Wohnen am Grünzug
Übergeordnete Idee
Das Konzept schließt die stadträumliche Lücke im Stadtteil Venn und verbindet durch seine neue freiräumliche und städtebauliche Figur die bislang eigenständigen Stadtgebiete. Hierbei sind die öffentlichen Räume prägend und bilden ein enges Netz aus Platzräumen und Grünflächen.
Es entsteht ein familienfreundlicher naturbezogener Stadtteil, der über eine hohe Freiraumqualität Gemeinschaft, Identität und Kommunikation fördert und somit die Voraussetzung für eine hohe Wohn- und Lebensqualität im Quartier schafft. Die Besonderheiten der landschaftlichen und ländlichen Lage werden zu einem Alleinstellungsmerkmal des neuen Quartiers gemacht.
Vernetzte Stadträume
Das Konzept entwickelt sich aus dem angrenzenden Stadtgefüge heraus, führt die bestehenden Qualitäten des Bestandes fort und schafft ein neues Wohnquartier mit eigener Identität. Die stadt- und freiräumlichen Verknüpfungen erfolgen über die Wegebeziehungen, die wie selbstverständlich in das Plangebiet verlängert werden. Hierüber werden sowohl alle Quartiersbereiche, als auch alle öffentlichen Einrichtungen, innerhalb und außerhalb des Plangebietes angebunden.
Der Quartiersplatz bildet hierbei den Auftakt in das Quartier und den Trittstein zwischen den Stadtteilen.
Eigenständige Quartiersbereiche
Das neue Baugebiet gliedert sich in drei eigenständige Quartiersbereiche die sich schollenartig aneinanderfügen. Über die Zwischenräume die als Grünfugen ausgebildet, sind entsteht eine Verzahnung mit dem Landschaftsraum der die Grünräume tief in das neue Quartier hineinfließen lässt und ein durchgrüntes Stadtquartier schafft. Über diese Fugenbereiche erfolgen die Wegeverbindungen in den Stadtteil Alt-Venn.
Die Quartiersbereiche bilden zum Landschaftsraum hin eigenständige Raumkanten, wobei das mittlere Baufeld durch seinen Rückprung auf den Zugang zum Quartier verweist.
Quartiersmitte
Im Zugangsbereich zum neuen Quartier entsteht eine platzartige Aufweitung, die von den drei Quartiersbereichen gerahmt wird. Er bildet den Zugang zum
Der Quartiersplatz bildet eine gemeinschaftliche Mitte aus der hier im Kreuzungspunkt der Wegeachsen Kommunikation und Begegnung fördert. Die einzelnen Quartiersbereichen rahmen den Platzraum und geben ihm über ihre Geschossigkeit seine Raumkanten. Die Sporthalle kann ebenfalls über den Platz erschlossen werden und durch eine Doppelnutzung auch für gemeinschaftliche Veranstaltungen als Quartiershaus dienen.
Der Quartiersplatz bildet ein freiräumliches Gegenüber zum Marktplatz in Alt-Venn und wird mit einer direkten Wegeverbindung angebunden. Über die breite Grünfuge entsteht visuelle Verbindung zum Kirchturm der St. Maria Empfängnis.
Quartiersstruktur
Jedes Quartier besitzt in seiner Grundstruktur den gleichen Aufbau, aus aufgelockerten Siedlungsrändern und einem verdichteten Innenbereich.
In den Randbereichen befinden sich individuelle Einfamilienhäuser mit Flachdächern die sich mit den begrünten Bestandsgärten verbinden und eine abwechslungsreiche Raumkante zum Grünzug hin ausbilden. Zum Straßenraum hin entsteht eine eher geschlossene homogene Raumkante.
In den mittigen Baufeldern entstehen verdichtete Hausgruppen die mit ihrer markanten Satteldachform die ortstypische Dachform neu interpretieren und durch ihre Höhe und Dichte eine räumliche Mitte ausbilden innerhalb der Baugebiete ausbilden.
Am Quartiersplatz entstehen Baufelder für Baugruppen und Mehrgenerationenhäuser die hier durch ihre Hofstruktur die Idee des gemeinschaftlichen Wohnens stärken. Im zentralen Baufelde kann sich platzseitig im Erdgeschoß eine gemeinschaftliche Einrichtung und eine Wohn-Arbeitssituation befinden, die hier für eine Belebung und Kommunikation sorgen.
Nachbarschaftsplätze
Im inneren der Baufelder entstehen räumliche Aufweitungen die hier kleinere Nachbarschaftsplätze ausbilden und als Orte für gemeinschaftliches Leben dienen. Bänke unter den Bäumen laden zum Verweilen ein und geben dem Platz den Charakter eines Wohnzimmers für die angrenzenden Bewohner des Quartiers. Als urbane Platzräume lassen sie vielfältige Nutzungsmöglichkeiten zu und integrieren kleiner hausnahe Spielbereiche. Die kleinen Spielbereiche bilden ein Gegenüber zu den großen naturnahen Spielflächen im Grünzug und besitzen hier mehr den Charakter von Treffpunkten.
Der Grünzug
Der im Westen anschließende Grünzug beherbergt die zentralen Spiel- und Freizeitflächen, die allen Venner Bürgen zu Gute kommen sollen. Nur zwischen den beiden neuen West-Ost- Alleen für Fuß- und Radverkehr, die aus dem neuen Quartier kommend den Grünzug queren und mit Venn verknüpfen, wird behutsam gestaltet.
Von West nach Ost gliedert sich der Bereich in drei Schollen, die sich immer offener gestalten und den Blick schließlich öffnen in den in Nord-Südrichtung laufenden Grünzug. Mehrere Spielbereiche für Kinder jeder Alterstufe, Calisthenicsgeräte, ein Bolzplatz, sowie ein Pumptrack bilden das vielfältige Angebot, das eingebettet ist in eine mit Obstbäumen bestandenen Wiesenscholle. Sie wird ergänzt wird durch eine offene freie Spielwiese im östlichen Bereich. Die Nord-Süd-Radwegeverbindung durch den Grünzug wird als 4m breiter Weg ausgebaut und begrenzt den Freiraum im Osten zum neuen Quartier.
Ein sich anschließender „Grüner Balkon“ bildet den Auftakt zum zurückgesetzten Siedlungsrand des neues Quartiers am Stationsweg. Die mit blühenden Stauden bepflanzte Retentionsmulde, die das Oberflächenwasser des Quartiers aufnimmt und in das Retentionsbecken im Grünzug leitet, verläuft entlang des Radweges.
Der Charakter des landschaftlich geprägten Venner Grünzugs mit seinen Feldern, Wiesenflächen, Baumsäumen und Gartenparzellen und seine gesamtstädtische freiräumliche Qualität als Erholungsraum bleibt dabei erhalten.
Die rotlaubige Blutpflaume als Leitbaum des Quartiers begleitet die beiden wichtigen Ost-Westverbindungen und markiert als Platzbaum den Quartiersplatz im neuen Wohnquartier und Marktplatz an der Rektor-Esser-Straße.
Erschließung
Die einzelnen Baugebiete werden über eine zentrale Zufahrt ausgehende vom Stationsweg erschlossen. Verkehrsberuhigte Wohnstraßen erschließen ringförmig die einzelnen Wohnquartiere und schaffen ein Wohnumfeld mit hohen Freiraum- und Nutzungsqualität. Begleitende Bäume gewährleisten durchgrünte Straßenräume mit hoher Spiel- und Aufenthaltsqualitäten.
Für den Fuß- und Radverkehr entsteht eine Ost-West Querung innerhalb des Gesamtgebietes welche die Quartiersplätze miteinander verbindet. Die neue Kita wird auf direktem Wege mit dem Schulstandort verbunden und ermöglicht eine gefahrlose Erreichbarkeit.
Straßenraum als Lebensraum
Das Materialkonzept für die öffentlichen Räume sieht eine abgestufte Gestaltung in Kombination von Asphalt- und Pflasterbelägen vor. Es entsteht ein differenziertes Raumkonzept mit Flächen, die Erschließungsfunktion aufnehmen sowie Platzflächen und Wohnstraßen, die eine gemeinschaftliche Nutzung für alle Verkehrsarten vorsehen. Eine zurückhaltende und wohlgesetzte Möblierung schafft Aufenthaltsqualität in den öffentlichen Räumen als Ort der Begegnung und Kommunikation.
Sämtliche Straßen- und Platzflächen werden niveaugleich ausgebildet, dadurch kann eine durchgängige Barrierefreiheit im gesamten Quartier geschaffen werden. Lediglich in der zentralen Erschließungsstraße wird die Fahrbahn durch eine bodenbündige Pflastermulde markiert, die zugleich der oberflächigen Ableitung des Regenwassers dient.
Während die Quartierszufahrt mit einer Baumreihen begleitet wird, werden die Wohnstraßen bewusst locker mit Bäumen überstellt, um den Straßencharakter zugunsten einer Mischfläche ohne erkennbare Fahrbahnbereiche aufzulösen. Es entstehen gemeinschaftliche Räume zum Spielen, Treffen und Aufenthalt.
Regenwasserkonzept
Für die Entwässerung des gesamten Gebietes wird ein dezentrales Regenwassermanagement in drei Stufen vorgeschlagen, mit dem Ziel, das anfallende Regenwasser möglichst lange zurückzuhalten bzw. einer Mehrfachnutzung zuzuführen.
In einer ersten Stufe wird das anfallende Regenwasser aus den privaten Flächen in dezentralen Retentionszisternen gesammelt, auf dem Grundstück zurückgehalten und in Form von Grauwassernutzung zur Gartenbewässerung oder für die Toilettenspülung genutzt. Lediglich ein Notüberlauf wird über die offenen Mulden abgeleitet. Die anteilige Dachbegrünung kann das anfallende Regenwasser aus den privaten Flächen zusätzlich reduziert.
Das Regenwasser aus den öffentlichen Straßen- und Platzflächen wird in einem Netz aus offenen Rinnen gesammelt und den Rasenmulden in den Grünflächen zugeführt. Im Bereich des Grünzugs werden schließlich als dritter Baustein Rigolen unter die letzten Mulden als Retentionsvolumen angelegt, die das anfallende Wasser zurückhält und verzögert an die Regenrückhalteanlage abgibt.
Energie / Mobilität
Alle Gebäude haben durch gute Südorientierung, hohe Kompaktheit und geringe Verschattung gute Voraussetzungen für einen niedrigen Heizenergiebedarf. Die städtebauliche Struktur aller Gebäudetypen ermöglicht eine verschattungsfreie Integration solarer Energiesysteme auf den Flachdachflächen.
Mit einem Anteil an Solarflächen von 1/3 der Dachfläche ist eine Dachbegrünung problemlos möglich und bietet eine ökologisch optimale Kombination. Grundsätzlich wird für die zu errichtenden Gebäude eine vollständige autarke Energieversorgung angestrebt, wofür ein BHKW im Bereich des Kirchengrundstücks entsteht. Als Standard sind Nullenergiehäuser und damit eine Co2-neutrale Versorgung geplant.
Am Quartiersplatz befindet sich die Mobilitätsstation mit Stellplätzen für carsharing und Ladestationen. Ziel der regenerativen elektrischen Optimierung ist eine möglichst geringe Netzbelastung auch in Kombination mit Elektrospeichern z.B. in Verbindung von Elektromobilität mit Stellplätzen mit Ladestationen und Schnellladestation für carsharing.