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Sigrid Schellen

Tel: 0 21 66/ 4 32 26
E-Mail: sigridschellen@web.de

Biografie

Geboren 1962 in Mönchengladbach und nie in eine andere Stadt gezogen. Nach Abschluss der Realschule Ausbildung als Rechtsanwaltsgehilfin, Sekretärin. Seit 1980 liturgische Mitarbeit im Glaubenszentrum der Monfortaner Patres in Rheydt-Mülfort. Sigrid Schellen schreibt verstärkt seit 1990, als sie lernte „wie aus Wörtern Wesen werden können.“ Durch ihren regelmäßigen Besuch von Schreibwerkstätten in Mönchengladbach, Viersen und Krefeld, ihreTeilnahme an den Mönchengladbacher Literaturtagen 1992, ihre Lesungen, auch themenbezogene Lesungen, sowie ihre Teilnahme an Veranstaltungen z.B. „Orientalischer Abend“ ist sie seit langem in der Literaturszene Mönchengladbachs und seiner Umgebung im besonderen Maße aktiv. Sigrid Schellen war von März 2000 bis Juli 2003 Mitglied der Autorengruppe „Federspur“. Zum Schreiben wird die Autorin auf sehr unterschiedliche Weise animiert. Mal ist es eine Geschichte, die sie aus einem anderen Blickwinkel betrachtet, mal eine Art „Auftragsarbeit“, die sich aus einem Gespräch, einer Alberei, einer Frage ergibt. Manchmal ist es aber auch eine Idee, die sie einfach „anspringt“. Am liebsten schreibt sie in Cafés oder Bistros. Das Überarbeiten der Texte macht sie auch am liebsten, wenn sie unterwegs ist. In der Bahn, bei einem Wochenendurlaub, aber auch zu Hause auf dem Balkon. Ihr Genre: Kindergeschichten Kurzgeschichten Besinnliches.

Bibliografie

1992
Teilnahme an den Mönchengladbacher Literaturtagen, Projekt "Portraitschreiben"

1998
Veröffentlichung in der Textsammlung "Mord im Ort", Viersen

1999
Veröffentlichung in der Festschrift "40 Jahre Abendgymnasium des Kreises Viersen"

Leseprobe

Die Verliebten

Vor einigen Wochen hatte ich die beiden zum ersten mal gesehen. Seitdem sah ich sie fast jeden Tag, wenn ich durch den Park nach Hause ging. Wir nickten einander freundlich zu, wie man es eben tut, bei Menschen, deren Gesichter man durch häufiges Sehen kennt, die man aber nicht wirklich kennt. "Die beiden sind bestimmt frisch verliebt", dachte ich immer. Vielleicht kannten sie sich erst seit kurzer Zeit. Häufig waren sie in ein Gespräch vertieft, nur selten gingen sie schweigend nebeneinander her. Aber dann schauten sie sich immer wieder an, und wenn sich ihre Augen trafen, brauchten sie keine Worte mehr. Ihre Blicke sagten mehr als es Worte hätten tun können und tausend Liebesschwüre hätten nicht mehr versprechen können, als dieser eine Blick. Wenn ich ihn zufällig auffing, fühlte ich mich, als hätte ich etwas Verbotenes getan und schaute verlegen in eine andere Richtung. Als ich gestern durch den Park kam, war es schon später Nachmittag. Es war einer dieser schönen Herbsttage, an denen man meint, der Sommer wäre noch einmal kurz auf eine Stippvisite zurückgekommen. Das Café im Park hatte noch einmal Tische und Stühle herausgestellt, und es herrschte reges Treiben. Als ich an den Tischen des Cafés vorbeiging, erhob sich ein Mann und kam auf mich zu. Ich erkannte ihn als den Mann aus dem Park. "Entschuldigen Sie", sprach er mich an. "Meine Frau meint, es wäre nett, wenn Sie mit uns anstoßen würden, denn wir begegnen uns ja oft hier im Park." "Worauf möchten Ihre Frau denn mit mir anstoßen?" "Die junge Frau aus dem Park möchte wissen, worauf wir mit ihr anstoßen möchten, Liebling," sagte er zu ihr. Die Frau reichte mir ein Glas Sekt, ihre Augen strahlten: "Auf unseren 50. Hochzeitstag!"


Die wortlose Schreiberin

Es war einmal... - nein, es ist gerade erst passiert.
Da saß diese Schreiberin in der Schreibwerkstatt, um eine Überschrift
zu bearbeiten. Sie hatte sie gerade die Wortdrehbank eingespannt und
öffnete die große Schublade, sie wissen schon, die, in der sie ihren
Wortvorrat aufbewahrt, da stellte sie fest: Die Wörter sind weg!

Dabei war letzte Woche erst eine große Lieferung gekommen, und die
konnte unmöglich schon verbraucht sein. Sie hatte nur den Anfang einer
Nacherzählung zusammenmontiert und dazu auch nur englische
Wörter benutzt. Die Schublade mit den deutschen Wörtern musste
noch ganz voll sein. Ob sie sie falsch einsortiert hatte?

Sie schaute in der Französisch-Wortschublade nach. Nichts!
Sie schaute in die Englisch-Wortschublade. Nichts!
Konnten sie in der Russisch-Wortschublade sein?
Nein, da lagen nur die drei Wörter, die immer drin waren.
Vorsichtshalber sah sie noch in der Italienisch- und Spanisch-
Wortschublade nach und in den Schubladen ohne Bezeichnungen.
Aber nichts!

Ihr wurde kalt und heiß.
Die Überschrift musste bearbeitet werden. Was sollte sie nur tun?
Sie wusste sich keinen anderen Rat als den, sich an die Drehbank zu
setzen und die Wörter an die Überschrift zu montieren, die noch als
Reste verstreut auf dem Tisch lagen.

Tja, und was dabei herausgekommen ist, haben Sie gerade gelesen.


Ich war einmal

Ich war einmal - oder bin ich es immer noch?

Ich war einmal in fremden, mystischen Ländern, Gegenden, ja, an ganz seltsamen Orten.
Nein, ich war nicht alleine dort. Es waren noch andere da.
Wer das war?
Ja, ja, seltsame Wesen waren auch da, sie heißen Krisdelan, Amaryllis, Jango und Ilona, aber auch Menschen.
Die waren sehr nett, freundlich, liebenswert. Ja, es waren liebe Menschen, Freunde könnte man sagen.
Nein, wir waren nicht immer am gleichen Ort - aber doch zusammen.
Wie das geht?
Es war einfach so!
Was da passierte? Schöne Begebenheiten, abenteuerliche Expeditionen, Liebesge-schichten. All dies wurde jedoch von einer komplizierten Regierung bestimmt, der Grammatik.
Wer diese Regierung bildet?
Satzzeichen und Wörter.
Schöne Wörter wie: froh und freundlich, trösten, Plätzchen, Schokolade, lachen, Dizowaluziprazipirin oder wohlig warme Wannenbäder waren Walters Wonnen. Aber auch hässliche Wörter sind in dieser Regierung vertreten wie Ärger, Hass, Produktivitätskompensationsprodukt oder ratzfatzkatzplatz.
Wo diese Regierung sitzt?
Überall da, wo Sie ein Rendezvous mit Worten haben!