Das ehemalige Polizeipräsidium an der Theodor-Heuss-Straße ist als zusammenhängende Entwicklungseinheit zu begreifen und zu einem Wissenscampus als neuen „pulsierenden Mittelpunkt“ des Hochschulquartiers zu entwickeln. Der Wissenscampus soll zu einem unverwechselbaren Standort mit Strahlkraft über das Hochschulquartier hinaus werden. Dafür sind bauliche Veränderungen und behutsame Ergänzungen an den denkmalgeschützten Gebäuden, auch im Bereich der Grünfläche sowie die Integration architektonisch ansprechender Neubauten aus städtebaulicher, denkmalrechtlicher und funktionaler Sicht zu prüfen.
Es bedarf der Entwicklung des Standorts und seiner denkmalgeschützten Gebäude für eine urbane und vielseitige Nutzungsmischung ebenso wie der Öffnung und Einbindung in das stadträumliche und vernetzende System des Hochschulquartiers. Eine Mischung aus Hochschule, Kultur- und Kreativwirtschaft, Startups, hochschulaffinen Nutzungen und Gemeinschaftseinrichtungen, Gastronomie sowie Angebote des öffentlichen, sozialen Lebens sind hier anzustreben.
Die neuen Nutzungen sind auf Grundlage der Machbarkeitsstudie Innovationscampus Mönchengladbach“ nach den „Fünf Entwicklungssäulen“ in den weiteren Planungen
zu konkretisieren und umsetzungsfähig zu etablieren. Der Verein Wissenscampus Mönchengladbach e. V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Planungen zur Nachnutzung fortzuführen und ein tragfähiges Nutzungskonzept, das insbesondere auf die Anforderungen des Strukturwandels reagiert, zu erarbeiten.
Auf Ebene des Rahmenplans können erste räumliche Setzungen für eine kleinteilige Nutzungsmischung dargestellt werden. Der denkmalgeschützte Gebäuderiegel entlang der Theodor-Heuss-Straße mit den ehemaligen Büroräumen eignet sich, insbesondere auf Grund der unmittelbaren Nähe zu den Hochschulgebäuden auf der gegenüberliegenden Straßenseite, in erster Linie zur Erweiterung der Hochschule. So könnten die Räumlichkeiten beispielsweise als Büros, Lern- oder Seminarräume genutzt werden.
Die Alte Wache an der Theodor-Heuss-Straße steht nicht unter Denkmalschutz – daher steht das Gebäude zur Disposition. Für den Umgang mit diesem Gebäude gibt es zwei Optionen. Eine Umnutzung des Gebäudes bietet sich an, sofern konkrete Investitionsabsichten bestehen und der Nutzungsschwerpunkt den Nutzungen im Wissenscampus gleicht. Ebenso ist die Errichtung eines Neubaus in Verbindung dem der Rückbau der Alten Wache denkbar. In einem Neubau könnten beispielsweise moderne Forschungs- und Seminarräume für die Hochschule entstehen. In Verbindung mit der vorgeschlagenen Nutzung des denkmalgeschützten Gebäuderiegels entlang der Theodor-Heuss-Straße durch die Hochschule kann so ihre Präsenz und Sichtbarkeit im Stadtraum erhöht werden. Der Neubau muss nicht zwingender Weise mit dem bestehenden Gebäuderiegel entlang der Theodor-Heuss-Straße verbunden sein. Es besteht die Chance, die Giebelseite des denkmalgeschützten Gebäudes wieder herzustellen und einen direkten Zugang von der Theodor-Heuss-Straße in den Wissenscampus (in Richtung Turnhalle) zu gestalten. Optional können Gebäuderiegel und Neubau mit einem „gläsernen Foyer“ verbunden werden.
Als frequenzbringende Einrichtungen sind gastronomische Angebote wie z. B. eine neue Mensa auf dem Wissenscampus an prominenter Stelle zu entwickeln. Hierfür bietet sich insbesondere der Bereich des denkmalgeschützten Gebäudes am neu gestalteten Vorplatz an der Theodor-Heuss-Straße (vgl. Maßnahme H.7 Querung Theodor-Heuss-Straße) an. Mit zusätzlichen außengastronomischen Angeboten bespielt die Mensa künftig den öffentlichen Raum und trägt als Dreh- und Angelpunkt zur Belebung des Campusboulevards und des gesamten Hochschulquartiers gleichermaßen bei. Für die Konkretisierung der Mensa – möglicherweise in den denkmalgeschützten Bestand oder in das Hochhaus integriert oder als ergänzender Neubau – muss eine konkrete Nutzer- und Betreiberkonzeption entwickelt werden.
Die Turnhalle im Inneren des Geländes ist für die Stärkung der Hochschul-Infrastruktur zu erhalten und als Raum für den Hochschulsport, aber auch für weitere Nutzergruppen zur Verfügung zu stellen. Der unmittelbar östlich angrenzende Gebäudetrakt ebenso wie die denkmalgeschützten Gebäude entlang der Webschulstraße bieten zusätzliche Erweiterungsoptionen im Bestand, z. B. für Büronutzungen. Zudem eignen sich die beiden Bereiche auch auf Grund der ruhigeren Lage und Ausrichtung als Co-Living-Bereiche für die Hochschule und weitere Nutzer des Wissenscampus. In den ehemaligen, hallenartigen Werkstätten unter dem Uhrenturm können Räume für ein Gründerzentrum für Start-ups sowie weitere Flächen für kreative, Werkstätten, Ateliers, Veranstaltungen oder für gastronomische Angebote mit guter Südausrichtung entstehen. Hier sind weitere Anbaumöglichkeiten zu prüfen, um Nutzungen mit einem größeren Flächenbedarf realisieren zu können. In den Erdgeschosszonen sind hier generell Nutzungen zu etablieren, die mit den Freiflächen des Campusboulevards korrespondieren.
Für den Umgang mit dem mehrgeschossigen Hochhaus des ehemaligen Polizeipräsidiums bestehen ebenfalls zwei Optionen. Auch hier bietet es sich an, sofern konkrete Nutzungsabsichten bestehen, die vorhandene Baustruktur neu zu aktivieren. Nach einem Rückbau des Hochhauses könnte an gleicher Stelle aber auch ein Neubau entstehen. Innerhalb des geschützten Rahmens der Gebäude des neuen Wissenscampus eignet sich dieser Bereich für weitere Hochschulnutzungen beziehungsweise hochschulaffine Nutzungen, wie z. B. die geplante Junior-Universität, oder auch für Veranstaltungsräume.
Die im inneren Bereich des ehemaligen Polizeipräsidiums, zwischen Uhrenturm/Garagentrakt und den Gebäudetrakten A, B und D, vorhandene Grünfläche ist als ein geschützter, grüner Hof mit Spielwiese zu entwickeln. Die offen gestaltete Wiese lädt zum Verweilen im Grünen ein, bietet Raum für Sport oder zum Lernen. Sie soll Studierenden, Angestellten und Bewohnern aller Altersgruppen abwechslungsreiche und flexibel nutzbare Freiräume bieten. Mit Blick auf den Fachbereich Oecotrophologie der Hochschule kann ein Teilbereich auch für Urban Gardening genutzt werden. In diesem Innenhof ist auf eine gute Beleuchtung in den Abendstunden zu achten. Im Hinblick auf die Klimaerwärmung bietet sich hier eine wertvolle Fläche zur Reduzierung von Hitzeräumen und sollte daher auch unbedingt erhalten bleiben.
Auch die ergänzende Entwicklung einer Kita in diesem Bereich ist denkbar und würde das bisherige Angebot im Hochschulquartier erweitern, da die derzeitige Einrichtung in der Bromberger Straße ausgelastet ist. Neben einem eigenen Freibereich können die Außenräume der Kita um die öffentlichen Freiräume im geschützten Innenhof erweitert beziehungsweise diese zusätzlich genutzt werden. Vorhandene Grünstrukturen können somit erhalten und durch eine sinnvolle Nutzung erweitert werden. Raumprogramm und Größenordnung sind in den weiteren Planungen zu konkretisieren.
Durch den neuen Wissenscampus steigt generell der Stellplatzbedarf. Um diesen Bedarf zu decken – ebenso um den grünen Innenhof räumlich zu fassen –, ist vorgesehen, im östlichen Abschnitt des Wissenscampus eine Mobilitätsstation zu entwickeln (vgl. Maßnahme H.0 Fachplan Parken HSQ). Hier können im Erdgeschoss quartiersbezogene Angebote ergänzt werden. Es empfiehlt sich neben mobilitätsbezogenen Angeboten, besondere öffentlichkeitswirksame oder auch hochschulaffine Nutzungen, kleinere Gewerbeeinheiten, eine Paketstation und/oder soziale Einrichtungen, die insbesondere für Belebung und kontrolle sorgen, zu integrieren.