Bratsche spielen ist eher wie eine Wattwanderung über Sandbänke als das Extremklettern der Geiger. Die Bratsche ist keine Diva, keine Aspirantin für aufregende Soli. Die große, ruhige Schwester der quirligen Geige lenkt im Orchester oft die Stimmung. Sie spürt als erste, ob es lustig, traurig oder dramatisch wird. Im Streit der Orchesterfamilie ist sie es, die den Konsens fördert. Wenn in einer Brahms-Sinfonie die Hörner vier Takte ein Solo spielen, dann nehmen die Bratschen die letzten zwei Töne davon auf und geben sie an die ersten Geigen weiter. Sie fallen nicht auf, aber ohne sie würde da ein Loch klaffen oder zumindest wäre der Übergang schroff.
Ihren Namen hat die Bratsche, auch Viola genannt, von der italienischen Bezeichnung „Viola da Braccio“ (Armgeige). Sie ist 43 cm lang. Das sind etwa neun Zentimeter mehr als bei der Geige. So einen Knochen mit verdrehtem linken Arm zu halten, lernen Bratschisten aber ebenso wie Geiger.
Und dafür belohnt sie der anschmiegsame Samttöner: Viele verlieben sich in den Klang der tiefen C-Saite. Sie kann weich, verträumt und melancholisch daherkommen, aber im Forte auch wild und rau, „wie der Rauchgeschmack von Holz und Erde“, beschrieb der Komponist Ligeti. Die Bratsche ist eine Quinte tiefer gestimmt als die Geige und eine Oktave höher als das Cello. Ihr Stimmsitz ist wie bei einer Alt-Sängerin mit üppigen Rundungen: geerdet und auch in der Höhe dunkel gefärbt.
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