„Ist da eine Oma drin?“ Diesen Satz kennt jeder Kontrabassist, der mit seinem Instrument im Koffer unterwegs ist. Tatsächlich steckt in dem fast zwei Meter hohen, taillierten Kasten ein Musikinstrument, das viel mit einer älteren Dame gemeinsam hat.
Diese Oma ist der sichere Hafen für die ganze Orchesterfamilie. Die große, kräftig gebaute Matrone strahlt Bodenständigkeit und Wärme aus, man fühlt sich in ihrer Gegenwart geborgen. Sie erzählt Geschichten aus aller Welt, kann aber auch gut zuhören und mal fünf gerade sein lassen. Die Wirbel auf ihrem Kopf sehen aus wie Lockenwickler. Denn die alte Dame macht sich gerne schick.
Der Kontrabassist spielt im Stehen, als würde er seine üppige Tanzpartnerin im Arm halten. Oder er sitzt auf einer Art hohem Barhocker. Unten am Kontrabass ist ein Stachel als Stehhilfe. Mit ihm überragt das Instrument seinen Musiker. Klassische Musik spielt der Kontrabassist zu 98 Prozent mit Bogen, und zwar im Untergriff: Die Hand führt den Bogen von unten mit gerundetem Handteller, als liege ein Apfel darin. In der Jazzmusik ist es genau anders herum: 98 Prozent der Musik werden pizzicato gespielt, also mit den Fingern gezupft.
Um den tiefsten Ton auf dem Kontrabass zu produzieren, würde die Orgel eine zehn Meter lange Pfeife brauchen. In dieser Tonlage entstehen so lange Schallwellen, dass wir sie körperlich fühlen können. Der Kontrabass wird an Bauch und Schulter an den Körper gelehnt. Beim Spielen spürt der Musiker ein angenehmes Vibrieren im Bauch. Und wer die Schuhe auszieht, kann auf Holzboden auch ein leichtes Kitzeln unter den Füßen wahrnehmen. Die meisten Menschen lieben diese tiefen Töne. Auch Babies mögen das beruhigende Brummen. Bei den hohen Signaltönen der Geige hingegen fangen sie schnell an zu weinen. Genau wie die Geige hat der Kontrabass keine Bünde, sondern man muss die Finger nach Gehör richtig platzieren. Aber wenn das mal nicht ganz gelingt, verzeiht die alte Dame manches. Hohe, schiefe Töne stören unser Ohr mehr.
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