FAQ - Häufig gestellte Fragen
Unter Strukturwandel versteht man tiefgreifende Veränderungsprozesse, die meistens von wirtschaftlichen Veränderungen ausgehen, deren Auswirkungen aber die Gesellschaft insgesamt betreffen. Das Ruhrgebiet z.B. hat mit dem Ende der Steinkohleförderung einen Strukturwandel erlebt und auch in Mönchengladbach hat der Niedergang der Textilindustrie zahlreiche, oft negative Folgen gehabt. Den aktuellen Strukturwandel im Rheinischen Revier verstehen wir seitens der Stadt Mönchengladbach als Transformation in Richtung einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft.
Das Rheinische Revier umfasst die Region rund um die drei Braunkohletagebaue Garzweiler, Hambach und Inden. 20 Kommunen grenzen direkt an die Tagebaue an oder sind Standorte von Braunkohlekraftwerken. Damit gehören zum Rheinischen Revier insgesamt vier Landkreise, darunter der Kreis Heinsberg, der Rhein-Kreis Neuss, der Rhein-Erft-Kreis, der Kreis Euskirchen, der Kreis Düren sowie die StädteRegion Aachen und die kreisfreie Stadt Mönchengladbach. Mönchengladbach grenzt im Süden unmittelbar an den Tagebau Garzweiler.
Der Strukturwandel im Rheinischen Revier wird ausgelöst durch den Ausstieg aus der Förderung und Verstromung der Braunkohle. Der Bund, das Land und die Region haben die feste Absicht, ihn im Sinne eines grundlegenden Wandels zu einer nachhaltigen Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten. Negative Auswirkungen des Kohleausstiegs sollen durch positive Entwicklungen wie die Schaffung neuer, nachhaltiger Jobs, den Ausbau erneuerbarer Energien und der Infrastruktur sowie die Steigerung der Attraktivität der Region mehr als ausgeglichen werden.
Der Strukturwandel im Rheinischen Revier stellt die gesamte Region vor große Herausforderungen und bedeutet für Mönchengladbach einerseits eine weitere Belastung. Andererseits bieten die von EU, Bund und Land bereitgestellten Fördermittel eine Chance, die Stadt zukunftsfähig aufzustellen und gestärkt aus dem Prozess hervorzugehen.
Das Rheinische Revier hat für sich vier sogenannte „Zukunftsfelder“ beschrieben, die durch einen groß angelegten Beteiligungsprozess bestimmt wurden. Die Zukunftsfelder sind Bereiche, in denen die Akteure des Reviers besonders viel Notwendigkeit, aber auch Möglichkeiten für eine erfolgreiche Gestaltung des Strukturwandels sehen. Zu den Zukunftsfeldern gehören „Energie und Industrie“, „Innovation und Bildung“, „Ressourcen und Agrobusiness“ und „Raum und Infrastruktur“. Weitere Informationen, Projektbeispiele usw. gibt es unter https://www.rheinisches-revier.de/themen/uebersicht . Was konkret in Möchengladbach in den verschiedenen Zukunftsfeldern geplant ist, erfahren Sie weiter unten auf dieser Seite.
Der Begriff Nachhaltigkeit hat derzeit hohe Konjunktur, wird also sehr oft benutzt und dann auch noch in sehr verschiedenen Zusammenhängen. Dies trägt nicht unbedingt dazu bei, dass sich jede*r etwas Konkretes darunter vorstellen kann. Ursprünglich kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft und bezeichnete eine Art der Bewirtschaftung von Wäldern, die sich auf Dauer aufrechterhalten ließ (z.B. indem nie zu viele Bäume gleichzeitig gefällt wurden). Obwohl auch dahinter aus Sicht der Waldbesitzer durchaus schon ökonomische Gedanken steckten, verbinden viele den Begriff daher mit dem Umweltschutz. Tatsächlich spricht man heute aber vermehrt von drei Säulen der Nachhaltigkeit, nämlich der ökologischen, ökonomischen und sozialen Nachhaltigkeit. Neben der Notwendigkeit, unsere planetaren Lebensgrundlagen zu erhalten, geht es also auch um wirtschaftliche Tätigkeiten, die langfristig von Erfolg gekrönt sein können (also nicht etwa auf einen kurzfristigen Hype setzen) und die dauerhaft für eine Gesellschaft auszuhalten sind (also z.B. nicht auf Ausbeutung einzelner Gruppen beruhen und damit den sozialen Frieden gefährden). Die Vereinten Nationen haben 17 Nachhaltigkeitsziele beschlossen, die den Begriff über diese drei Säulen hinaus konkretisieren (mehr Informationen: https://17ziele.de/ ).
Angesichts der schon ohne den Kohleausstieg hohen Arbeitslosenzahlen in Mönchengladbach steht es außer Frage, dass die Möglichkeiten, die der Strukturwandel etwa in Form von Fördergeldern bietet, für die Schaffung und den Erhalt von Arbeitsplätzen genutzt werden müssen. Die Stadt trägt dazu einerseits über die Werkzeuge der Wirtschaftsförderung (z.B. strategische Ansiedlung von Unternehmen) bei, andererseits durch die Schaffung attraktiver Rahmenbedingungen (gute Bildung und Fachkräfte, Infrastruktur, attraktives Umfeld). Die Schaffung von Arbeitsplätzen sollte gleichwohl auf nachhaltige Weise erfolgen, also so, dass die neuen Jobs auch den anstehenden Herausforderungen des Klimawandels (und z.B. der zu erwartenden Regulierungen für dessen Bekämpfung) und der Digitalisierung standhalten und die soziale Balance in der Stadt nicht durch prekäre Arbeitsverhältnisse verschlechtern.
Indem die Stadt die sich aus dem Strukturwandel ergebenden Chancen – vor allem in Form bereitgestellter Fördergelder – nutzt und die Stadtgesellschaft zur Beteiligung daran motiviert, leistet sie einen wichtigen Beitrag. Für alle Projektideen, die von der Stadt etwa in den Förderkulissen des Rheinischen Reviers platziert werden, fordert der Fördergeber konkrete Erläuterungen, welche der 17 Nachhaltigkeitsziele (vgl. 17ziele.de) sie verfolgen. Während ein einzelnes Projekt natürlich nie zu allen Zielen gleichermaßen beitragen kann (und in Bezug auf einige meistens nur versuchen muss, ihnen nicht entgegenzulaufen), lassen sich über unterschiedlichste Projekte natürlich die viele Ziele parallel anstreben.
Die Zukunftsagentur Rheinisches Revier GmbH soll als zentrale Einrichtung den Strukturwandel im Rheinischen Revier steuern. Dazu hat sie zunächst vor allem das Wirtschafts- und Strukturprogramm für das Rheinische Revier (unter Beteiligung vieler Akteure und der Bürger*innen) erstellt und berät jetzt zunehmend mögliche Antragsteller mit Blick auf die durch EU, Bund und Land bereitgestellten Fördermittel. Nicht zuletzt hat die ZRR die vornehmlich durch ihren Aufsichtsrat ausgeübte Aufgabe, einen regionalen Konsens über die zur Förderung eingereichten Projektskizzen herbeizuführen. Dazu wendet sie das sogenannte „Sterneverfahren“ an, im Zuge dessen Projektskizzen nach ihrer Einreichung zunächst einen ersten Stern als „substantielle Projektidee“, dann einen zweiten Stern als „tragfähiges Vorhaben“ und schließlich einen dritten Stern als „Zukunftsprojekt des Strukturwandels im Rheinischen Revier“. Weitere Informationen zur ZRR: www.rheinisches-revier.de
Mönchengladbach ist die einzige Großstadt unter den Tagebauanrainerkommunen und ist daher in einer besonderen Ausgangslage für den Strukturwandel. Maßgebend für dessen Gestaltung ist zunächst die städtische Gesamtstrategie. Daraus ergibt sich unter anderem, dass der Schlüssel zu einem erfolgreichen Wandelprozess für Mönchengladbach nicht allein in der Erschließung großer Gewerbeflächen liegen kann, da die Stadt kaum über solche Flächen verfügt. Außerdem sieht die Strategie eine Stärkung der Bildungserfolge als Schlüssel zur ökonomischen und sozialen Entwicklung und setzt in den Bereichen Umwelt und Mobilität auf mehr Nachhaltigkeit.
Im Bildungsbereich liegt daher auch einer der Schwerpunkte der Stadt im Strukturwandel, wo mit dem Wissens- und Innovationscampus auf dem Gelände des ehemaligen Polizeipräsidiums ein Ort der Bildung und der Umsetzung neuer Ideen entstehen soll. Auf die ökologischen Notwendigkeiten der Zukunft stellt sich die Stadt zum Beispiel durch ihre Impulse im Bereich des Nachhaltigen Bauens ein und verbindet dieses Thema mit der Energieversorgung unserer Bürger*innen. Nicht zuletzt soll die traditionell starke Textilindustrie der Stadt zum Vorreiter für nachhaltige Produktion werden. Das Feld „Raum und Infrastruktur“ wird bisher vor allem in Zusammenarbeit mit dem Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler bespielt, z.B. bei der Nachnutzung der Tagebauflächen für die Produktion Erneuerbarer Energien oder Gewerbe oder bei der Konzeptionierung eines gesamtregionalen Radwegenetzes. Weitere Informationen zur Projekten und Projektideen finden Sie, gegliedert in die verschiedenen "Zukunftsfelder", weiter unten auf dieser Seite.
Die Stadt Mönchengladbach nutzt eine Vielzahl von Kanälen, um ihre Interessen und damit die ihrer Bürger*innen in den Gesamtprozess des Strukturwandels im Rheinischen Revier einzubringen. Dazu gehören unter anderem die Gremien der für die regionale Abstimmung zuständigen Zukunftsagentur Rheinisches Revier (ZRR), zu deren Gesellschaftern die Stadt gehört und in deren Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung sie vertreten ist. Auch die Gremien der Regionalplanung des Regierungsbezirks Düsseldorf werden selbstverständlich auch hinsichtlich der Fragestellungen des Strukturwandels besetzt. Darüber hinaus bauen Akteure wie die Stabsstelle Strukturwandel oder die Wirtschaftsförderung Mönchengladbach ihre Netzwerke in der Region auf und aus. Nicht zuletzt können alle Mönchengladbacher*innen Beteiligungsformate der ZRR nutzen ( https://www.unser-zukunftsrevier.de/ ) und Unternehmen können sich an die verschiedenen thematisch strukturierten Revierknoten wenden (https://www.rheinisches-revier.de/themen/uebersicht ).
Aktuelle Informationen zum Thema Förderung im Rheinischen Revier finden Sie vor allem unter https://www.rheinisches-revier.de/foerderung . Darüber hinaus steht die Stabstelle Strukturwandel (strukturwandel@moenchengladbach.de ) gern beratend zur Seite, wenn Sie eine Fördermöglichkeit im Rahmen des Strukturwandels suchen und stellt ggf. Kontakt zu möglichen Partnern in der Stadt oder im Revier her.