Die E-Gitarre - Motor der Rock- und Popmusik

Moritz Micha, ehemaliger Schüler, studiert E-Gitarre

Die E-Gitarre wurde vor 90 Jahren aus einem einfachen Grund erfunden: weil die akustische Gitarre zu leise für Bands und Orchester war. Der Verstärker ist die Stimme der E-Gitarre. Ohne ihn könnte sie nur flüstern. Wer mag, kann den Lautstärkeregler aufdrehen, bis die Wände wackeln - oder ihn so runterregeln, dass nebenan die kleine Schwester friedlich weiterschläft. Das Prinzip der E-Gitarre: Unter jeder der sechs Metallsaiten liegt ein Elektromagnet. Wird eine Saite angeschlagen, dann verändert sich das Magnetfeld darunter. Der Verstärker wandelt dieses elektrische Signal wieder in einen Ton um. Die E-Gitarre gehört bei vielen Musikstilen ins feste Team. Man kann auf ihr als Solist und Begleiter spielen oder der Musik den Puls geben. Beim Vibrato zum Beispiel jault die E-Gitarre auf ihre typische Weise auf: Ouwouwou. Wenn beim Tapping die Finger beider Hände auf die Saiten klopfen und hämmern, wirkt das sehr spektakulär. Doch das Schöne an der E-Gitarre ist: Jeder spielt sie auf seine eigene Weise und füllt die Musik mit seiner Persönlichkeit.

 

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Berühmte E-Gitarrenmusik

Es gibt kurze, eingängige Gitarren-Riffs, die gehören zu unserer Kultur wie „Die Blümelein, sie schlafen“ - zum Beispiel das Intro von „Eye of the Tiger“ (Survivor), bekannt durch den Film „Rocky“, „Smoke on the Water” von Deep Purple oder „Satisfaction” von den Rolling Stones. Und wahrscheinlich will jeder E-Gitarrist „Highway to Hell“ spielen und dabei am Ende ekstatisch mit dem rechten Arm kreisen. Der Weg dahin ist nicht allzu lang: Der Gitarrenpart des Stücks von AC/DC ist eher brachial als technisch schwierig. Wer tiefer in die Materie einsteigt, kommt an Steve Vai nicht vorbei. Der 61-Jährige war Gitarrist bei Whitesnake und Frank Zappa, der ihn als Stuntman für unspielbare Passagen einsetzte. Lang und schlaksig, mit dicken Ringen, langen Gewändern und Sonnenbrille spielt er so brillant und rasend schnell wie der Teufelsgeiger Paganini - und zeigt, dass die E-Gitarre ein ebenso virtuoses Instrument sein kann wie die Geige. Der langhaarige Wuschelkopf Pat Metheney gilt als einer der bedeutendsten Jazz-Gitarristen der letzten 30 Jahre. Seine sehr melodiöse Musik lässt sich in keine Genre-Schublade stecken. Er ist seit vielen Jahren auf Welttournee, seine Alben haben ihm 20 Grammys eingebracht. Doch kürzlich sagte er in der „Zeit“: „Ehrlich gesagt habe ich noch nie richtig geübt.“ Das sollte der Nachwuchs besser nicht hören.

Und egal, ob Adele, Helene Fischer, Die Toten Hosen, Ed Sheeran, Justin Timberlake, Pink, Milky Chance oder Sarah Connor - auch bei den meisten Charts-Hits ist die E-Gitarre dabei. Sie ist durch keinen Computer ersetzbar. Die Rock- und Popmusik wäre ohne sie wie ein Auto ohne Motor.

Zu wem passt die E-Gitarre?

Dass E-Gitarristen gerne auf der Bühne eine Show machen, mag für einige zutreffen. Aber genauso gibt es zurückhaltende Typen. „Manche hüpfen, andere machen Musik“, sagt der E-Gitarrenlehrer Markus Vögeler. „Und manche können hüpfen und Musik machen.“
Anfänger haben schnell erste Erfolgserlebnisse. Einige Schüler haben auch große Freude daran, mit dem Verstärker und Effekten zu hantieren. Technik-Freaks wird es an der E-Gitarre nie langweilig. Zwar sind die meisten seiner Schüler männlich. „Aber natürlich können Mädchen das genauso gut“, sagt Markus Vögeler. Ein Beispiel: Seine Schülerin Lilli Berger (10) hätte am liebsten schon als Dreijährige E-Gitarre gespielt. Mit Fünf setzte sie sich durch. „Sie ist sehr pfiffig“, sagt Vögeler. Und Lillis Mutter: „Sie hat schon immer ihr Ding gemacht.“

Léonard Küppers

Gitarrist beim „Starlight Express“ und Event-Musiker

Moritz Micha rockt im Keller der Musikschule.

In Léonard Küppers Elternhaus spielen alle fünf Familienmitglieder Gitarre. Seine Eltern Joachim und Hélène und sein Bruder Marius sind Lehrer an der Musikschule. Sein Bruder Noah nimmt E-Gitarren-Unterricht. Er selbst hat eine feste Stelle als Gitarrist bei dem Musical „Starlight Express“ und ist ein gefragter Event-Musiker. Gibt es unter fünf Gitarristen keine Konkurrenz? „Nein, gar nicht. Jeder hat seine Nische. Wir springen füreinander ein.“ Auch sonst ist für Léonard ein gutes soziales Miteinander bei der Musik eine wichtige Motivation.

„Ich habe ja versucht auszubrechen“, sagt Léonard. Zunächst hatte er Geigenunterricht. Mit 15 Jahren wechselte er aber doch zur E-Gitarre. Bereits nach fünf Jahren studierte er das Instrument an der Hochschule in Essen. Bei „Starlight Express“ hat er sieben bis acht Shows pro Woche. Wird das nicht langweilig? „Bisher nicht, es ist nie genau gleich“, sagt Léonard. Am meisten Spaß macht ihm der sehr offene, freundliche Umgang im Team. Für neue Produktionen übt er bis zu acht Stunden am Tag.Vor allem im Sommer, wenn die Musicals pausieren, spielt Léonard zusammen mit seinem Freund Max Peters als Duo „Jaxman“ jedes Wochenende auf Hochzeiten und Events. Die Spezialität der beiden ist gepflegte Cover-Musik beim Sektempfang. „Bei Hochzeiten bin ich immer ein bisschen nervöser“, sagt Léonard. „Niemand kennt uns. Aber wir sind Teil dieser intimen Feier.“ Er ist gerne Diener des Brautpaares. Die Zusammenarbeit sei schnell sehr herzlich. Die Kritiken, die „Jaxman“ im Internet hat, sind euphorisch: fünfzehnmal die Bestnote. Léonard lacht. „Wir sind halt nette Jungs .“

Gerrit Meinhardt

Unternehmensberater, Band-Gitarrist und seit 21 Jahren Schüler

Das spricht eindeutig für den Lehrer: Gerrit Meinhardt hat bereits seit 21 Jahren E-Gitarren-Unterricht bei Markus Vögeler. Demnächst können die beiden silbernes Lehrer-Schüler-Jubiläum feiern. Der 32-Jährige kann auch eine lange Liste von Bands aufzählen, in denen er schon mitgespielt hat. Gerrit hat die Aufnahmeprüfung für die Musikhochschule geschafft. Trotzdem hat er sich dagegen entschieden, E-Gitarre zu studieren. „Dadurch hat die Musik für mich ihre Leichtigkeit und Freiheit behalten“, sagt er. Nun ist er studierter Physiker und arbeitet mehr als 50 Stunden pro Woche als IT-Unternehmensberater. Wenn er von der Arbeit nach Hause kommt, „daddelt“ er am liebsten erst mal eine Stunde auf der E-Gitarre. Das hilft ihm runterzukommen. „Rockmusik ist für mich eine totale Gefühlssache“, sagt Gerrit. In seinem Job hat er immer ein Ziel und muss Prozesse optimieren. Aber im Prinzip ist es wie in einer Band: „Du musst zuhören können und wissen, an welcher Stelle du reingehst.“

Übrigens

In den 1960er- und 70er-Jahren zelebrierten E-Gitarristen die Rebellion gegen die Elterngeneration - teils gewaltsam. Pete Townshend, Gitarrist von The Who, schlug mit seiner Gitarre zum Konzertende den Verstärker kurz und klein. Ritchie Blackmoore schleuderte sein Instrument an einer abgerissenen Saite herum und zertrampelte es. Jimi Hendrix überschüttete seine noch dröhnende Gitarre mit Feuerzeugbenzin und verbrannte sie auf der Bühne. Er soll sich dabei tüchtig die Finger versengt haben. Angesichts von Arbeits- und Brandschutz wären solche Späße heute wohl nur noch schwer möglich.