Der Kulturlandschaftspfad der Stadt Mönchengladbach

Schauen Sie rein und machen sie sich auf den Weg

Ihr Ausflug kann beginnen. Diese Karte ist gleichsam die Eintrittskarte zu einem naturgrünen Erlebnis mit spannenden Geschichten. Ganz nach Belieben per Rad oder zu Fuß. Entlang der Strecke gibt es viel zu entdecken auch und gerade abseits unserer täglichen Wahrnehmung. Und ganz besonders gilt für den Kulturlandschaftspfad die bekannte Devise: Der Weg ist das Ziel. Der Pfad ist gleichermaßen sehr reizvoll und jede Station ein Ziel für sich.

 

Mit Hase und Igel gemeinsam unterwegs…

Natur und Kultur neu er-fahren, er-wandern und er-leben.

Sie werden die beiden lustigen Gesellen immer wieder auf Ihrem Weg antreffen. Die Hase- und Igelschilder entlang des Pfades helfen Ihnen den richtigen Weg zu finden.

Schon am Startpunkt, dem Eingangsbereich der Minigolfanlage, erwartet sie ein grünes Panorama:

Die Rheydter Höhe mit Rast- & Wasserspielplatz erlaubt einen Blick über die Landschaft, die Ihnen unterwegs begegnen wird. Es geht Richtung Nordwesten bis zum Hardter Wald. Schon auf den ersten Kilometern präsentiert sich das Umland vielfältig und relativ kleinteilig strukturiert.

 

Es geht durch kleine verstreute Siedlungen, Felder, kleine Waldflächen, Ackerland, Obstwiesen und Obstgärten. Niederrhein wie er leibt und lebt.

Der Natur wieder auf die Sprünge helfen:

Im Genhülsener Wald wird die Feuchtheide sorgfältig gepflegt. Dabei bedient sich die Stadt Mönchengladbach ganz besonderer Methoden, beispielsweise der alten Bewirtschaftungsform des „Abplaggens“: Die oberste Humus-Erdschicht wird vorsichtig abgeschoben, um mineralischen Boden freizulegen – das Keimbett für typische Heidepflanzen wie die Glockenheide (Erica tetralix), Besenheide (Calluna vulgaris) und Pfeifengräser (Molinia spec.). Es entwickelte sich ein Mosaik von seltenen Kleinstlebensräumen: Tiefere Feuchtgebiete, höher gelegene Trockenzonen und auch Waldinseln mit Eichen (Quercus spec.), Birken (Betula spec.) und Buchen (Fagus sylvatica). Hier wird die Heide als Heimat selten gewordener Pflanzen erhalten, wie sie im Westen der Stadt zwischen den Achsen von Hardt nach Rheindahlen und von Venn über Holt bis Pongs über Jahrhunderte die Landschaft prägte.

Peschen sind kleinere Waldstücke, die als Inseln inmitten einer Feld- und Ackerlandschaft liegen. Die Grotherather Peschen wurden einst zur Niederwaldwirtschaft angelegt. Bei dieser Wirtschaftsweise wurden Baumarten wie beispielsweise Buchen (Fagus sylvatica), Hainbuchen (Carpinus betulus) und die Haselnuss (Corylus avellana) bis auf ca. 0,5-1m Höhe gekappt (auf Stock setzen). Aus der Schnittstelle wuchsen neue Triebe heraus, die nach wenigen Jahren erneut gekappt wurden. Durch dieses Verfahren entstanden strauchartige Bäume. Das Ziel dieser Wirtschaftsweise war über Jahrhunderte hinweg die schnelle Holzgewinnung. Durch langjähriges kunstvolles Beschneiden entstanden im Laufe der Zeit riesige Buchenstöcke. Einzelne Bäume in Peschen ließ man hingegen stehen und zu kräftigen Stämmen heranwachsen. Peschen und Waldränder sind ökologisch besonders wertvoll. Hier werden die Lebensräume Wald, Feldflur und Grünland effektiv verbunden und werten sich gegenseitig auf. Es entsteht ein kleines Paradies für Pflanzen und Tiere.

Ein Stück Stoff zur Textilgeschichte:

Flachs aus Mönchengladbach gehörte einst zum Besten in ganz Deutschland. Längst liefern die historischen Flachsrösten im Naturschutzgebiet „Viehstraße“ keine Fasern zum Spinnen von Leinen mehr – wohl aber einen wertvollen Lebensraum für verschiedenste Amphibien. Flachsrösten sind künstlich angelegte Wassergruben, in denen die Pflanzenstengel früher nach der Ernte „rösteten“, d.h. verrotteten. So lösten sich die spinnbaren Fasern vom holzigen Inneren. Danach wurden die Flachsbündel an der Luft getrocknet. Die Flachsrösten sind zugleich eingetragende Bodendenkmäler der Stadt Mönchengladbach: Insgesamt 107 Einzelgruben, die als Bodendenkmale und Lebensräume dauerhaft gepflegt werden.

Die Viehleite - ein Bodendenkmal mit historischem Seltenheitswert. Einst sorgte dieses erdige Landsträßchen dafür, dass bäuerliche Nutztiere auf dem rechten Weg blieben. Wälle links und rechts der Strecke hielten das Vieh auf Kurs und verhinderten Flurschäden in den angrenzenden Äckern. Erstmals erwähnt wird die Viehleite in einer Quelle des frühen 16. Jahrhunderts. Demnach trieben Bauern ihre Tiere diesen Weg zum Weiden entlang, der sie in die Heide nordöstlich von Rheindahlen führte. Heute erstreckt sich hier ein besonderer Feucht-Lebensraum für Pflanzen und Amphibien. Die Stadt Mönchengladbach pflegt es regelmäßig.

Obstwiesen sind ein klassisches Stück niederrheinischer Naturkultur – in Kothausen lässt sich diese Tradition sehr anschaulich erleben. Es sind Anpflanzungen von hochstämmigen großkronigen Obstbäumen. Die darunterliegenden Wiesen bzw. Weiden werden in bewährter Tradition naturnah, also nicht intensiv, bewirtschaftet. Es kommt also nie vorrangig auf den Ernteertrag an – was ein grundsätzlicher Unterschied zu Plantagen ist. Den Wiesenwuchs unterhalb des behutsam beschnittenen Baumbestands wird abgemäht oder mit Tieren wie Kühen, Schafen u.a., beweidet. Obstwiesen sind kleine ökologische Paradiese für eine artenreiche Natur. Denn die bis zu 3.000 verschiedenen Tierarten fühlen sich hier wohl – beispielsweise der besonders auf diese baumhöhlenreichen Lebensräume angewiesene seltene Steinkauz (Athene noctua).

Stippvisite im Mittelalter: Die Hardter und Hehner Landwehr wurden im Laufe des 14. und 15. Jahrhunderts als Befestigungswälle gegen unliebsame Eindringlinge sowie natürliche Barrieren für umherirrendes Vieh angelegt. Beide Anlagen veranschaulichen die kulturhistorische Entwicklung unserer Landschaft – und werden heute mit ihrem mehrstufigen Gehölzaufbau nicht nur als ökologisch wertvoller Lebensraum, sondern auch als Wind- und Wetterschutz für Erholungssuchende geschätzt. Der Kulturlandschaftspfad hat wichtige Impulse für die Rekonstruktion der Hehner Landwehr gegeben. Vier Teilabschnitte bekamen eine neue Bepflanzung nach historischem Vorbild - mit typischen Straucharten wie Schlehe (Prunus spinosa), Hainbuche (Carpinus betulus) und Hundsrose (Rosa canina) sowie verschiedenen Baumarten, die traditionelle Gehölze auf Landwehren sind.

Die Teufelskull oder Düvelskull an der historischen Landwehr ist eine Sage: In uralter Zeit soll Satan hier höchstpersönlich aus der Erde emporgefahren sein, um einen Missetäter durch den Schlund in die Hölle zu ziehen. Heute bietet die Landschaft einen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen, insbesondere die Wegränder. Denn hier wachsen Gräser, Kräuter, Bäume und Hecken. Hier nisten Vögel, hier suchen Wildbienen und Schmetterlinge Nektar, hier finden Igel ein Versteck. In diesem Lebensraum spielen Ackerwildkräuter innerhalb der Nahrungskette der Feldflur, eine wichtige Rolle. Sie bilden „Futter“ für zahlreiche Nützlinge, die ganz natürlich dabei helfen, Schadinsekten zu verringern - Pflanzenschutz auf rein biologische Art.

Aus der alten Kiesgrube Vorster Busch ist mit gezielter Hilfe des Menschen ein wertvoller Lebensraum geworden. So entstand hier ein vitaler Lebensraum für zahlreiche, auch seltene Amphibien- und Vogelarten. Die Stadt Mönchengladbach hat in ihrem Landschaftsplan die Altabgrabung Vorster Busch als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Die Natur wurde sich hier weitestgehend selbst überlassen. Andererseits unterstützte die Stadt die Wiederherstellung der Landschaft durch gezielte Schritte, beispielsweise durch das Anlegen unbegradigter Uferböschungen, das Aufschütten einer Vogelinsel und Gehölzbepflanzungen in den Randbereichen der Grube, welche als natürliche Barriere dient. So wurde eine artenreiche Übergangszone zwischen verschiedenen naturnahen Lebensräumen und landwirtschaftlichen Flächen geschaffen.

Einst war der heute so bekannte Hardter Wald eine ausgedehnte Heide, die als Weideland genutzt wurde. Für ihr Vieh schaufelten die Bauern eine Tränke – eben die „Kull“ mit dem verhexten Namen. Das kleine, einst von Menschenhand geschaffene Naturdenkmal ist ein wichtiger Laich- und Lebensraum für Lurche wie den Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), die Erdkröte (Bufo bufo) und den Grasfrosch (Rana temporaria). Die Stadt Mönchengladbach hat die geschützte Bodensenke in ihren Landschaftsplan aufgenommen. Ein besonderer Blickfang, ist die weit über hundertjährige, einzelnstehende, schöne Eiche, die dem Ort eine besondere Eigenart verleiht.

Geheimnisumwittert und voller Rätsel: das Grabhügelfeld im Hardter Wald gehört zu den größten antiken Bestattungsstätten am Niederrhein. Das geschätzte Alter liegt zwischen 2000-2700 Jahren. Vermutungen besagen, dass hier die Eburonen, Angehörige eines Stammes, der um 50 v. Chr. einen Aufstand gegen die römische Macht am Rhein führte und von Cäsars Legionen fast vollständig vernichtend geschlagen wurde, dort ihre Verstorbenen in Urnengräbern beigesetzt haben. Heute sind die Grabhügel des großräumigen Bodendenkmals völlig verflacht. Bei der letzten großen Untersuchung im Jahr 1954 listeten Wissenschaftler/ innen 262 Hügel- und 10 Langbettgräber auf. Hinzu kommen ungezählte Flachgräber. Ursprünglich muss die Zahl der Bestattungsplätze noch bedeutend größer gewesen sein.

Ende grün, alles grün: Willkommen am Ziel!

Der Wanderparkplatz an der Gaststätte „Onkel Gustav“ ist die 12. und letzte Station auf dem Kulturlandschaftspfad. Hier finden sie einen attraktiven Aussichtspunkt im Hardter Wald – ein beliebtes Nahausflugsziel in Mönchengladbach. Die Landschaft wird bis heute forstwirtschaftlich genutzt. Kiefern (Pinus spec.) und Douglasien (Pseudotsuga menziesii) bilden rund 50% des Baumbestands. Nach Aufforstung der Heide durch die preußische Forstverwaltung im 19. Jahrhundert zählte der Hardter Wald zum Kammerforst – dem einst größten Waldgebiet zwischen Gladbach, Hardt und Rheindahlen.