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Inge Sittel

Kaldenkirchener Str. 66
41063 Mönchengladbach
Tel.: 02161/ 18 32 13

Biografie

Geboren am 4. März 1929 in Mönchengladbach; 1945 - 1948 Ausbildung zur Zahntechnikerin; 1948 Zahntechnikerprüfung mit Auszeichnung; 1952 Meisterprüfung als Jahresbestleistung; von 1954 bis 1979 führte Ingrid Sittel als Selbstständige ein zahntechnisches Labor. Anfang der sechziger Jahre fasste Inge Sittel bei ihrem ersten Ferienaufenthalt auf Mallorca spontan den Entschluss, auf dieser Insel ein Haus zu bauen. Dieser Beschluss führte aber sehr bald zu Erlebnissen und Erfahrungen, die weit über das hinausgehen, was der Titel des Buches "Eine Frau baut auf Mallorca" hergeben kann. So musste sie sich nicht nur mit der damaligen, sehr fragwürdigen Bauausführung durch unerfahrene Arbeiter befassen - es macht einen schon fassungslos, wenn man feststellen muss, dass der Beton der tragenden Hausplatte unter den Füßen zerbröselt und die so schön geplante Umfassungsmauer des Grundstücks die Garageneinfahrt mit einschließt - sondern sie musste sich auch mit dem angeborenen Hochmut spanischer Männer einer alleinstehenden Frau gegenüber auseinandersetzen. Aber mit viel Geschick, Selbstbeherrschung und einer im Einzelfall durchdachten Strategie schaffte sie es, "dass die Macho-Senores ihr meerblaues Wunder erlebten und sich zum ersten Mal in ihrem Leben ihre weißen Zähne an einer Frau ausbissen". Wenn man das Buch von Inge Sittel gelesen hat, kann man nur hoffen, dass ihre Freunde und Bekannten mit ihrem Drängen nach weiteren Lesevergnügungen aus ihrer beschwingten Feder recht bald Erfolg haben werden. Inge Sittel ist auch als Künstlerin tätig. Sie führt experimentelle Arbeiten mit Gold im Schleudergussverfahren durch, anfangs als Schmuck und anschließend als figurale Goldelemente für Schieferreliefs. Die Weiterentwicklung ihrer Arbeiten führte zur bildhaften Gestaltung in Schiefer, auch in Verbindung mit Plexiglas. Es erfolgten Austellungen in der Stadtsparkasse, im Haus Erholung und bei Juwelieren.

Bibliografie

2000
Eine Frau baut auf Mallorca. Viersen ISBN 3-930115-17-4

2003
Das kommt davon, wenn man Mallorca liebt. Viersen ISBN 3-930115-19-0

2008
Mallorca einst & jetzt. Viersen ISBN 978-3-939061-71-7

Leseprobe

Manolo warf mal wieder Schatten und ich sah ihn aus der Froschperspektive. Nur dieses Mal wußte ich, nichts würde so sein wie vorher. Das also war Landvermessung auf mallorquinisch: Manolo stand, als Grenzstein, die Arme so ausgebreitet, daß er sozusagen eine lebende Ecke darstellte, auf einem mit grünen Büschen bewachsenen Hügel. Einige alte Olivenbäume und vier Pinien vervollständigten das durchaus südliche Bild. Manolos Gesicht abzulesen, daß er mit der Entwicklung der Geschäfte hochzufrieden war. Vermutlich legte er seine Provision in Wein, Eßbarem und leichten Senoritas an. "Hola, Senora, mache Sie so wie ich, por favor." Ich mußte mich etwa 35 Meter diagonal von ihm, auch mit ausgebreiteten Armen eine Ecke markierend, hinstellen. "Das ist optimale Stück Grund für Sie. Nich nah an Wasser, Wasser mache alles kaputt, und hoch auf höchste Punkt von die Murada." "Grundstück, Manolo, man sagt auf deutsch Grundstück." "Sage ich doch: Stück Grund." Mir dämmerte jetzt schon langsam, daß kein spanischer Mann eine Belehrung von einer Frau annehmen würde, schon gar von einer Ausländerin und überhaupt nicht von einer unverheirateten. Ich stand, bis mir die Arme schmerzten. Vor meinem geistigen Auge sah ich ein stattliches Haus mit Terrassen und einem kleinen Swimmingpool, mit blühenden Geranien und Bougainvillen und vielen Tontöpfen. Ich sah mich im Liegestuhl das Meer betrachten und dem Sonnenuntergang zusehen oder gar dem Sonnenaufgang. (aus: Eine Frau baut auf Mallorca, erschienen im Julian-Verlag in Viersen, 2000, S. 25/26) Der Kaffeetisch war penibel gedeckt. Ich, die in allen Lebenslagen gehorsame Tochter, saß braungebrannt und gespannt vor Erwartung, meine Neuigkeit loszuwerden, auf dem steillehnigen Stuhl. "Also" setzte ich an, "also, ich habe..." und nun verschlug es mir selbst die Sprache ob der Ungeheuerlichkeit, die ich mitzuteilen hatte. Plötzlich wurde mir klar, daß ich niemals auf Zustimmung oder Unterstützung meiner Eltern zu hoffen brauchte. "Also, ich habe ein Grundstück auf Mallorca gekauft. Es kostet 7.500 Mark, es ist erschlossen, und ich werde eines Tages dort bauen", stieß ich so schnell wie möglich und ohne Luft zu holen hervor. Zunächst eisiges Schweigen. Dann kam, was meine Mutter immer nach Schreckensmeldungen zu sagen pflegte: "Ach du Welt!" (Was immer das heißen mochte.) Mein Vater, nach treffenderen Formulierungen suchend, meinte nach einer Weile unfreundlich: "Du solltest deinen Verstand wegen unterlassener Hilfeleistung verklagen! Du willst dir allen Ernstes ein Haus auf einer Insel im Mittelmeer bauen, die von Menschen bewohnt wird, deren Sprache du nicht einmal verstehst. Du willst mit Handwerkern arbeiten, denen du keinerlei Anweisungen geben kannst. Was soll so ein Haus kosten? Wie sind die Klimaverhältnisse im Winter und im Sommer? Hast du vor, dort zu leben oder willst du teure Flüge zahlen und hin und her fliegen, um den Bau zu beaufsichtigen? Oder willst du etwa tagelang mit dem Auto dorthin fahren und mit dem Schiff übersetzen, um dein neues Heim zu erreichen? Woher willst du überhaupt die Zeit nehmen, wo du doch das Geld für dein 'Bauvorhaben' - er spuckte dieses Wort förmlich aus - erst verdienen mußt?" Ich saß da, jetzt ohne Appetit auf Mutters selbstgebackenen Kuchen. Die ganze Tragweite meines vorschnellen (?) Handelns lastete zentnerschwer auf meiner Brust. Meine Träume vom mediterranen Haus, von Sonne, Strand, Meer und vor allem von der Gesundung meiner verwundeten Seele waren ausgeträumt. Nun, vielleicht hatte ich 7.500 Mark wortwörtlich in den Sand gesetzt. Eines hatte jedoch der Kauf bewirkt, ich hatte mir einen schönen Traum gekauft und Abend für Abend vor dem Einschlafen wurde mein Haus ein wenig perfekter.

(aus: Eine Frau baut auf Mallorca, erschienen im Julian-Verlag in Viersen, 2000, S. 33/34)