Abteilung Bauleitplanung und Stadtgestaltung
Maria Hilf Terrassen
Im Sommer 2018 wurde der Klinikbetrieb an der Sandradstraße eingestellt. Das damit frei gewordene Areal liegt ab 2019 wieder in der Verantwortung der Stadt und steht für eine Nachnutzung zur Verfügung. Als Projekt von gesamtstädtischer Bedeutung und aufgrund seiner innenstadtnahen Lage als Wohnstandort ist es von einzigartigem städtebaulichem Wert. Um eine hohe Qualität des hier zu entwickelnden zukünftigen Quartiers zu gewährleisten, haben Ende November 2017 fünf Planerteams in einer einwöchigen städtebaulichen Entwurfswerkstatt unter Beteiligung der Öffentlichkeit städtebauliche Ideen für das Areal und seine Nachbarschaften erarbeitet, deren Ergebnisse sowie das weitere Verfahren hier vorgestellt werden.
Das Plangebiet bestand aus einem zweigeteilten Wettbewerbsgebiet und dem Vernetzungsbereich „Altstadt“. Das Wettbewerbsgebiet umfasste den Kernbereich zwischen Barbarossastraße, Staufenstraße, Sandradstraße und Aachener Straßeeinschließlich des Grundstücks der ehemaligen kath. Hauptschule Stadtmitte. Auch die „Dreiecksfläche“ zwischen Sandradstraße und Viersener Straße mit dem aufzugebenden „Verwaltungsstandort Oberstadt“ war Bestandteil des Wettbewerbsgebietes. Zum Areal zählten auch die ehem. Häuserreihe der Aachener Straße 3-13 (inzwischen abgerissen und zur Neubebauung projektiert) gegenüber dem Verwaltungsgebäude sowie ein zusammenhängender Bereich südlich der Aachener Straße zwischen Ludwigstraße und Sandradstraße. Die Grenzen des Plangebietes wurden damit so gewählt, dass bei der Planung eine funktionale und räumliche Anbindung an die Umgebung erfolgen konnte. Flächen im Eigentum privater Dritter wurden bei der Entwicklung lediglich konzeptionell einbezogen.
Der 4,4 Hektar große Kernbereich des Wettbewerbsgebiets soll künftig zu einem urbanen Wohnquartier entwickelt werden. Das 0,8 Hektar große Wettbewerbsgebiet innerhalb der Dreiecksfläche steht neben urbanem Wohnen auch anderen kleinteiligen Nutzungen zur Verfügung. Die besonderen Standortgegebenheiten und die gesamtstädtischen Zielsetzungen rund um eine Ergänzung des Mönchengladbacher Wohnangebotes bildeten das Fundament der Wettbewerbsbearbeitung. Dabei sollten die zu erarbeitenden städtebaulichen Ideen einen Rahmen für ein „Wohnen für alle“ bieten. Die Qualitäten des Ortes (Lagegunst, besondere Topographie etc.) und seiner stadträumlichen Nachbarschaft (z. B. Grünräume wie Bunter Garten, Nähe zum Stadtzentrum) sollten zu einem eindeutigen und damit unverwechselbaren Städtebaukonzept führen.
Diese Zielstellung wurde im Rahmen einer städtebaulichen Entwurfswerkstatt gemeinschaftlich in konkrete Bebauungskonzepte übersetzt. Da die Anforderungen an die Nachnutzung des Areals aufgrund der spezifischen Standortbedingungen, der teilweise denkmalgeschützten Gebäudesubstanz und nicht zuletzt aufgrund der vielfältigen Interessenlagen mannigfaltig waren, setzte eine tragfähige städtebauliche Konzeption ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen aller Beteiligten voraus. Zur Vorbereitung der Nachnutzung des Areals wurde daher im November 2017 gemeinsam mit allen Interessierten im Rahmen einer städtebaulichen Entwurfswerkstatt ein abgestimmtes und stimmiges städtebauliches Konzept erarbeitet, das zur Basis aller weiteren Planungsschritte wurde. Dadurch wurde nicht nur ein umfassender Beteiligungsprozess mit den politischen Vertretern und der Fachverwaltung der Stadt Mönchengladbach ermöglicht, Investitionsinteresse geweckt und Planungsrecht vorbereitet, sondern vor allem auch der Mönchengladbacher Bürgerschaft über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinaus eine integrierte Beobachtungs- und Beteiligungsmöglichkeit angeboten.
Fünf externe, teils international besetzte Expertenteams aus Stadtplanern, Architekten und Landschaftsarchitekten mit Erfahrung in städtebaulichen Entwurfswerkstätten und Dialogverfahren waren eingeladen, für die freiwerdenden Flächen Ideen zu formulieren und städtebauliche Konzepte zu erarbeiten. Die kreative Werkstattarbeit fand tagsüber werktags vom 24. bis 30. November 2017 im „Haus Zoar“ am Kapuzinerplatz statt. An drei Terminen hatte die breite Öffentlichkeit die Gelegenheit, den Teams im Rahmen eines „offenen Hauses" bei der Arbeit über die Schulter zu schauen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.
In drei zusätzlichen abendlichen FOREN stellten die Teams der Jury und der interessierten Öffentlichkeit ihre Ersteinschätzungen zur Standortbegabung (FORUM IMPULSE, Freitag, 24. November 2017), grobe Strukturkonzepte (FORUM IDEEN, Dienstag, 28. November 2017) und schließlich die finalen städtebaulichen Konzepte (FORUM IDENTITÄT, Donnerstag, 30. November 2017) vor und zur Diskussion.
Sowohl Jury als auch Öffentlichkeit hatten damit die Gelegenheit, Rückfragen zu stellen, Anregungen zu geben und damit lenkend in den konzeptionellen Prozess zur Zukunft des Areals einzugreifen. Damit wurde ein angemessener, kreativer Rahmen in direkter Nähe zum Plangebiet geschaffen, der auch für die interessierte Öffentlichkeit geöffnet war; ein ganz neuer Ansatz der Bürgerbeteiligung in Mönchengladbach. In der Jurysitzung am 1. Dezember wurden schließlich die besten und tragfähigsten Ideen für die Zukunft des Areals gewürdigt.
Unter folgendem Link kann auf Youtube ein Video zum Thema "Städtebauliche Entwurfswerkstatt Maria Hilf" vom 17.10.2017 (CityVision) aufgerufen werden:
Städtebauliche Entwurfswerkstatt (externer Link zu youtube.com)
Mit breiter Jurymehrheit hat sich der Entwurf "Maria Hilf Terrassen" der Arbeitsgemeinschaft "urban agency, karres+brands und urbanization" aus Dänemark durchgesetzt. Der Entwurf sieht ausgehend von einem Dreiecksplatz an der Aachener Straße, der über zwei Treppenanlagen mit der Waldhausener Straße verbunden ist, drei Plateaus vor. Auf dem ersten Plateau auf Höhe der Aachener Straße wird der Dreiecksplatz im Norden von einer Wohnzeile gesäumt, während links und rechts davon die bereits vorhandenen Blöcke an der Aachener Straße in die Fläche hinein verlängert werden. Auf zwei weiteren, höhergelegenen Plateaus entstehen nach Norden aufsteigend drei Blöcke, die sich in Richtung des neu geschaffenen Maria-Hilf-Platzes an der denkmalschützten Kapelle vergrößern. Jeder Block spielt mit unterschiedlichen Höhen und Architekturen, die in ihrer Proportion und Wahl angemessen sind, und ermöglicht durch Öffnungen Zugänge in die neu geschaffenen Wohnhöfe. Im Norden, Westen und Osten des Plangebiets werden die heute offenen Gärten der bestehenden Wohnbebauung durch behutsame Annäherung von neuen Baukörpern geschlossen. Die Privatsphäre der Nachbarschaft wird damit respektiert. Eine Treppe führt diagonal von der Aachener Straße aus zum neuen Maria-Hilf-Platz hinauf und ermöglicht beim Aufstieg eine direkte Sichtachse zur Kapelle. Eine Rampe umarmt ausgehend von der Aachener Straße die Blöcke und erlaubt dadurch auch einen barrierefreien Zugang. Zwei Tiefgaragen nehmen den ruhenden Verkehr auf. Die Dreiecksfläche zwischen Sandradstraße und Viersener Straße wird im Norden am heutigen Parkplatz vor dem Portalgebäude der Klink als Stadttor über ein achtgeschossiges Gebäude akzentuiert. Der neue Maria-Hilf-Platz erhält damit eine östliche Baukante. Nach Süden hin setzt sich die Bebauung durch zwei Blöcke fort, die hier bereits bestehende Gebäude einbeziehen. Entstanden ist ein der zentralen Lage des Plangebietes angemessenes neues dichtes, robustes, urbanes Wohnquartier in klassischer Blockrandbebauung der Umgebung, das frei finanzierten, öffentlich geförderten sowie preisgedämpften Wohnungsbau vorsieht. Die Qualität der Arbeit liegt laut Jury in der richtigen Setzung der öffentlichen Räume, der robusten städtebaulichen Grundkonzeption mit passenden Typologien und der überzeugenden Verknüpfung und Weiterentwicklung des vorhandenen Stadtgefüges (s. Abb. unten).
Der zweite Preis ging an das niederländische Team Mecanoo (Delft). Den dritten Preis erhielt der Entwurf des Teams Reicher-Haase/Auböck+Kárász (Aachen/Wien). Einen Anerkennungspreis erhielten die Entwürfe des Teams Blauraum/Schonherr (Hamburg/Aarhus) und des Teams Zanderroth/herrburg (Berlin).
Alle Entwürfe können hier eingesehen werden.
Eine über 100-seitige, reich bebilderte Dokumentation des gesamten Werkstattverfahrens wurde erarbeitet. Sie fasst die Aufgabenstellung zusammen, benennt Akteure und stellt alle Ergebnisse anschaulich zusammen.
Die Dokumentation kann hier als PDF-Dokument heruntergeladen werden (20 MB) und liegt auch in gedruckter Fassung vor:
Städtebauliche Entwurfswerkstatt #MariaHilf_NeuesWohnen
Unter folgendem Link kann auf Youtube eine filmische Begleitung der Werkstattwoche aufgerufen werden:
Mitmischen - Entwurfswerkstatt #MariaHilf_neueswohnen (externer Link zu youtube.com)
Nach dem Ende der städtebaulichen Entwurfswerkstatt wurde der Siegerentwurf auf Basis der Jurybeurteilung qualifiziert. Das Ergebnis wurde in einen Rechtsplan (Bebauungsplanvorentwurf) übersetzt und der Öffentlichkeit und den Trägern öffentlicher Belange im Rahmen der frühzeitigen Beteiligung gemäß § 3 Abs. 1 und § 4 Abs. 1 BauGB zur Erörterung vorgestellt (24.10 bis 30.11.2018). Der auf Basis der eingegangenen Stellungnahmen und Einwendungen überarbeitete Bebauungsplanentwurf wurde vom 05.01. bis zum 19.02.2021 der Öffentlichkeit und den Trägern öffentlicher Belange gemäß § 3 Abs. 2 und § 4 Abs. 2 BauGB vorgestellt. Am 15.12.2021 wurde vom Rat der Stadt Mönchengladbach der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan Nr. 764/N „Maria Hilf Terrassen“ und die parallele 235. Flächennutzungsplanänderung beschlossen. Die Bekanntmachung des Bebauungsplanes erfolgte Anfang 2022. Der Bebauungsplan ist die zentrale Grundlage für die weitere Entwicklung des Quartiers. Er beendet die mehrjährige Planungsphase und läutet zugleich den Startschuss für die nun folgende Vermarktung der Grundstücke und Umsetzung ein.
Den Bebauungsplan können Sie unter folgendem Link im Geoportal der Stadt Mönchengladbach einsehen:
Zur Sicherung der gewünschten besonderen Qualität des neuen Wohnquartiers „Maria Hilf Terrassen“ wurde im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 794/N „Maria Hilf Terrassen“ ein Gestaltungshandbuch „Freiraum und Architektur“ erarbeitet. Betraut mit der Erarbeitung waren die Planungsbüros „Karres en Brands“ aus den Niederlanden und „Urban Agency“ aus Dänemark.
Das Gestaltungshandbuch dient zum einen als zentrale Grundlage für die Erschließungsplanung des neuen Wohnquartiers. Zum anderen bildet es die Grundlage für die Vermarktung der einzelnen Grundstücke, indem es Bestandteil des notariellen Kaufvertrages für die geplanten Stadthäuser wird und als Orientierungsrahmen für die qualitative Beurteilung der Entwürfe im Rahmen der Vergabeverfahren dient.
Mit den Maria Hilf Terrassen soll ein attraktives und qualitätsvolles Wohnquartier für alle entstehen. Die Straßenräume werden dafür dem Menschen, nicht länger nur dem Auto zur Verfügung gestellt. Die Straße wird als grüner multifunktionaler Kommunikations- und Aufenthaltsort, nicht länger nur als monofunktionaler Verkehrsort dienen. Es wird eine Abfolge von verschiedenen Plätzen, Grün- und Erschließungsräumen mit einer starken Identität und klaren Kohärenz entstehen. Die zentrumsnahe Lage und die Verbindungen des Quartiers zum umliegenden Stadtgefüge werden ein neues lebendiges Quartier in Mönchengladbach schaffen.
Der derzeitige Rahmenterminplan zur Baureifmachung des Gesamtareals sieht vor, dass bis Anfang 2025 vorlaufende Maßnahmen mit umfangreichen Geländemodellierungsarbeiten und Kampfmitteluntersuchungen abgeschlossen werden. Hieran schließen sich der Leitungs- und Grundausbau durch die örtlichen Versorgungsträger an, welche voraussichtlich Mitte bis Ende 2026 abgeschlossen werden. Die Quartiersgarage an der Staufenstraße wird durch die EWMG ab Ende 2025 errichtet und voraussichtlich im Jahr 2027 in Betrieb genommen.
Der Straßenendausbau sowie die Herstellung der im Quartier vorgesehenen Grün- und Spielflächen erfolgen nachfolgend in zeitlicher Abhängigkeit von der Vermarktung der Grundstücke und deren Bebauung durch private Investoren. Nach derzeitigem Stand wird die Umsetzung des Straßenendausbaus ab 2032 ff. erfolgen.
Bereits Anfang 2020 wurde die Vermarktung des nordöstlichen Teilbereiches mit ca. 4.360 m² über ein zweistufiges Konzeptvergabeverfahren abgeschlossen (Bauabschnitt 1). Dabei handelt es sich um die teilweise denkmalgeschützten Bestandsgebäude des ehemaligen Krankenhauses mit Kapelle an der Sandradstraße. Den Zuschlag erhielt der Projektentwickler Schleiff Denkmalentwicklung.
Die Vermarktung der weiteren Grundstücke soll nun unter Berücksichtigung verschiedener Marktsegmente erfolgen. Das dafür erforderliche Vermarktungskonzept wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Entwicklungsgesellschaft Mönchengladbach (EWMG) erarbeitet. Näheres dazu finden Sie dann unter www.ewmg.de.
Instagram:
Eine eigens für das Projekt eingerichtete Instagram-Seite begleitet das gesamte Projekt mit Bildern und Impressionen. Sie können die Seite über den folgenden Link erreichen: https://www.instagram.com/maria_hilf_terrassen/?hl=de
Tel.: (02161) 25 - 8623, Zimmer 3055