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FÜHLEN und ERLEBEN statt wischen und tippen

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1. Fakten zum Thema „Digitale Mediennutzung im Kleinkindalter“

Verschiedene Studien belegen die schädlichen Auswirkungen für Babys und Kleinkinder durch die Nutzung digitaler Medien. Das Gehirn heranwachsender Kinder ist nicht in der Lage, das Gesehene zu verarbeiten und kann sogar Schaden nehmen. Auch gut gemeinte sogenannte "Lern-Apps" können einen gegenteiligen Effekt haben.

Immer häufiger sehen wir im alltäglichen Straßenbild schon Babys, die zur Beruhigung oder Bespaßung entweder ein buntes Spielzeughandy (oder -tablet) oder gar das echte Handy der Eltern in der Hand haben und begeistert darauf herumtippen.  Seit einigen Jahren beschäftigen sich diverse WissenschaftlerInnen damit, wie sich die Benutzung von digitalen Medien auf Babys und Kleinkinder auswirkt. Eines ist mittlerweile klar: Die Benutzung digitaler Medien von Babys und Kleinkinder hat fatale Folgen für das heranwachsende Kind. Gerade Kinder bis drei Jahren sind besonders durch den Konsum digitaler Medien gefährdet.   Einige Studienergebnisse Margarethe Bolten (Psychologin an der Universitätskinderklinik Basel) schreibt, dass 

 

• das Gehirn von Kindern unter 3 Jahren noch gar nicht in der Lage ist mit den grellen                                           Farben, den intensiven Tönen und schnellen Schnitten umzugehen

• und die exzessive Stimulation mit visuellen Reizen zu

➢ Hyperaktivität

➢ erhöhtem Risikoverhalten

➢ Gedächtnisproblemen

➢ Schädigung in Hirn- und Verhaltensentwicklung

➢ Abhängigkeit

➢ Verhaltenssucht (Apps und Filme für Kinder sprechen das Lustzentrum im Gehirn maximal an, das Dopaminsystem wird angeregt) führt.

 

Bolten warnt auch, dass speziell vermarktete Lernapps oder Bildungsvideos oft das Gegenteil der gut gemeinten Intention der Eltern bewirken.  Am Ende dieses Artikels finden Sie eine Linksammlung zu dem Thema. Dort führt ein Link sie auch zu einem hilfreichen Flyer, den Frau Bolten gemeinsam mit anderen Fachleuten im Hinblick auf den Konsum von digitalen Medien entwickelt hat. 

 

Quelle: Bluwin.ch

 

Die Deutsche Ophthalmologischen Gesellschaft (wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde) empfiehlt, dass Kinder bis zu 3 Jahren keine Tablets, Smartphones und Computer benutzen sollen, da die Aufmerksamkeit für eine lange Zeit stark auf den Nahbereich fokussiert ist (weit mehr als beim Anschauen von Büchern). Dadurch wächst der Augapfel, das Auge wird länger und als Folge resultiert eine unumkehrbare Kurzsichtigkeit. Diese birgt wiederum ein erhöhtes Risiko für:

 

▪ Netzhautablösung

▪ Schädigung der Makula

▪ erhöhter Augeninnendruck/ grüner Star

 

Kinder müssen in ihrer frühen Entwicklung das räumliche Sehen erlernen. Dies ist an flachen Bildschirmen nicht möglich.

 

Quelle: Ärzteblatt.de

 

Bei einer Studie von 2019 wurden 100 niedergelassene Kinderärzte über die Auswirkungen im Zusammenhang mit erhöhter Mediennutzung befragt. Dazu wurde der Zeitraum von den letzten fünf Jahren und die Untersuchungsergebnisse der U -Untersuchungen zur Grundlage gelegt. Die Kinderärzte sahen:

 

➢ Übergewicht (75% der befragten Ärzte)

➢ Lern und Sprachentwicklungsverzögerung (59%)

➢ motorische Defizite (56%)

➢ soziale Isolation (82%)

➢ sozial auffälliges Verhalten (79%)

➢ stetig steigernder Medienkonsum kann zu psych. Schäden führen, die Tragweite sei noch nicht abzusehen (90%)

 

Quelle: pronovabkk

 

 

Auch die Blikk Studie vorgestellt in 2017, bestätigt Zusammenhänge zwischen Entwicklungsauffälligkeiten bzw. Störungen durch die Nutzung elektronischer Medien.  Weitere dort aufgeführten Auswirkungen auf die Kinder:

 

• Konzentrationsschwäche

• Sprachentwicklungsverzögerung

• Hyperaktivität

• BMI erhöht

 

Quelle: bundesgesundheitsministerium

 

Leon Straker und Juliana Zabatiero (Prof. für Physiotherapie) weisen darauf hin, dass Kinder, die viel Zeit vor Touchscreens verbringen, sich durch das ständige Kopfbeugen über das Display in eine monotone Haltung begeben, die Nackenschmerzen, bis hin zu chronischen Beschwerden hervorruft.

 

Quelle: zeit

Manfred Spitzer (Neurowissenschaftler) schreibt aufgrund seiner Forschungen, dass die Nutzung von digitalen Medien ist der beste Weg ist, die Gehirne unserer Kinder verkümmern zu lassen. Bei Nutzung von Handys, Tablets und Co kann sogar die weiße Hirnmasse schrumpfen!

Außerdem schreibt Spitzer, dass Kinder bis zum 2. Geburtstag von digitalen Medien überhaupt nichts verstehen können.  Er warnt vor

 

• Sprachentwicklungsstörung

• geringe Aufmerksamkeitsspanne

• geringe Frustrationstoleranz

• je mehr Medienkonsum im Kindergartenalter, desto schlechter ist die Bildungskarriere.

 

(Quelle: zeit.de vom 15.12.2019)

Ein weiterer Standpunkt: „Nicht das Smartphone, sondern Vernachlässigung ist katastrophal für die kindliche Entwicklung“ Das behauptet der Hirnforscher Gerald Hüther (Uni Göttingen). Kinder brauchen für den Aufbau der wichtigen neuronalen Schaltkreise im Hirn vor allem Körper- und Sozialerfahrungen. Diese sammelt der Nachwuchs nicht vor dem Bildschirm, ganz egal, welches Programm läuft. Sobald ein Kind vor dem Fernseher/ Tablet/ Handy sitzt, spürt es seinen Körper nicht mehr es wird nicht

 

▪ krabbeln

▪ springen

▪ balancieren

▪ klettern

 

es ist gestohlene Körperzeit….

 

Hüther nennt als Grund für die katastrophalen Folgen der kindlichen Entwicklung nicht die zu frühe Nutzung von Smartphones sondern die fehlende Körperlernzeit und die fehlende soziale Erfahrung durch „Parken“ des Kindes vor TV, Smartphone, Tablet, Spielkonsole (und damit zu Vernachlässigung seitens der Eltern).

 

Fühlen und Erleben statt wischen und tippen Für alle Kinder, aber besonders für Kinder unter drei Jahren gilt es die reale Welt mit allen Sinnen zu erfahren (fühlen, sehen, riechen, schmecken, hören). Dies ist grundlegend und unersetzlich für die Entwicklung des kindlichen Gehirns. Kinder erfahren ihre Umwelt ausschließlich durch Ausprobieren und Nachahmung. Dazu ist bestimmt kein Tablet oder Smartphone nötig oder auch nur in der Lage. Auch die passiv erlebte Medienerfahrung birgt Gefahren für die Kinder.  Medien sollen nicht vom Stillen oder Füttern ablenken und die häufige Nutzung von Medien sollten auch nicht den Kindern als schlechtes Vorbild dienen…. 

 

 

 

Recherche:  Hildegard Crampen, Familienhebammen im Kreis Heinsberg

Text und Redaktion: Dorothea Krollmann, Koordinierungsstelle Frühe Hilfen im Kreis Heinsberg

2. Tipps und Ideen zur Beschäftigung ohne digitale Medien

Erzählen und Vorlesen fördert die Sprachentwicklung. Für jedes Alter gibt es passende Bücher, die die Kreativität und Fantasie fördern. Außerdem kann man wunderbar dabei kuscheln. Babys und Kleinkinder brauchen viel Körperkontakt.

Gerade kein Buch zur Hand? Am Anfang reicht es schon, so viel wie möglich mit Ihrem Baby zu sprechen. Erzählen Sie Ihrem Baby was Sie gerade tun oder was gerade passiert: „Ich ziehe dir mal einen frischen Body an. Jetzt gehen wir in die Küche und machen etwas zu Essen. Schau mal, der Vogel vor dem Fenster!“.

Mit Ihrer Stimme und Berührungen treten Sie in Beziehung zu Ihrem Kind. Kinder mögen es auch, wenn Sie ihnen etwas vorsingen oder gemeinsam singen.

Wasser, Sand, Matschen sind für die Kleinsten das Größte. Eine Schüssel mit etwas Wasser und einigen Bechern, ein Sandkasten auf dem Spielplatz oder die mit den Fingern gegessenen Nudeln- Kinder müssen die Welt mit ihren Händen „begreifen“. Etwas größere Kinder kneten gern, egal ob Salzteig, Plätzchen- oder Pizzateig oder klassische Knete.

Kinder lernen mit allen Sinnen: Schmecken, fühlen, hören, sehen, riechen. Das Handy oder Tablet ist dafür ungeeignet.

Es ist nicht nötig, seinem Kleinkind ständig ein ausgefeiltes Beschäftigungsprogramm zu bieten. Im Alltag fehlt vielen von uns dazu die Zeit. Lassen Sie Ihr Kind im Haushalt „mithelfen“. Zum Beispiel das Sortieren von Plastikdosen, Wäsche zum Waschkorb tragen, Schubladen ein- und wieder ausräumen, Obst oder Salat abwaschen macht den Kleinen Spaß und stärkt bei ihnen das Gefühl, etwas beizutragen.

Gehen Sie regelmäßig nach draußen. Bewegung an der frischen Luft tut allen gut. Je nach Jahreszeit können Sie mit Ihrem Kind zum Beispiel Kastanien oder bunte Blätter, Steine, Stöckchen… sammeln, Gänseblümchen pflücken, in Pfützen springen, über kleine Mauern balancieren usw. Bewegung wie krabbeln, toben, laufen, springen trägt wesentlich zu einer gesunden Entwicklung bei.