Klimaschutz ist existentiell. Und das Ziel lässt sich für Deutschland sehr genau benennen: Von den derzeit von uns im Schnitt verursachten elf Tonnen CO2 – so die Berechnungen des Weltklimarates, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten – müssen wir bis 2050 runter auf nur noch eine Tonne pro Person und Jahr! Nur noch eine Tonne CO2! Wie das? Von diesem extrem geringen Wert sollte man sich nicht von vorneherein abschrecken lassen. Es gilt zunächst, überhaupt erst mal ein Klimabewusstsein für sich zu entwickeln und Schritt für Schritt etwas gegen den Klimawandel zu tun. Helfen kann dabei ein CO2-Rechner, mit dem man seine persönliche Klimabilanz errechnet. Die zwölfjährige Franziska öffnete eines Tages in ihrem Computer nicht wie sonst, die Youtube-Seite, um Pferdevideos anzuschauen, sondern den CO2-Rechner der Umweltstiftung WWF. Mit der Hilfe ihres Vaters füllte sie den Fragebogen aus und erhielt ein Ergebnis, das „niederschmetternd“ war. So führt die Journalistin Petra Pinzler in ihr Buch „Vier fürs Klima“, in dem sie schildert, wie sie und ihre Familie versuchen, CO2-neutral zu leben. Es ist ein Versuch, der zwar bilanziell scheitert, nämlich den persönlichen CO2-Fußabdruck auf eine Tonne zu senken, aber „wir sind klüger geworden und unser Optimismus ist gewachsen, die Welt ein kleines bisschen zu verändern“, schreibt die Autorin.
Denn selbst, wer kein Fleisch isst, kein Auto fährt, nie fliegt und auch sonst keine fossilen Brennstoffe nutzt, kann seine Klimabilanz vielleicht auf fünf Tonnen im Jahr senken. Noch weniger lässt sich in einem Industrieland wie Deutschland derzeit kaum ausstoßen. Jeder Einwohner hier stößt indirekt CO2 aus – ob er will oder nicht. Für Strom, Transport und Wärme müssen schließlich immer noch fossile Brennstoffe herhalten. „Selbst für eine rein vegane Ernährung fallen 1,2 Tonnen CO2 pro Jahr an”, sagt Michael Bilharz vom Umweltbundesamt (UBA). Er leitet beim UBA den Fachbereich Nachhaltige Konsumstrukturen und ist für den CO2-Rechner zuständig, den seine Umweltbehörde anbietet. Um die Bilanz auf null zu senken, bräuchte wir andere gesetzliche Rahmenbedingungen, sagt er. Überdies unterlägen auch umweltbewusste Menschen in Deutschland „leider einer Selbsttäuschung“, meint Bilharz. Sie kaufen Bioware, essen weniger Fleisch- und Milchprodukte und fahren mit dem Fahrrad. Doch, so der UBAExperte, sie unterschätzten den CO2-Ausstoß durch ihre Flugreisen, ihre schlecht isolierte Wohnung und ihr Auto. „Und das sind leider klimatechnisch die Big Points.“
Am Ende ihrer Einleitung schreibt Petra Pinzler: „Spannend fanden wir alle, zu lernen, wie wir den inneren Schweinehund, den Auto-Einflüsterer, den Mango-Esser, die Ichbrauche- eine-neue-Bluse-Einkäuferin, den Der-Klimawandel-kommt-nicht-so-schnell-Beschwichtiger und den Nutzt-doch-eh-nix- Verzweifelten in uns besiegen können.“
von Tim Bartels
> Petra Pinzler, Günther Wessel: Vier fürs Klima. 304 S. 18 Euro; Verlagsgruppe Droemer Knaur
> KlimAktiv bietet CO2-Rechner an für Kommunen, Unternehmen und Privatpersonen: www.klimaktiv.de/de/199/privatpersonen.html
> Infos über CO2-Rechner und Tipps gibt https://utopia.de/ratgeber/co2-rechner-5-webseiten-mit-denen-du-deine-klimabilanz-errechnen-kannst/