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Margret Stadeler

Biografie

Geboren am 9. Dezember 1929 in Mönchengladbach, verstorben am 16. Juli 2016; nach dem Abitur 1950 Ausbildung zur Auslandskorrespondentin in Französisch; 1970 - 1975 Studium der Romanistik, Germanistik und Französisch an der Universität Düsseldorf; 1970 - 1990 Lehrerin an der Städtischen Realschule für Mädchen; Frau Margret Stadeler, verwitwet seit 1986, lebt in Mönchengladbach und hat 3 Kinder. Bereits als Lehrerin für Deutsch und Französisch hatte sie in Zusammenarbeit mit ihren Schülerinnen in einer Unterrichtsreihe "Literatur" Theaterstücke, Prosatexte und Gedichte geschrieben, die in einem Buch als Abschiedsgeschenk für Lehrer und Schüler zusammengefasst wurden. Zur eigentlichen schriftstellerischen Arbeit kam die erfolgreiche Autorin 60-jährig bei einem ihrer vielen Aufenthalte in ihrem geliebten Frankreich. Hier geriet sie in unvorhergesehene Ereignisse, die sie selbst als "Überraschung ihres Lebens" bezeichnet. So entstand ihr erstes Buch "Träume aus dem Languedoc", die authentische Wiedergabe einer Liebesgeschichte in einem Fischerdorf am Mittelmeer. Viele Geschichten ihrer Bücher handeln von Erlebnissen im Spannungsfeld Familie, Beruf und dem eigenen Ich. Sie zeugen von ungebrochener Lebensbejahung, trotz aller Schwierigkeiten, die es zu meistern gab. Die Autorin über sich selbst: "Freundschaft und Liebe sind gerade in Zeiten der Gewalt, wie wir sie jetzt erleben, ganz wichtig. Und daher stelle ich sie in meinen Büchern als das Wesentliche in den Vordergrund". Die Texte aller Bücher werden durch Illustrationen ihres Verlegers, Johann Puffer, und ihrer ehemaligen Kollegin Irmela Gilles einfühlsam unterstützt.

Bibliografie

1992
Träume aus dem Languedoc. PD Druck Puffer & Düntzsch. - Viersen ISBN 3-930115-00-X

1994
Björnebi trollt sich. PD Druck Puffer & Düntzsch. - Viersen ISBN 3-930115-02-6

1997
Die schöne Maguelone und andere Geschichten. PD Druck Puffer & Düntzsch. - Viersen ISBN 3-930115-13-1

1999
Mirami sucht Björnebi. PD Druck Puffer & Düntzsch. - Viersen ISBN 3-930115-16-6

2005
Für Dich. Julian-Verlag. - Viersen ISBN 3-930115-21-2

2010
Rêves palavasiens. Edition Avl Diffusion. Erhältlich in der Buchhandlung Wackes, Mönchengladbach

2012
Eine Liebe. Roman.  Druckerei Maier. - Rottenburg a.N.  ISBN 978-3-00-036815-8

Leseprobe

Silvester 1994

Letzter Tag im alten Jahr!

Zauber des Languedoc.

Es ist früh. Die Morgendämmerung weicht dem Tag. Strahlender Sonnenschein färbt das Meer tiefblau. La Grande Motte, Le Grau du Roi beim Blick geradeaus über das Meer. Unendlichkeit, wenn der Blick nach rechts geht, in Richtung Maguelone, Frontignan. Beide Städte nicht zu sehen, nur zu ahnen. Zauber des Languedoc hier in Südfrankreich, auch wenn ich fern bin von meinen Enkelkindern. Plötzlich entschließe ich mich, auf die Suche zu gehen. Ich will das alte Jahr nicht alleine beschließen. Ich packe meine Zahnbürste ein, Zahnpasta! Wann fährt der Bus nach Montpellier, nach Frontignan? Kam nicht aus Frontignan der letzte Anruf? "Viens, Marguerite!" Ich sitze auf dem Busbahnhof in Montpellier und warte auf den Anschluß nach Frontignan. Auf den wenigen Bänken vor den Halte-Quais der Busse sitzen die Menschen eng beieinander. Wie kommt es, daß ich ihre Hände betrachte? Die Hände des Clochards - so wirkt der Mann auf mich in seiner ungepflegten Kleidung - liegen auf den Oberschenkeln. Schwere, behaarte Hände, die sich ausruhen. Oder geben sie dem Körper Halt, drücken auf die Beine, gleichsam als Beruhigung, daß es weitergehen wird, auch in dem neuen Jahr, das bald anbricht? Eine Hand gleitet in die Rocktasche, tastet nach einer kleinen Flasche. Mit einem abwesenden Blick des Trinkers hebt er sie an den Mund, trinkt dann mit geschlossenen Augen einen Schluck. Behutsam verschließt er die Flasche wie ein Kleinod. Wird sie sein Halt, sein Verderben sein im nächsten Jahr? Nach den Jahren des Alleinseins ist meine Zuwendung zu den Menschen gewachsen, die nach dem Tod meines Mannes ganz verloren schien. Zwei Verliebte sitzen neben mir. Zärtlich streichelt der junge Mann die Hand des Mädchens. Sehr zerbrechlich wirkt diese Hand, schmal, hingegeben an die Geste der Liebe. Werden die Hände der Verliebten stark genug sein, ineinander zu bleiben, wenn die Jahre sie verändern, wenn die Hände schwielig und rissig werden von der Arbeit oder vielleicht zart bleiben, weil das Leben sie verwöhnt? Eine alte Frau hält fest den Griff ihrer Handtasche in ihrer runzeligen Hand. Ihre Augen sind jung geblieben. Sie hat das Leben gepackt mit ihren Händen, hat verstanden, daß man es zwingen kann, wenn man es ergreift. Ich steige in den Bus nach Frontignan. Hoffe ich, eine Hand zu finden, die sich mir entgegenstreckt? Silvester 1994. Eine Verrückte, mit der Zahnbürste in der Tasche. Beim Fahren schaue ich aus dem Fenster. In der Ferne Berge, das Licht des Languedoc immer nahe. Die Landschaft rechts und links wird strenger. Braune Felder, nur wenige Bäume. Auf der Rückfahrt sitzt ein kleiner Junge neben mir. Er hat dunkle Augen, fast schwarz, wie Lukas. Voll Bewegung sind seine kleinen Hände, die gestenreich seine Worte begleiten, wenn er mit "Maman" spricht. Wärme und Zuversicht erfüllen mich, auch wenn ich heute nicht bei meinen Enkeln bin. Bald werden sich vertrauensvoll kleine Kinderhände in meine Hand legen, wenn wir nebeneinander neue Wege gehen. Und so ist mir Lukas ganz nahe, als ich am Abend aus meiner kleinen Wohnung das Feuerwerk über dem Fischerdorf Palavas-les-Flots sehe. Ich laufe hinaus, dem neuen Jahr entgegen. Auf der Treppe zwei Verliebte, ein gefülltes Glas in der Hand. "Bonne année", rufen sie mir zu, küssen mich auf die Wange, wie Lukas, als ich mit ihm Silvester in Bergheim feierte.

(aus: Die schöne Maguelone und andere Geschichten, erschienen im Julian-Verlag in Viersen, S. 24-27)