Die Gitarre - überall beliebt und enorm vielseitig

Florian Louven, ehemaliger Musikschüler, studiert Physik

Gib mir C-Dur, G-Dur und F-Dur: drei Akkorde und ich bin für euch Cat Stevens oder Ed Sheeran. Ob im Kindergarten, in der Schule, beim Zeltlager oder auf Partys - Gitarrenmusik bildet den Klangteppich unserer Sozialisation. Wenn die Rock- und Popmusik ohne Gitarre auskommen müsste, dann wäre das wie ein Bild mit einem klaffenden schwarzen Loch in der Mitte.

Genau wie das Klavier wird die Gitarre oft als Begleitinstrument genutzt. Gegenüber ihrer großen Schwester hat die Gitarre einen Vorteil: Man kann sie überallhin mitnehmen. Doch Liedbegleitung bedeutet nicht nur, schrumm-schrumm ein paar Akkorde in Endlosschleife zu spielen. Ein guter Gitarrist ist eine Ein-Mann-Band. Er greift die Stimmen von Keyboard, Schlagzeug und Bass auf und verbindet sie zu einem Sound, der dem Originalklang atmosphärisch möglichst nahe kommt.

Die Gitarre ist aber mehr als ein guter Kumpel. Schon im Barock wurden viele Stücke für die Laute komponiert, eine Ur-Ur-Großtante der Gitarre. Seit der Romantik fühlen sich viele Komponisten durch den zarten, subtilen Klang dieses Zupfinstruments angesprochen. Technisch ist die Gitarre durchaus eine Herausforderung: Man muss die Finger der linken Hand bei Mehrklängen oft weit spreizen und dabei mit Kraft auf die Saiten drücken. Sonst klingt der Ton stumpf. Reckturner haben eine dicke Hornhaut an den Handballen, Gitarristen an den Fingerkuppen. Mehr muss man wohl nicht sagen.


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Zu wem passt die Gitarre?

Die Gitarren-Klientel in der Musikschule ist ein bunt gemischter Club aus Jung und Alt, Arm und Reich, Bürgerlich und Flippig. Während man der Geige nachsagt, sie sei ein Instrument für Töchter aus gutem Hause, hat die Gitarre diesen elitären Touch nicht. Nur wer von einer Laufbahn im Sinfonieorchester träumt, sollte ein anderes Instrument wählen. Da die zarte Stimme der Gitarre eher in eine kleine Kapelle passt als in den Kölner Dom, geht sie in einem großen Orchester unter.

Berühmte Gitarrenmusik

Der Name Gitarre kommt von dem spanischen Wort Guitarra. Eine Konzertgitarre wird auch spanische Gitarre genannt. Da wundert es nicht, dass viele Gitarrenstücke ihre Wurzeln in diesem

Land haben. Die „Spanische Romanze“ ist auf der Gitarre so bekannt wie „Für Elise“ auf dem Klavier. Unklar ist, wer sie im 19. Jahrhundert komponiert hat. Das Stück in

e-Moll wird durchgängig mit Triolen gespielt, jede begleitet von einem Basston. Das sorgt für einen weichen, fließenden Ohrwurm-Rhythmus. Joaquin Rodrigos „Concierto de Aranjuez“ mit Flamenco-Anklängen ist eines der populärsten Stücke der Musikgeschichte, vor allem der langsame, klagende zweite Satz. Darin beschreibt der blinde Komponist Rodrigo im Wechselspiel von Gitarre und Englischhorn seine Bitte, Gott möge nach dem Tod seines Sohnes wenigstens seine Frau leben lassen, sein „Augenlicht“.

„Today is gonna be the Day...“ - der Oasis-Song „Wonderwall“ ist ein Klassiker an Lagerfeuern auf der ganzen Welt. Man erkennt diese schroffe Liebeserklärung mit dem ersten Riff der Gitarre, einer Variation über A-Dur. Eigentlich einfach zu spielen, Noel Gallagher soll für das Komponieren nur zehn Minuten gebraucht haben. Dadurch hat er sich vermutlich für den Rest seines Lebens die Miete gesichert.

Joscho Stephan

Gypsy Swing-Weltstar

Der ehemalige Schüler Joscho Stephan ist inzwischen als Gypsy Swing-Gitarrist weltweit auf Tournee.

Joscho Stephan ist einer der drei weltweit erfolgreichsten Gypsy Swing-Gitarristen. New York, Nashville, Moskau, Australien - 140 Konzerte im Jahr sind für ihn Standard. Dabei hat er den Gitarrenunterricht an der Musikschule mit 14 Jahren beendet und auch nie eine Musikhochschule von innen gesehen. Als 14-Jähriger hörte er zum ersten Mal Musik des legendären Gypsy Swing-Gitarristen Django Reinhardt und wusste: Das ist mein Ding. Aber auch: Das kann mir keiner beibringen. Er guckte sich von Videos ab, wie diese gut gelaunte Musik mit ihrem quirligen, nach vorne drängenden Rhythmus aufgebaut ist. Und frickelte sich durch die aberwitzig schwierigen Reinhardt-Akkorde. Nach Noten zu spielen, fällt Joscho bis heute schwer. Woher kommt so eine Ausnahme-Begabung? Django Reinhardt war Sinto, Joschos Großvater Roma. Zwar hat Joscho einen Niederrhein-Dialekt und er wurde mit den Beatles und Carlos Santana sozialisiert. Aber seine dunklen Haare und Augen lassen seine Wurzeln ahnen, genau wie seine ursprüngliche Musikalität. Ob er Unterricht überflüssig findet? Joscho lacht. „Absolut nicht. Ich bin dankbar für meine klassische Ausbildung.“ Er habe dadurch ein vernünftiges Lagenspiel gelernt und mache sehr koordinierte Musik. Was er seinem damaligen Lehrer Jerzy Makowski auch hoch anrechnet: „Er hat nicht geschmollt, als ich aufhörte, sondern mich ermutigt. Wir sind heute noch gute Freunde.“

Fabian Freesen

Musiklehrer an einer Gesamtschule

Fünfmal hat er bei „Jugend musiziert“ mitgemacht - und sich fünfmal beim Bundeswettbewerb einen ersten Preis erspielt. 13 Jahre lang hatte Fabian Freesen Gitarren-Unterricht bei Joachim Küppers: „Ein toller Mensch und großer Pädagoge. Er hat mich enorm gefördert, ohne Druck zu  machen“, sagt Fabian. Er hat klassische Gitarre in Maastricht studiert und danach 15 Jahre lang als klassischer Solo-Gitarrist internationale Preise gewonnen und Konzerte gegeben - in Europa, Asien und Amerika. Für ihn war es normal, zehn Stunden am Tag und sieben Tage die Woche zu üben. Vor ein paar Jahren hat er diesen Hochleistungssport aufgegeben und als Quereinsteiger den Abschluss als Schullehrer gemacht. Nun ist Fabian Musiklehrer an einer Gesamtschule und ein „spießiger Beamter“, wie er amüsiert feststellt. Er hat ein festes Zuhause in Düsseldorf, Frau und Baby Karlotta. Sein Lehrer-Ausbilder Peter Lischewski sagt über Fabian: „Es hat mich tief beeindruckt, wie er mit Kindern umgeht. Und sie profitieren von seinem riesigen musikalischen Background.“ Am meisten Spaß macht es Fabian nach wie vor, „vor der Klasse die Show zu schmeißen“. Und Kinder ohne Druck zu ermutigen, dass sie über sich hinauswachsen. So wie er es von Joachim Küppers kennt.

Übrigens...

Die Baglama (sprich: Baalama) ist eine türkische Verwandte der Gitarre. Auch auf diesem traditionellen Instrument bietet die Musikschule Unterricht an. Wenn sich türkische Familien zusammen setzen oder Freunde treffen, holt meist jemand seine Baglama und es wird gemeinsam gesungen. Die Baglama hat sieben Saiten, man spielt zweimal zwei und einmal sogar drei gleichzeitig. Viele Schüler sind türkischstämmig, für sie ist das Instrument ein Stück alte Heimat. Auch für Deutsche ist die Baglama eine schöne Möglichkeit, die türkische Kultur kennenzulernen.