Beratungsangebot und Informationen für Schulen
Die Auswirkungen der Kriege, Angriffe und Konflikte in der Welt sind auch in den Schulen spürbar.
Auf dieser Seite haben wir allgemeine Informationen zusammengestellt.
Für individuelle Fragestellungen bieten wir persönliche Beratung oder Unterstützung für Lehrkräfte und andere pädagogischen Fachkräfte an Schulen:
- anonyme Fallberatung (z.B. wenn Sie den Eindruck haben, dass ein*e Schüler*in mehr Unterstützung braucht, oder bei Verhaltensweisen, die im Schulalltag schwierig zu handhaben sind)
- Coaching (z.B. bei schwierigen Klassensituationen, zu Gesprächsführung bei extremen Positionen von Eltern/Schüler*innen oder zur persönlichen Entlastung in Zeiten starker Beanspruchung)
- Systemberatung (z.B. wenn Sie sich als Schule zu bestimmten Fragestellungen Beratung wünschen)
Rufen Sie uns gerne an, um Ihr Anliegen zu klären.
Ängste und Fragen bei Schüler*innen durch das Thema „Krieg“
Die Ereignisse in der Welt können Fragen, aber auch Verunsicherung oder Ängste hervorrufen. In der Schule können die wesentlichen Sachverhalte ruhig und sachlich vermittelt werden – ohne zu bagatellisieren oder zu dramatisieren. Hilfreich ist es, wenn Aufmerksamkeit auf positive Aspekte gelegt werden kann: z.B. wie für Betroffene Hilfe organisiert wird. Bei großer Belastung können weiterführende Anlaufstellen zur Beratung und Unterstützung aufgezeigt werden (z.B. Familienberatungsstellen, Schulpsychologische Beratung, …).
Auf der Seite der Schulpsychologie in NRW finden Sie eine umfassende Zusammenstellung von Empfehlungen für Eltern und Lehrkräfte im Umgang mit dem Thema „Krieg“.
Konflikte zwischen Gruppen und die Gefahr von Vorurteilen und Diskriminierung
Wir müssen aufpassen, dass die Kritik am Verhalten von Staaten bzw. deren politischer Führung oder bestimmten Gruppierungen nicht zu einer Abwertung von ganzen (Bevölkerungs-)Gruppen im Allgemeinen führt. Vorurteile und Stereotype entwickeln sich rasend schnell und oft sind wir uns dessen gar nicht bewusst.
Schulen können viel dazu beitragen, dass Schüler*innen sich auch in Kriegszeiten als Individuen begegnen, deren Herkunft oder Staatsangehörigkeit nur ein Merkmal von vielen ist. Und die darüber hinaus sogar einiges gemeinsam haben: z.B. Mitschüler*in der Klasse 5b zu sein oder Fußballfan, gemeinsame Werte wie Fairness und Toleranz, oder sich Sorge wegen des Krieges zu machen.
Es kann zu Situationen kommen, in denen Kinder und Jugendliche sich drastisch und menschenverachtend äußern. Dies gilt es einerseits auszuhalten, da Schule erstmal auch ein Schutzraum ist, in dem junge Menschen mit Unterstützung ihren moralischen Kompass entwickeln können. Dazu gehört zuzuhören, um Meinungen und Gefühle zu verstehen – ohne notwendigerweise Verständnis dafür zu haben. Um gleichzeitig wieder Empathie und eine Perspektivübernahme zu ermöglichen, kann es hilfreich sein zu fragen, wie es wäre, wenn die eigene Familie oder Freunde betroffen wären.
Verweigern sich Schüler*innen aber der Auseinandersetzung und verbreiten weiter menschenverachtende Aussagen (dazu gehört auch die Verherrlichung von Gewalt), müssen eine klare Positionierung und eine Unterbindung folgen, um betroffene Schüler*innen zu schützen und den Schulfrieden zu sichern (ggf. mit Konsequenzen).
Willkommenskultur für geflüchtete Kinder und Jugendliche an den Schulen
Erfahrungen von Krieg und Flucht sind ungeheure Belastungen. Oft glauben Erwachsene, dass Kinder und Jugendliche unmittelbar psychologische Betreuung benötigen, um das Erlebte zu verarbeiten. Kinder und Jugendliche verfügen aber über enorme Selbstheilungskräfte. Diese entfalten sich am besten, wenn das Leben wieder in geordneten und sicheren Strukturen verläuft.
Hierzu gehört ganz wesentlich die Teilnahme am Schulalltag:
- Routinen und Rituale geben Halt.
- Im Kontakt mit Gleichaltrigen treten die Geschehnisse in der Heimat auch mal in den Hintergrund.
- Die Zugehörigkeit zu einer Klassengemeinschaft kann – selbst bei Sprachbarrieren – viel Rückhalt bedeuten.
Die neuen Mitschüler*innen sollten offen und mitfühlend in der Klasse willkommen geheißen werden, ohne ihre Geschichte über die Maße in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken.
Für Tipps zum Umgang mit Fluchterfahrungen bei Schüler*innen verweisen wir gerne auf die Broschüre „Schule als sicherer Ort“ unserer Kolleg*innen der Regionalen Schulberatungsstelle des Kreises Borken.
Unterstützung für Eltern und Beziehungsangebot von Seiten der Schule
Natürlich sind auch die Eltern den Belastungen aufgrund der Erfahrungen von Krieg und Flucht ausgesetzt und müssen sich in einem fremden Land neu zurechtfinden und organisieren.
Schule kann die Eltern auf verschiedenen Ebenen dabei unterstützen, ein Gefühl von Sicherheit, Stabilität und Selbstwirksamkeit zurückzuerlangen:
- Schulische Abläufe erklären: Was macht mein Kind? (Unterrichtszeiten, Abholregeln, Tagesabläufe,...)
- Örtlichkeiten zeigen: Wo hält sich mein Kind auf? (Klassenraum, Schulhof, Turnhalle, Betreuungsräume,...)
- Personen vorstellen: Wer kümmert sich um mein Kind? Wer ist Ansprechpartner*in? (Klassenlehrer*in, Schulleitung, Schulsozialarbeit,...)
Je mehr Einblicke und positive Gefühle die Eltern in Bezug auf die Schule haben, desto leichter können sie ihr Kind in einem noch fremden Land fremden Personen übergeben. Auch andere Partizipationsmöglichkeiten (z.B. aktive, persönliche Einladungen zu Festen) sind hilfreich, um in einen guten Kontakt zu kommen.
Weitere Anregungen:
- Pat*innen in der Schulgemeinschaft zur Unterstützung einzelner Familien aktivieren
- Vielleicht gibt es in der Schulgemeinschaft Personen, die beim Übersetzen helfen können?
- Informationsflyer über die Schule in leichter Sprache oder mit Piktogrammen
Wichtig ist, dass die Eltern in Bezug auf ihre Kinder nicht „abgehängt“ werden: Kinder und Jugendlichen haben den Vorteil, in der Schule schnell die neue Sprache zu erlernen, Kontakte zu knüpfen und sich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Je mehr Einblicke die Eltern in das System Schule haben, desto mehr können Eltern und Kinder sich zu Hause auf Augenhöhe darüber austauschen.
Bei sprachlichen Barrieren können Einrichtungen (z.B. Schulen) über den Sprachmittler*innenpool des Kommunalen Integrationszentrums Unterstützung erhalten.
Schulische Prävention
Zur präventiven Förderung eines friedlichen Miteinanders ohne Diskriminierung haben sich folgende Maßnahmen bewährt (Baustein „Zugehörigkeit“ aus unserem Präventionskonzept):
- klare Regeln und Positionierung gegen Ausgrenzung und Gewalt
- Verzicht auf Kategorien und Vermeidung von Stereotypen
- Betonung von Gemeinsamkeiten
- Maßnahmen zur Stärkung der Klassengemeinschaft
- behutsame Unterstützung beim Aufbau sozialer Beziehungen
- Unterstützung bei der Bearbeitung von Konflikten durch Erwachsene
- frühzeitiges Handeln bei Hinweisen auf Ausgrenzung
- Beachtung der eigenen Vorbildrolle als Erwachsene