Wenn Kinder und Jugendliche plötzlich und unerwartet belastende Situationen erleben, sind auch Eltern und andere Bezugspersonen oft verunsichert:
Wie geht man mit der Situation um?
Wie kann man die Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen, das Erlebte zu verarbeiten?
Das Wichtigste zuerst: Jede Reaktion auf ein unnormales Ereignis ist eine normale Reaktion!
- Jeder Mensch regiert anders auf Belastung: Trauer, Angst, Gereiztheit und Wut sind ebenso normale Reaktionen wie ein Rückzug oder eine (vermeintliche) Unberührtheit. Lassen Sie alle Reaktionen zu und erklären Sie Ihrem Kind, dass dies ganz normale Gedanken und Gefühle sind.
- Auch Symptome wie z.B. Schlafstörungen, Alpträume, Stimmungsschwankungen, Unsicherheit oder körperliche Beschwerden können über einen gewissen Zeitraum immer wieder auftreten. Sie sind erstmal kein Anlass zur Sorge und verschwinden meist von alleine wieder.
Wie kann man über das Erlebte sprechen?
- Schaffen Sie Situationen, in denen Sie ungestört mit Ihrem Kind reden können und seien Sie für Ihr Kind da, wenn es das Gespräch sucht. Lassen Sie es reden, solange es Bedarf dazu hat, und respektieren Sie, wenn es nicht weiterreden möchte. Akzeptieren Sie auch, wenn Ihr Kind gar nicht über das Erlebte sprechen möchte.
- Geben Sie altersangemessene Erklärungen.
- Sie müssen Ihre eigene Betroffenheit nicht verbergen.
- Vermeiden Sie Dramatisierung und Spekulationen. Bleiben Sie bei den Fakten und wirken Sie der Entstehung von Gerüchten entgegen.
Unterstützung betroffener Kinder und Jugendlicher
Ins Handeln bringen
Kinder und Jugendliche verfügen über enorme Selbstheilungskräfte. Diese entfalten sich besonders, wenn sie (altersgemäß) mitentscheiden und selbst etwas tun können. Handeln hilft gegen Gefühle von Ohnmacht.
Hilfreich ist es auch, Verarbeitungshilfen zu besprechen: Entspannung, Ablenkung, Bewegung an der frischen Luft, …
Achtsam in den (Schul-)Alltag zurückkehren
Oft hat man den Impuls, Kinder nach einem belastenden Ereignis im „geschützten Rahmen“ zu Hause zu lassen. Die Erfahrung zeigt aber: In der Regel tut es gut, möglichst bald in den Alltag zurück zu kehren.
Insbesondere wenn das belastende Ereignis auch die Mitschüler*innen betrifft, hilft es sehr, dieses in der Gruppe der Gleichaltrigen gemeinsam zu verarbeiten.
Auch das Einhalten von familiären Routinen und der gewohnte Tagesablauf sind wichtig.
Zeit lassen und die besondere Situation berücksichtigen
Es braucht Zeit, wieder zur gewohnten Belastbarkeit zurückzukehren. Bis dahin brauchen die Kinder vorübergehend mehr Zuwendung. Auch kann es sein, dass sie wieder Bedürfnisse haben, die entwicklungsgemäß eigentlich schon hinter ihnen liegen.
Seien Sie zuversichtlich, dass Ihr Kind die Belastung mit der Zeit erfolgreich bewältigen wird.
Anregung zu Aktivitäten, die Spaß machen
Nach dramatischen Ereignissen fühlt es sich manchmal unpassend an, fröhlich und unbeschwert zu sein. Kinder und Jugendliche brauchen oft die ausdrückliche Erlaubnis, Aktivitäten genießen zu dürfen und Spaß zu haben.
Positiv erlebte Aktivitäten können ablenken, Erregung abbauen und entspannen.
Alle genannten Aspekte gelten natürlich auch für Erwachsene, wenn Sie selbst durch die Ereignisse betroffen sind!
Wann ist fachliche Unterstützung nötig?
Bei Fragen oder Unsicherheiten stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Wenn die Belastungssymptome länger als 6–8 Wochen andauern, raten wir Ihnen, fachliche Unterstützung einzubeziehen.
Auch zur Abklärung können Sie sich gerne an uns wenden.