Am besten ist es natürlich, gar nicht zu fliegen. Denn ein Passagierflugzeug ist das mit Abstand klimaschädlichste Verkehrsmittel: fünf Mal so belastend wie ein ICE und doppelt so klimawirksam wie ein PKW. Wer darauf nicht verzichten will, der sollte als zweitbeste Lösung den von ihm verursachten CO2-Ausstoß „kompensieren“. Wie das geht? Man überweist für jeden Flug zusätzlich zum Ticketpreis einen bestimmten Betrag an einen Anbieter von CO2-Kompensationen, der damit Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern unterstützt. Etwa in Ruanda, Lesotho oder Madagaskar, wo man mit der Spende z.B. energieeffizienzte Öfen oder Solarkocher beschafft. Das Prinzip der Kompensation beruht auf dem Gedanken, dass es fürs Klima unerheblich ist, an welcher Stelle Treibhausgase vermieden werden. Beispielsweise werden für einen Flug von Deutschland nach Teneriffa knapp 800 kg CO2 in die Luft geblasen. Pro Passagier, nicht pro Flieger. Hin und zurück fallen also pro Kopf rund 1,6 t an. Eine 4-köpfige Familie mit Urlaubsziel Kanaren kommt demnach auf 6,4 t CO2, die es auszugleichen gälte.
Je nach Art ihrer Projekte veranschlagen die Kompensierer unterschiedliche Preise pro Tonne CO2. Bei Atmosfair und Klima-Kollekte sind es derzeit 23 Euro. Eine Kompensation bei ihnen betrüge demnach für Berlin-Tegel nach Nordteneriffa 146 Euro, je nach Zwischenstopp etwas mehr, und man unterstützt damit zum Beispiel eine solare Warmwasseranlage in Nepal. Andere Anbieter wie Prima-Klima oder Arktik nehmen 15 Euro pro Tonne CO2. Auch die Bundesregierung gleicht mittlerweile die CO2-Schuld ihrer Ministerien und nachgeordneten Behörden mit Steuergeld in Klimaschutzprojekte aus. Insgesamt 121 Stellen in der Verwaltung des Bundes machen mit. Man habe für alle 2017 angefallenen Dienstreisen, die 300 000 t CO2 verursachten, Emissionsgutschriften für 1,7 Mio. Euro erworben und gelöscht, teilt das beauftragte Umweltbundesamt mit. Nun ist natürlich klar: Wenn wir den von uns verursachten Klimaschaden immer nur zu kompensieren versuchen, mag es zwar das Klimagewissen im Urlaub und auf Dienstreise beruhigen. Doch mit den CO2-Emissionen kommen wir damit global nicht runter. Schließlich darf ein jeder von uns langfristig nur noch weniger als zwei Tonnen pro Jahr ausstoßen, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Derzeit sind es im Schnitt immer noch elf Tonnen pro Kopf. Deutlich wird damit: Emissionen zu vermeiden, ist dem späteren Ausgleich immer vorzuziehen. Die freiwillige Kompensation ist stets der letzte Schritt nach Vermeiden und Reduktion. Nicht zuletzt wird bislang ja auch nur ein Bruchteil der gesamten CO2-Menge hierzulande tatsächlich ausgeglichen. Nach Berechnungen des Umweltbundesamtes hat Deutschland 2017 rund 905 Mio. t CO2-Äquivalente ausgestoßen. Auf insgesamt weniger als 3 Mio. t kompensierter Emissionen kommen dagegen 2018 die wichtigsten Anbieter wie Atmosfair, Myclimate, Klima-Kollekte und Arktik, inklusive der CO2-Schulden, die der Bund begleicht.
von Tim Bartels
> Den 44-seitigen UBA-Ratgeber Freiwillige CO2-Kompensation durch Klimaschutzprojekte erhalten Sie als PDF unter https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/ratgeber_freiwillige_co2_kompensation_final_internet.pdf