Karl Nussbaum: Hilbert-Space. Video-Performance

Künstlerische Erinnerung aus New York an Mönchengladbacher Familiengeschichte
Video-Performance-Abend zu den jüdischen Kulturtagen im Rheinland

Addi Nussbaum, ein 14-jähriger jüdischer Junge aus Rheydt, entkam 1939 der nationalsozialistischen Verfolgung mit einem Kinderrettungstransport nach Belgien. Später wurde er in den USA ein angesehener Mathematiker, der über den „Hilbert-Space“, einen theoretischen Raum unendlicher Dimensionen forschte. Sein Sohn Karl, Filmemacher und Performancekünstler, setzte ihm mit seiner Videoperformance „Hilbert Space“ ein Denkmal.

Anlässlich der Jüdischen Kulturtage zeigte der in New York lebende Karl Nussbaum die Performance am 12. März 2015 auf Einladung des Städtischen Kulturbüros erstmals in Mönchengladbach im Textil-Technikum (MonfortsQuartier). Auf eine Leinwand aus Seide, die er in der knapp 15-minütigen Performance bewegte, projizierte er Bilder von traditionellen jüdischen Trauerzeremonien, mathematische Formeln, Aufnahmen von Wetter und anderem. Sobald die Seide emporstieg, wurde sie als Körper in den Raum unendlicher Dimensionen erhoben, in dem Lebende und Tote zusammenfanden. Die eingespielte Musik wurde von Morton Feldman komponiert.

Zweiter Gast des veranstalteten Abends war die ebenfalls aus New York stammende Künstlerin Elana Katz. Sie zeigte den Rohschnitt eines 12-minütigen Videos, das eine Performance dokumentiert, die sie wenige Tage zuvor in Aachen durchführte: „Sich nicht bemerkbar machen“ schuf dort mittels ausgelegter Glasplatten einen eindringlichen und sensiblen Erfahrungsraum, in dem sich Besucher*innen und die Künstlerin bewegten, und der auf das Schicksal der Aachener Familie der Künstlerin verwies.

In einem anschließenden Gespräch, übersetzt von Chris Wolcott, berichteten die beiden aus verschiedenen Generationen stammenden Künstler*innen unter anderem von den Möglichkeiten und der persönlichen Bedeutung einer solchen künstlerischen Vergegenwärtigung der (Familien-)Geschichte sowie ihre unterschiedlichen Ansätzen.

Über 100 Besucher*innen nahmen an der Veranstaltung teil, die in Kooperation mit dem Museum Schloss Rheydt und unterstützt von noi!-Event & Catering sowie dem Kulturministerium NRW und dem Kulturraum Niederrhein stattfand.