind ausgesprochen robust. Die Früchte sind sehr klein, der Baum ist daher ideal, wenn man keine Verwertungsmöglichkeit für Obst hat. Zugleich sind auch diese Bäume sehr wichtig für den Schutz unserer Natur.

 

Auch für den Menschen sind Wildobstbäume ein Wohlgenuss. Im Frühling blüht es zart auf der Wiese und im großen Garten, oben im Baum summen die Wild- und Honigbienen. Im Herbst leuchten die bunten reifen Äpfel. Unterm Baum gibt es dazu im Sommer ein Schattenplätzchen.

Graue Sandbiene (Andrena cineraria) auf einer Apfelbeerenblüte (Aronia specc.)

Es gibt mehr als 4.000 Obstbaumsorten in Deutschland und den Nachbarländern. Im Mönchengladbacher Raum gibt es viele Sorten, die sich seit mehr als hundert Jahren bewährt haben. Sie sind besonders gut an die Böden und das Klima angepasst. Einen Überblick zu den traditionellen Obstsorten finden Sie hier.

 

Bei der Pflanzung mehrerer Bäume ist es sinnvoll, Arten zu pflanzen, die sich gegenseitig befruchten können. Weitere Informationen zu den Befruchtungssorten können hier herunter geladen werden. Neben bestimmten Sorten befruchtet i.d.R. die Wildform, also der Holzapfel, die Wildbirne und die Vogelkirsche. Auch Pollen der Obstbäume in der Umgebung helfen bei der Befruchtung.

 

Für die eigentliche Arbeit, das Bestäuben, sorgen dann verschiedenste emsige Insekten, z.B. Schmetterlinge, Schwebfliegen, Wild- und Honigbienen, Sie sind automatisch da, wenn auch in der übrigen Jahreszeit Pollen und Nektar von heimischen Blumen, Kräutern und Hecken für sie zur Verfügung stehen. Weitergehende Informationen dazu gibt es in den Informationsbroschüren des BUND  und des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zum Download. 

 

Gute Pflanzware ist entscheidend für den Erfolg der Pflanzung. Es gibt fachlich versierte Baumschulen und Gärtnereien, die die Bäume selbst ziehen. Die Obstbäume sind dann im Gegensatz zur Importware gut an das Klima in unserer Region angepasst und entsprechend robust. Einige Empfehlungen des Koordinierungsausschusses „Obstwiesenschutz in NRW“ finden Sie hier. 

Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) stellt kostenlos hochstämmige Obstbäume für eine Streuobstwiese zur Verfügung. Ergänzend für die Bepflanzung in und um die Streuobstwiese können über den LVR auch andere heimische Bäume, z.B. Eberesche und Vogelkirsche bezogen werden. Auch Sträucher wie Kornelkirsche und Weißdorn für die Pflanzung von Hecken werden kostenlos an einen Sammelpunkt in der Stadt geliefert. Weitergehende Infos finden Sie hier.

Für Interessierte rund ums Thema Streuobstwiesen gibt es nun die Möglichkeit, auf der Website www.streuobstwiesen-boerse.de (Link Unterseite www.moenchengladbacher.streuobstwiesen-boerse.de) vielfältige Anzeigen zu schalten. So kann man z.B. nach einer Wiese zum Pflücken oder für die Beweidung mit Schafen suchen oder selbst die eigene anbieten, sei es für die Obsternte, die Verpachtung, die ehrenamtliche Pflege usw.

 

Über die Streuobstbörse werden Eigentümer*innen von Obstwiesen mit Nutzer*innen mit dem Ziel zusammengebracht, die vorhandenen Flächen und das anfallende Obst sinnvoll zu nutzen und Streuobstwiesen als Lebensraum für Tiere und Pflanzen und als wertvolles Gut der Kulturlandschaft nachhaltig zu erhalten.