Der Pop-Gesang - je markanter die Stimme, desto besser

Vera Bolten, ehemalige Musikschülerin, ist eine erfolgreiche deutsche Musical-Darstellerin.

Im Haus des Popgesangs wohnt Billie Eilish neben Billie Holiday, Sam Smith neben The Smiths, Johnny Cash neben Elton John. Adele neben Adel Tawil und Freddy Mercury neben Fred Astaire. Will sagen: Unter diesem Dach haben alle Richtungen des populären Gesangs ihr Zuhause.

Auch wenn der Heavy Metal-Star Ozzy Osbourne und Schlagersängerin Helene Fischer bei einem Duett Probleme hätten, auf einen Nenner zu kommen: Es gibt wichtige Gemeinsamkeiten unter allen Popsängern. Im klassischen Gesang herrscht ein Klangideal. Das meiste, was gesungen wird, steht in den Noten. Im Popgesang hat jeder Sänger seinen eigenen Stil. Die Stimme darf kratzen wie bei Joe Cocker, rauchig klingen wie bei Bonnie Tyler oder brummen wie ein Reibeisen bei Louis Armstrong. Je markanter, desto besser.

Anders als im klassischen Gesang wird meist mit Mikrofon gesungen. Popsänger nutzen eine Technik, die der natürlichen Sprechstimme nah ist. Es kommt im Pop nicht nur darauf an, wie perfekt ein Ton gesungen wird, sondern was der Klang an Emotionen und Ausdruck transportiert. Auch Brüche, Computerstimmen oder das „Screaming“ (zu deutsch: Gebrüll) eines Metal-Sängers gehören dazu - dabei ist übrigens eine gute Technik extrem wichtig, um die Stimme nicht zu schrotten.

Wahrscheinlich drehen sich 80 Prozent der Popmusik um ein Thema: Liebe. Warum? Nichts macht so glücklich, wie verliebt zu sein. Nichts so traurig wie Liebeskummer. Popsongs erzählen Geschichten, die uns alle verbinden.

 

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Zu wem passt Popgesang?

Sängerinnen und Sänger sind keine Typen, die sich gerne im Mauseloch verkriechen. Denn man zeigt dabei viel von sich. Nicht umsonst sind die Worte „Stimme“ und „Stimmung“ sehr ähnlich. Hilfreich beim Lernen ist eine gute Wahrnehmung des eigenen Körpers. Denn bei der Tonbildung kommt es auf feine Nuancen in der Stellung von Lippen, Zunge und Kehlkopf an. Damit der Ton tragfähig und trotzdem leicht zu singen ist, helfen innere Bilder - zum Beispiel die Vorstellung, über eine Wäscheleine zu singen, die zwischen den Ohren aufgespannt ist. Auch Bewegungen verändern den Klang: Bitte einmal ein beherztes „Ey!“ rufen. Und nun noch mal und dabei Augenbrauen hochziehen und erschrocken gucken. Sofort klingt der Ton viel lauter. Diese Technik nennt man „Twang“.   

Viele Jugendliche träumen davon, Stars zu werden. Ob das wirklich ein Traumberuf ist, sei dahingestellt. Aber beim Musikschul-Konzert oder Schulfest mit Mikro auf der Bühne zu stehen, ist ein einzigartiges Gefühl - und der Weg dahin mit Unterricht nicht weit.

Berühmte Popgesangsstücke

Das optimale Lied für Unentschlossene ist Adel Tawils „Lieder“, ein Flickenteppich aus über 30 anderen Songs. Dieser Ritt durch die Popgeschichte der letzten 50 Jahre wurde auf YouTube 83 Millionen Mal angeklickt. Adeles stimmungsvolle Ballade „Skyfall“ in dunklem, elegantem c-Moll war der Titelsong zu dem gleichnamigen James Bond-Film von 2012. Sie bekam dafür Oscar, Golden Globe Award und Grammy. Ein 77-köpfiges Begleitorchester steigert die Wucht des Stücks. Der Bond-Darsteller Daniel Craig soll geweint haben, als er „Skyfall“ zum ersten Mal hörte.

Nico Santos „Walk in your Shoes” ist ein aktuelles Beispiel dafür, wie viel aus dem eigenen Leben oft bei Songwritern einfließt. Nico Santos erzählt von seinem besten Freund, der als 15-Jähriger tödlich verunglückte. Ein Klassiker, der ebenfalls Trauer musikalisch verarbeitet, ist Eric Claptons „Tears in Heaven“ von 1992. Es geht um Claptons vierjährigen Sohn, der kurz zuvor vom 53. Stock aus dem Fenster gefallen war.

Andrea Kaiser

Gesangslehrerin und Chorleiterin

Wenn Menschen von ihrem Leben erzählen, dann ist da oft ein roter Faden. Bei Andrea Kaiser ist es die Gabe, Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Das war schon in ihrer Ausbildung als Krankenschwester so. „Mein erstes Anliegen war immer, eine freundliche Atmosphäre zu schaffen“, sagt sie. Und wie gut es manchem Patienten damals tat, einfach mal miteinander zu lachen. Doch Andrea wollte ihr Gesangstalent weiter entwickeln, sie studierte in Köln Pop- und Jazzgesang. Danach arbeitete sie als Sängerin, unter anderem in der Band „Das ist Andrea“. Seit 2008 ist sie Lehrerin für Popgesang an der Musikschule und Leiterin des Popchors „Happy Beats“. Sie hat auch weitere Rock- und Jazz-Chöre in Mönchengladbach und hält viel von dieser Art zu arbeiten, denn „man lernt unglaublich viel voneinander“. Sie liebt es, intensiv am Klang, Rhythmus und Ausdruck zu feilen. Für diese Leidenschaft bildet sie sich auch selbst ständig weiter, inzwischen hat sie auch den Chorleitungs B-Schein. Aber auch die zwischenmenschliche Ebene reizt sie: „Kein Instrument ist so emotional wie die menschliche Stimme. Man kommt sich sehr nahe, spürt ohne Worte, wie es dem anderen geht.“ Und wenn alle gemeinsam einen Klang schaffen, dann passiert etwas Magisches. „Dann sehe ich in den entspannten, offenen Gesichtern, dass jeder beseelt und glücklich ist.“

Vera Bolten

Musical-Darstellerin aus Korschenbroich.

Die Sängerin Vera Bolten macht mal Pause.

Schon mit sechs Jahren kletterte Vera Bolten bei Familienfeiern auf den Tisch und trug Gedichte und Witze vor. In der Musikschule war sie erst im Jugendchor, dann in dem Gesangs-Sextett „The Black Ravens“. „Heute staune ich, was für ein anspruchsvolles Repertoire wir gesungen haben“, sagt sie. Mit 18 Jahren war Vera Preisträgerin beim Bundeswettbewerb Gesang in der Sparte Musical. Auch die Aufnahmeprüfung zur Hochschule in Berlin klappte auf Anhieb. Schon im Studium bekam sie Rollen in großen Musicals, bald Titelpartien in „We will rock you“, „Cabaret“, „Das Wunder von Bern“ und „Les Misérables“. Seit über 20 Jahren hat die quirlige, 1,59 Meter große Frau einen festen Platz in der Musical-Branche und treue Fans. Ihre sichere Stimme, ihr schauspielerisches Können und ihr toughes, bodenständiges Auftreten haben sie so erfolgreich gemacht. „Bei acht Shows pro Woche musst du aber auch sehr diszipliniert sein“, stellt Vera klar. Was sie an dem Zusammenspiel von Musik, Gesang und Tanz so liebt? „Geschichten erzählen, Emotionen auslösen und den Menschen etwas mitgeben“- so wie schon als Sechsjährige.

Übrigens

Singen macht gesund und glücklich: Der Körper produziert dabei deutlich mehr Immun-Botenstoffe, die uns gegen Viren und Co. schützen. Und schon nach 15 Minuten ist der Kreislauf in Schwung. Das Stresshormon Cortisol geht zurück. Wir werden von dem Bindungs- und Kuschelhormon Oxytocin durchflutet, das auch Mutter und Kind beim Stillen ausschütten. Glückshormone wie Adrenalin und Endorphin schenken uns Hochgefühle. Wenn Menschen gemeinsam im Chor singen, schlagen nach einer Zeit sogar ihre Herzen im gleichen Takt.