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Heinz-Josef van Ool

Haierbäumchen 109
41169 Mönchengladbach
Tel.: 02161/ 55 74 31
Mobil: 0171/7519028
E-Mail: Heijo.vanOol@web.de

Biografie

Geboren am 2.September 1953 in Mönchengladbach; sechs Jahre im Internat der rheinischen Franziskaner; Besuch eines altsprachlichen Gymnasiums mit dem Abschluss Mittlere Reife; Ausbildung und Tätigkeit als Komunalbeamter; Abschluss als Diplom-Verwaltungswirt; seit 1979 in der Datenverarbeitung bei der Stadt Mönchengladbach tätig. Der Autor ist verheiratet und hat drei Söhne. Aus dem Spaß am Spiel mit Worten entstand seit 1970 aus der Feder von Heinz-Josef van Ool eine Vielzahl von Gedichten, die 1997 in einem bisher unveröffentlichten Lyrik-Band zusammengefasst wurden. Über die Teilnahme an Kursen zur alttestamentlichen Exegese nahmen den Autor immer mehr Personen aus dem Alten Testament gefangen. Vor allem der Prophet Amos war eine Gestalt, die ihn mehr und mehr beschäftigte und ihm dabei immer sympathischer wurde. Nach mehreren Studienreisen in das Heilige Land (Israel, Jordanien, Syrien) nahm der Gedanke, einer größeren Öffentlichkeit, die nicht un-bedingt religiös oder sogar bibelfest sein muß, die Person des Propheten Amos und die Lebensumstände in seiner Zeit in Form eines Romans näher zu bringen, konkrete Gestalt an. Neben der Sammlung historischer Fakten aus der Zeit um 800 v.Chr. lernte der Autor Alt-Hebräisch, um die Texte der Bibel in ihrer ursprünglichen Aussagekraft lesen zu können.

Bibliografie

1997
"taku, skan skan...". Lyrikband mit Gedichten aus drei Jahrzehnten (unveröffentlicht)

2001
"Amos drei Komma acht". Roman. Verlag Larsberg ISBN 3-934594-04-2

2002
"Albint". Novelle, eine Neuinterpretation des alttestamentlichen Buches Rut mit Bildkompositionen von Wolfgang Franken

Weitere Titel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Leseprobe

Introitus: Amos drei komma acht

Still hörte ich gespannt Geschichten,
als ich noch den Daumen lutschte.
Vater las sie oft mir vor
mit seinem tiefen Stimmtenor.
Von einem GOTT,
der weit hoch oben
ganz still dasitzt und lässt sich loben.
Von einem GOTT,
der böse zürnt,
wenn man nicht lieb ist und nicht hört.

Da war kein GOTT mehr irgendwann,
als ich wurd langsam,
schnell zum Mann.
Nur lernen,
lernen,
Geld verdienen.
Schnell
Auto
Haus
Und Mädchen kriegen.
Da war kein Platz für einen GOTT,
da passte er nicht in den Trott.

Mit eigenen Kindern betet man
zum lieben GOTT,
dem alten Mann.
Doch irgendwie und irgendwann,
eine Krise war's?
wie fing es an?
Ich wollte doch so gerne glauben
Und doch war etwas schiefgelaufen

GOTT schuf die Welt in sieben Tagen;
Ein Blödsinn so was heut zu sagen;
Und weil wir heute alle frei,
versteh,
wer will
die Sklaverei.
Wer braucht schon einen Exodus?
Wir haben Flugzeug,
Bahn
Und Bus.

Und zehn Gebote!
Wozu dies?
Die machen nur die Stimmung mies!Ob Jakob, Mose, Salomon,
was habe heute ich davon?
Und was Propheten prophezeiten,
das ist wohl überholt beizeiten.
Da gibt es da noch Wundertaten,
die Jesus und die Jünger taten.
Was stimmt davon?
Was ist historisch?
Was ist wohl wahr?
Was illusorisch?
Wie furchtbar wichtig solche Fragen,
da plötzlich für mein Leben waren.

Und ich begann allein zu suchen;
Und ich begann ganz leis zu fluchen.
Zu viel,
was auf mich eindrang,
strömte.
Zu viel,
was ich, zu wissen,
sehnte.

Doch irgendwann war da ein Licht!
Ein völlig neues Angesicht,
das mir nicht mehr von oben drohte,
das jeden Fortschritt von mir lobte.
Das mit mir lachte,
wenn ich froh
und mit mir weinte
sowieso.
Jemand der zärtlich mich umschloß,
wenn irgend etwas mich verdroß.

Ein GOTT,
der mich zart an sich drückte,
wenn mir mein Tag nicht ganz so glückte.
Ein GOTT,
der nicht mehr weit und fern.
Und plötzlich hatte ich ihn gern.
Mein Gottesbild fing irgendwann
mit anderen Konturen an.
Ich konnte mir GOTT als Frau ausmalen
und auch als Mensch
mit tausend Qualen.

Und ich begann schnell zu verstehen,
auch das kann so nicht weitergehen.
Ich muß von dem,
was ich erfahren,
dem,
der es will,
was weitersagen.

Wenn Löwen brüllen fürchterlich,
jeder, der's hört,
er fürchtet sich.
So ist es auch
wenn JAHWE spricht,
man redet und verschweigt es nicht.


Arad

Zügle deinen Schritt, wenn du zm Gotteshaus gehst. Tritt ein, um zuzuhören, und nicht, wie die Ungebildeten, um Opfer abzugeben. Sie verstehen nicht einmal Böses zu tun. (Kohelet 4,17) Ich stand vor dem Allerheiligsten in den Resten des ausgegrabenen Tempels von Arad, dem ältesten Jahwe-Heiligtum, wie ich aus Worten von Damija Slobrinski entnahm, die sie hinter mir an die ganze Gruppe richtete.Fünf -jetzt sehr ungleiche und unebene Stufen- führten in den vielleicht eineinhalb Meter tiefen und genauso breiten Raum hinein. Am Eingang dazu, in Höhe der dritten Stufe, standen links und rechts zwei unterschiedlich hohe viereckige Steinsäulen mit flachen, schwarz verfärbten Mulden, deren Verwendung als Rauchopferaltäre mir schlagartig wieder vor Augen war. An der Rückseite des Allerheiligsten stand in der rechten Ecke ein ungefähr meterhohes phallusartiges Steinmal, Massebe genannt, aus einem sehr hellen, fast weißen Stein. In der linken Ecke befand sich ebenfalls ein Steinmal, nur war dies wesentlich kleiner und der Stein war hier rötlich, so als hätte man ihn mit einer roten Flüssigkeit durchtränkt. Ich schloss die Augen aus dem Bedürfnis heraus , dadurch mehr von der Ausstrahlung dieses uralten heiligen Ortes zu spüren. Ich hörte hinter mir noch die Erklärung, dass es sich bei den beiden Steinmalen wohl um eine Darstellung Jahwes in einer männlichen und weiblichen Form handle, als ich den beißenden Geruch von Weihrauch wahrnahm. Das Licht, das um mich herum herrschte und das ich trotz meiner geschlossenen Lider wahrnahm, war plötzlich verschwunden, als ob jemand mir seine Hand vor die Augen gelegt hätte. Ich öffnete die Augen und erschrak. Vor mir befand sich ein blutroter Vorhang. Er verdeckte jetzt den Eingang zum Allerheiligsten. Er reichte bis zu einem hölzernen Türsturz drei Meter über mir.Dicke Wolken aus Weihrauch stiegen von den beiden Rauchopferaltären hoch gegen die rußgeschwärzte Balkendecke über mir. War ich verhext? Hatte ich Halluzinationen? War ich wieder entrückt in eine andere Zeit und Welt? Gehörte das auch zu dem Plan der alten Frau aus der Annenkirche? Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach rechts und links. Nur Rauch und Dunkelheit. Dann sah ich nach hinten, woher das Licht kam. Ich stand im Vorraum zum Allerheiligsten. Genau hinter mir war die hohe Tür zum Innenhof mit dem großen Brandopferaltar. Ich war allein in diesem fensterlosen Raum von acht Metern Breite und nur zwei Metern Tiefe. Die Dunkelheit und der dichte Rauch ließen mich weder rechts noch links mehr erkennen. An der Tür zum Innenhof standen mit dem Rücken zu mir zwei Männer. Sie hatten jeder einen safranfarbenen Lendenschurz an und eine Art Lederhaube auf dem Kopf. In einer Hand hielten sie einen runden, mit Leder bespannten Schild und in der anderen Hand eine lange gerade Holzstange mit einer Spitze aus Kupfer. Es waren wohl Wächter, die den Zugang bewachten. Ich wandte mich wieder dem Vorhang zu. Eine Aura des Besonderen, des Außergewöhnlichen umgab mich. Das Halbdunkel, der schwere intensive Weihrauchduft, der blutrote Vorhang, all das verstärkte dieses Gefühl noch. Vorsichtig streckte ich die Hand aus. Sie bewegte sich wie in Zeitlupe. Meine Fingerspitzen berührten den Vorhang. Hart spürten sie seine Oberfläche. Unendlich langsam versuchte ich ihn zur Seite zu bewegen, um einen Blick in das Allerheiligste dahinter zu werfen. Zentimeter um Zentimeter bewegte ich meinen Arm. Der Lichtschein, der durch die schmale Tür des Vorraums hinter mir fiel, schaffte es gerade, die nächste Stufe zu erhellen. Ich konnte immer noch nichts erkennen. Ich musste einen weiteren Schritt tun. Das Geheimnis dahinter zog mich in seinen Bann. Ich musste es lüften. Standen dort die beiden Steinmale? Gab es vielleicht Anzeichen für einen geheimnisvollen Kult dahinter? Für mich gab es im Moment nichts wichtigeres auf der Welt, als den Blick in das Dunkel des Allerheiligsten hinter diesem Vorhang. Schlagartig wurde mir klar, das ich etwas Verbotenes tat. Warum sonst waren Wächter an der Tür postiert, die dazu auch noch bewaffnet waren? Warum sonst war es hier so leer, obwohl der Innenhof vor Menschen überquoll? Sollte ich nicht besser verschwinden? Nein! Nur noch ein Stückchen Vorhang, dann musste doch etwas zu sehen sein. Meine Finger zitterten. Nur jetzt kein Geräusch, das nach außen dringt. Dann kam der Schrei. Ich fuhr herum. Ein Mann stand zwischen den Wächtern im Türausschnitt und starrte mich an. Sein Obergewand aus purpurrotem Stoff war mit Goldstickereien besetzt.Seine hohe Kopfbedeckung erinnerte mich an eine Bischofsmütze Da die Wächter keine Anstalten machten, ihn am Zutritt zu hindern, konnte es nur ein Priester sein. Aber jetzt geschah alles rasend schnell. Ich stürzte aus dem Vorraum in den Innenhof und stieß ihn mit der Hand zur Seite. Dort im Innenhof schien mir die einzige Fluchtmöglichkeit. Der Priester schrie etwas von Frevel und Entweihung. Doch was ich dann mit Entsetzen vernahm, war seine Aufforderung:"Tötet ihn!" Die beiden Männer neben dem Eingang ließen ihre Speere fahren und zogen kurze Schwerter aus dem Gürtel. Ich kämpfte mich, mir mit den Ellenbogen einen Weg bahnend, durch den Innenhof. Hier herrschte ein furchtbares Gedränge. Opfertiere, weitere Priester, Männer, Frauen und Kinder liefen durcheinander, jetzt auch noch durch die Rufe aufgescheucht. Von dem großen Brandopferaltar stieg beißender Rauch auf. Das Feuer des Brandopfers strömte eine unmäßige Hitze aus. Dazu erfüllte eine Kakophonie von Stimmen das Geviert. Menschen riefen, Kinder weinten, Ziegen und Schafe blökten, und ein Wächter, der dazwischen brüllte, dass man mich festhalten sollte. Ich hetzte durch diesen Lärm, durch diesen Blut- und Brandgeruch. Ich war total in Panik. Ich stolperte über Schafe und Kinder, rutschte fast im Ziegenkot aus, stieß einen Mann, der mich ergreifen wollte, die Nase blutig und erreichte endlich das Tor nach draußen. Aber alles war zu spät. Auch hier standen Tempelwächter mit gezogenem Schwert. Einer versperrte mir den Weg. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich und meine Bewegung in diese Richtung führte dazu, dass ich krachend auf dem Pflaster der Gasse landete.Dabei schlug ich mir Ellenbogen und Knie auf. Trotzdem wollte ich wieder aufspringen, doch als ich hochblickte, sah ich den zweiten Tempelwächter mit erhobenem Schwert über mir stehen. Das war es dann wohl. Wie würde es sein, wenn man tot ist? Ich schloss die Augen und wartete auf den Schmerz. Doch nichts. Kein Geschrei mehr. Kein Lärm. Kein Blut- und Brandgeruch. Dafür war da wieder die Stimme im Hintergrund, die gerade erklärte: " Wahrscheinlich wurde dieser Tempel im Zuge der Zentralisierungsbestrebungen in Richtung Jerusalem von König Joschija zwischen 639 und 609 zerstört und mit Kasematten überbaut. Der Jahwe-Allein-Bewegung war die Verehrung Jahwes in Verbindung mit seiner weiblichen Seite schon immer ein Dorn im Auge gewesen." Ich atmete mehrmals tief durch. Dann verließ ich schnell die Tempel- und Festungsanlage und setzte mich auf einen dicken Steinquader am Rande eines sanften Abhangs. Mein Hemd klebte am Rücken vor Schweiß. Mein Atem ging wie nach einem Hundert-Meter-Spurt. Mein Ellenbogen und Knie schmerzten dort, wo ich mir die Haut abgeschürft hatte. Ich wollte allein sein. In Ruhe nachdenken musste ich. Mich sammeln.

(aus dem Roman "Amos drei Komma acht")