Die 1. Stadtteilkonferenz Innenstadt Rheydt 2018 hat am 8. März in der Familienbildungsstätte Mönchengladbach stattgefunden.
Tagesordnung:
- „Blaue Fahrradroute“
- Stadtteil-/Quartierskonzept
- Aktuelles aus dem Quartier
- Themen der BürgerInnen
Frau Ellen Buchwald-Körfer (Familienbildungsstätte MG) begrüßte die Anwesenden. Es folgte eine kurze Vorstellungsrunde.
1. "Blaue Fahrradroute"
Carsten Knoch (Mobilitätsbeauftragter der Stadt Mönchengladbach) berichtete in einem Vortrag über die Blaue Route in Mönchengladbach und stand im Anschluss an seine Präsentation für Fragen der BürgerInnen zur Verfügung.
Was ist die Blaue Route?
Die Blaue Route ist eine innerstädtische Radschnellverbindung. Sie verbindet die beiden Zentren Gladbach und Rheydt und ist eine Alternative zu den beiden Hauptverkehrsstraßen (Theodor-Heuss-/ Gartenstraße und Rheydter/Friedrich-Ebert-Straße). Sie hat eine Anbindung an die Hochschule und die Hauptbahnhöfe mit Radstationen. Sie steht für eine neue Qualität im Radverkehr.
Woher kommt die Idee? Warum eine Blaue Route?
Die Idee für diese Route kommt aus dem Masterplan MG3.0 gemeinsam mit dem ADFC. Die Blaue Route wurde geschaffen, weil Radfahren gesund, leise und klimafreundlich ist. Mönchengladbach soll eine fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt werden. Attraktive Routen für den Alltagsradverkehr sollen das Radfahren fördern.
Radschnellverbindungen sollen Radfahrern ein zügiges Fortkommen über längere Strecken ermöglichen. Radfahren ist nicht mehr nur Freizeitgestaltung. Regel-mäßige Fahrten mit dem Rad zur Arbeit fördern das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung. Immer mehr Menschen integrieren Radfahren in ihre Alltagsmobilität.
Reaktionen
Die Reaktionen auf die Einführung der Blauen Route waren unterschiedlich. Viele Bürger, auch Fußgänger, haben sich per Telefon positiv geäußert. Einzelne Bürger haben - vor allem in sozialen Netzwerken - Kritik geäußert, dass die Kfz zu schnell fahren, Kfz-Fahrer Radfahrer bedrängen, beschimpfen, nötigen, und es sei bereits zu Unfällen gekommen. Als Lösung forderten sie die Freigabe des Gehweges in der Allee.
Was tut die Stadtverwaltung?
Die Stadtverwaltung ist diesen Hinweisen gemeinsam mit der Polizei sofort nachgegangen. Geschwindigkeitsmessungen auf der Route im November/Dezember 2017 ergaben, dass dort eine mittlere Geschwindigkeit von 26 km/h gefahren wird. Fast 2/3 fahren in einem Geschwindigkeitsbereich von 21 bis 35 km/h. Etwa 0,4% fahren deutlich zu schnell. Seit Eröffnung der Blauen Route sind nur drei Unfälle polizeilich aufgenommen worden. Die Unfälle wurden sowohl von Auto- als auch von Radfahrern verursacht. Keiner der Unfälle kann mit der Verkehrsregelung auf der Fahrradstraße in Verbindung gebracht werden. Sie hätten vorher genau so passieren können.
Stadtverwaltung und Polizei sind im engen Austausch zur Entwicklung der Route. Verkehrsmessungen und -beobachtungen helfen, die Situation objektiv zu bewerten. Im Frühjahr 2018 wird die Blaue Route systematisch und mit wissenschaftlicher Begleitung evaluiert. Die mittleren Gehwege im Bereich der Kreisverkehre werden zurückgebaut.
Verkehrsregeln Fahrradstraße StVO
- Für Fahrradstraßen gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h (StVO).
- Radfahrer dürfen weder gefährdet noch behindert werden, ggf. muss der Kfz-Verkehr die Geschwindigkeit verringern.
- Das Nebeneinanderfahren mit Fahrrädern ist erlaubt. Des Weiteren gelten die Vorschriften über Fahrbahnbenutzung und die Vorfahrt.
- Die Fahrradstraße darf nur von Fahrrädern befahren werden, für Kfz gilt: Anlieger frei. Anlieger sind Eigentümer oder Nutzungsberechtigte eines Grundstücks, das an der Straße anliegt, sowie deren Besucher.
Verhaltensregeln
Die Fahrradstraße ist ein Radweg. Der Radverkehr muss rechts auf der Fahrbahn fahren. Kinder bis zu 8 Jahren dürfen mit dem Rad auf Gehwegen fahren, Aufsichtspersonen über 16 Jahren dürfen sie begleiten, müssen aber vor dem Überqueren von Fahrbahnen absteigen.
Kfz-Verkehr - nur von Anliegern - ist in der Fahrradstraße zu Gast. Fahrgeschwindigkeiten müssen dem Radverkehr angepasst werden. Im Bereich der begrünten Mittelallee dürfen Radfahrer nicht überholt werden, da dort der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Anlieger haben keinen Grund, die gesamte Strecke zu befahren. Sie müssen die Fahrradstraße an der nächsten Querstraße verlassen.
Allgemein wird die Blaue Route positiv angenommen. Da es eine relativ neue Verkehrsregelung ist, werden sich alle Verkehrsteilnehmer daran gewöhnen. Die-se Erfahrungen werden bundesweit in Städten mit Fahrradstraßen gemacht.
Für Rückfragen steht Herr Knoch unter Tel. 02161 25-8040 oder
mobil@moenchengladbach.de zur Verfügung. www.moenchengladbach.de
In der anschließenden Diskussion wurde seitens der BürgerInnen das hohe Verkehrsaufkommen in der Mühlenstraße bemängelt. Grund hierfür sei die Einführung der Fahrrad- und Anliegerstraße. Vorgeschlagen wurde, die Brucknerallee im Bereich zwischen Mühlenstraße und Marktplatz für den Kfz-Verkehr zu öffnen oder die Aufhebung der Brucknerallee als Anliegerstraße.
Positive Rückmeldungen: Die Stadt wird fahrradfreundlicher, die Innenstadt somit evtl. belebter. Weitere Fragen zum Thema "Blaue Fahrradroute" konnten die Anwesenden auf hierfür ausgelegten Zettel formulieren. Diese werden von der Stadtteilkonferenz an Herrn Knoch weitergeleitet.
2. Stadtteil-/Quartierskonzept
Gerhard Kalter (Leiter des Fachbereichs Sozialplanung der Stadt Mönchengladbach) berichtet, dass ein neues Stadtteil- und Quartierskonzept für MG erarbeitet wird mit den Zielen
- Verbesserung der Lebenssituation in den Quartieren
- Quartiere als Ort des Sozialen Miteinanders
Das Gebiet der Stadt Mönchengladbach ist statistisch in 4 Stadtbezirke und 44 Stadtteile aufgeteilt. Erste Ergebnisse zeigen, dass die Stadtteile und Quartiersprojekte sehr unterschiedlich sind und es kein gemeinsames Konzept zur Quartiersarbeit geben kann.
Bis Ende 2018 soll ein Handlungsleitfaden zur Stadtteil- und Quartiersarbeit erstellt werden, in dem Erfolgsbedingungen und gute Beispiele von Quartiersarbeit dargestellt werden. Als Grundlage dafür wird für alle 44 Stadtteile jeweils ein Kurzprofil erarbeitet, das die wichtigsten soziodemografischen Daten und Aussagen zum Stand der Quartiersarbeit in jedem Stadtteil darstellt.
Eine Bestandsaufnahme für den Stadtteil Rheydt ergab:
- Rheydt ist der Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte (9680 Einw./km²).
- Der Stadtteil ist sehr gut an den ÖPNV angebunden
- Bevölkerung und Sozialstruktur im Stadtteil zeigt u. a.:
- Rheydt ist ein "jüngerer" Stadtteil. Mit einem Durchschnittsalter von 40,4 Jahren liegt er deutlich unter dem Wert der Gesamtstadt
- viele Menschen leben in Singlehaushalten
- knapp 10% der über 65-jährigen erhalten Grundsicherungsleistungen und sind somit von Altersarmut betroffen
- knapp die Hälfte der hier lebenden Kinder unter 15 Jahren erhält Leistungen nach dem SGB II
- er hat einen überdurchschnittlich hohen Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund
- die Anteile der SGB II und SGB III Empfänger und der Anteil der Arbeitslosen liegt über dem städtischen Durchschnitt
Zusammengefasst: in Rheydt ist viel Bewegung und Bürger aller Altersklassen sind überdurchschnittlich von Armut betroffen.
Stand der Quartiersarbeit:
- Durch das Städtebauförderprogramm "Soziale Stadt" verfügt Rheydt über ein professionelles Quartiersmanagement. Die regelmäßig stattfindende Stadtteilkonferenz bietet Möglichkeit zum Austausch und zur Information über Ereignisse und Aktivitäten innerhalb des Quartiers. Organisator dieser Konferenz ist das Quartiersmanagement Rheydt mit seiner Steuerungsgruppe.
- Das Projekt "Nachbarschaft schafft Gemeinschaft" ist ein Förderprojekt des Paritätischen und leistet im östlichen Teil Rheydts einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der Nachbarschaft.
Bei Rückfragen stehen Herr Kalter und Frau Sieben vom Fachbereich Sozialplanung gerne per E-Mail zur Verfügung: Gerhard.Kalter@moenchengladbach.de oder Britta.Sieben@moenchengladbach.de
3. Aktuelles aus dem Quartier
Markus Offermann (Quartiersmanager) berichtete zur Flüchtlingssituation in Rheydt PLZ-Bereich 41236.
Im Allgemeinen hat sich die Situation von neuankommenden Flüchtlingen im Hinblick auf die letzten Jahre verändert. Zum einen sind viele neuankommende Flüchtlinge in Landesunterkünften untergebracht und werden überwiegend nur dann an die Kommunen verteilt, wenn eine Bleibeperspektive besteht. Auf Mönchengladbach bezogen gibt es im Moment sehr wenige Neuaufnahmen. Konkret gibt es in Rheydt zwei städtische Unterkünfte: Hotel zur Post (Bahnhofstraße 40) mit einer Belegung von 35 (mögliche Kapazität: 100) und die Unterkunft Breitestraße 160 mit einer Belegung von 58 (mögliche Kapazität: 110). Viele Flüchtlinge leben mittlerweile in Wohnungen.
Die Flüchtlinge erhalten in den ersten 15 Monaten des Asylverfahrens Asylbewerberleistungen von der Stadt Mönchengladbach. Dies sind insgesamt 1.044 Personen. Davon leben im PLZ-Bereich 41236 151 Personen (72 Männer, 31 Frauen, 48 Kinder).
Danach erhalten die Flüchtlinge ALG II und sind erfasst im Integration-Point. Hier sind insgesamt 2.571 Personen im Leistungsbezug. Davon leben im PLZ-Bereich 41236 376 Personen (180 Männer, 106 Frauen, 90 Kinder).
D. h. in der Summe: 3.615 Flüchtlinge in ganz Mönchengladbach. Davon leben in Rheydt 527 Personen ( 14,57%). Davon sind (252 Männer, 137 Frauen, 138 Kinder). In Rheydt und Umgebung gibt es zahlreiche Beratungsstellen (SKM Rheydt, Diakonie, AWO) viele Integrationsprojekte und Initiativen mit vielen ehrenamtlich Engagierten.
Herr Offermann wies darauf hin, dass weiterhin Gelder aus dem Fonds „Aktive Mitwirkung der Beteiligten“ für bürgerliches Engagement und kreative Aktionen zur Verfügung stehen. Unterstützt werden Mitmachaktionen, Imagekampagnen, Workshops, Projekte, Veranstaltungen. BewohnerInnen sowie Organisationen können für ihr Vorhaben einen Antrag stellen, um Ideen zu verwirklichen, für die es sonst keine andere Finanzierung gibt.
Infos zu Antrag und Richtlinien
Weiter stehen Gelder aus dem Verfügungsfonds Gewerbetreibende zur Förderung von Projekten zur Stabilisierung, Erneuerung und Aufwertung der Innenstadt zur Verfügung. Anträge hierfür können Gewerbetreibende, Gastronomen und Immobilieneigentümer etc. stellen, die sich im Stadtgebiet engagieren wollen.
Nächstes Treffen des Vergabeausschusses ist am 26.03.2018.
Fragen und Infos: Markus Offermann, Quartiersmanager
Tel. 02166 26 26 281 quartiersmanagement@skm-ry.de
Anja Schurtzmann berichtete aus der Aktivitätengruppe Hey!Rheydt
- Am Projekt "Rettungsanker" (Anlaufstelle für Kinder die in Not geraten sind) beteiligen sich jetzt auch drei Filialen der MAXMO-Apotheke.
- Am 16.06. findet zum dritten Mal Tamtam im Theaterpark statt.
Weitere Infos: www.heyrheydt.de
Der Arbeitskreis „Öffentlicher Raum für Kinder und Jugendliche in Rheydt“ arbeitet ehrenamtlich. Er trifft sich 3-4 Mal im Jahr und würde sich über weitere Unterstützung freuen.
Frau Jeuschnik (Fachbereich Stadtentwicklung und Planung) berichtete:
Die Begleitende Evaluation für die Soziale Stadt Rheydt hat begonnen. Ein Planungsbüro aus Dortmund ermittelt, inwiefern die Ziele des Integrierten Handlungskonzepts noch aktuell sind oder angepasst werden müssen, bereits erreicht wurden oder was zur Zielerreichung gemacht werden muss. Zunächst finden interne Gespräche mit der Verwaltung und Schlüsselakteuren statt, aber mittelfristig werden auch die BürgerInnen in den Prozess miteinbezogen und können ihre Sichtweise mitteilen. Näheres dazu wird vorab bekanntgegeben.
Die erste Planungsphase für die baulichen Projekte in Rheydt ist abgeschlossen. Es finden ab April zunächst Gespräche mit verschiedenen Akteuren statt, parallel dazu werden aber auch unterschiedliche öffentliche Veranstaltungen durchgeführt, bei denen sich die BürgerInnen über die Planungen informieren und ihre Anregungen einbringen können. Der erste Termin wird voraussichtlich die Vorstellung der Schulhofumgestaltung am Förderzentrum Süd beim Tag der offenen Tür der Schule sein. Über alle Termine wird rechtzeitig informiert.
4. Themen der BürgerInnen
Frau Sinead Kleikamp berichtete, dass sie zusammen mit Verena Kell (PariSozialMG) ihre Arbeit im Projekt "Nachbarschaft schafft Gemeinschaft", das 2016 gegründet wurde, erweitert haben durch die Nutzung der Internet-Plattform www.nebenan.de. Hier können Nachbarn miteinander in Kontakt treten, Hilfe anbieten und sich austauschen. Verschiedene Gruppen haben sich auf dieser Internet-Plattform etabliert. Es ist eine sehr vertrauenswürdige Plattform. Verschiedene Kontrollmöglichkeiten sorgen dafür, dass wirklich nur Nachbarn Zugriff auf das quartierseigene Portal haben. Finanziert wird die Plattform durch Risikokapitalanleger und Stiftungsgelder. In Zukunft wird sich die Plattform wahrscheinlich auch über lokale Werbeträger finanzieren.
Ein Bürger berichtete über den Drogenhandel, den er täglich rund um die Marienkirche, dem Marienplatz und auf dem Holz-Spielplatz in der Fußgängerzone beobachtet. In einer angrenzenden Nebenstraße werden Drogen aus den Autos heraus an Jugendliche verkauft. Er bemängelte, dass diese Probleme polizeilich bekannt sind, aber leider von dort nichts unternommen wird.
Der anwesende Polizist wies auf den Personalmangel bei der Behörde hin. Bei konkreten Beobachtungen sei das Kfz-Zeichen zu notieren und unter 110 die Polizei zu rufen. Frau Jeuschnik (Stadtverwaltung) erklärte, dass der Holz-Spielplatz in der Fußgängerzone abgebaut wird.
Bürger wiesen auch auf die offene Drogenszene auf dem Tellmann-Platz und im angrenzenden Maria-Lenssen-Park hin. Mitarbeiterinnen des Familienzentrums Mühlenstraße bestätigten dies. Wunsch einer Bürgerin war es, einen Leitfaden mit Anlaufstellen/Tel.-Nr. zu erstellen, an die sich Hilfesuchende wenden können. Weiter wurde das Parken vor den Lokalen in der kleinen Fußgängerzone an der Stresemannstraße bemängelt, das seitens der Behörden ignoriert werde.
Eine Bürgerin wünschte sich, dass die Naherholungsgebiete in Rheydt (Stadtwald, Bresgespark und Hugo-Junkers-Park) besser gepflegt werden.
Ein Geschäftsinhaber (Bürger und Geschäftsinhaber in Rheydt) wies auf die Verkehrsprobleme auf der Hauptstraße (Fußgängerzone) hin. Ab ca. 17 Uhr und samstags nachmittags wird die Fußgängerzone als Durchfahrtstraße genutzt, teils mit hoher Geschwindigkeit. Dies ist eine große Gefahr für Kinder und Fußgänger. Er wünscht sich mehr Verkehrskontrollen und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von max. 10 km.