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Reiner Rosen

Breiter Graben 5
41068 Mönchengladbach
Tel.: 02161/ 95 21 85

Biografie

Geboren am 6. Januar 1939 in Mönchengladbach, verstorben am 25. Juni 2017. Durch den Krieg bedingt, verbrachte er seine frühen Kinderjahre in einem kleinen Dorf in Unterfranken. Nach Kriegsende Besuch der Städtischen Realschule für Knaben und anschließend des Stiftisch-Humanistischen Gymnasiums in Mönchengladbach. Nach dem Abitur von 1960 - 1965 Studium der Geschichte und Germanistik in Köln und Marburg; 1965 - 1967 Referendarjahre in Erkelenz und Düsseldorf; nach einer fünfjährigen Lehrtätigkeit in Erkelenz von 1972 - 1995 Lehrer an der Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach. Reiner Rosen ist verheiratet und hat zwei Kinder. Eine Erkrankung, die auch für seine vorzeitige Pensionierung ursächlich war, veranlasste ihn, Beschäftigungen auszuüben, die seiner Gesundheit zuträglich waren. So kam er - angeregt durch seine Frau - auf den Gedanken, gewisse Ereignisse und Erlebnisse aus seinem Leben aufzuschreiben. Der Autor: "Da wir unseren Urlaub häufig in Spanien verbracht und dort eine Wohnung erworben hatten, bot sich Stoff in Hülle und Fülle, den Umgang mit den Einheimischen und den Touristen anekdotenhaft in kleinen Erlebnissen festzuhalten. Dabei handelt es sich nicht um bedeutsame, große Ereignisse, sondern es sind kleine, geringfügige Begegnungen und Begebenheiten, die an vielen Menschen fast unbemerkt vorüberziehen. Die Beschaulichkeit meines jetzigen Lebens schärfte bei mir Auge und Ohr für die kleinen Liebenswürdigkeiten des Daseins." Aus "Gute-Nacht-Geschichten", ausschließlich für seine Frau geschrieben, entstand sein erstes Buch. In 32 Kapiteln beschreibt der Autor feinsinnig und unterhaltsam erlebte Situationen in seinem Urlaubsland. Weitere Geschichten werden folgen.

Bibliografie

Seine Examensarbeit "Die Klosterpolitik der Kölner Erzbischöfe von Heribert I. (999) bis Friedrich I. (1131)" und ein historischer Aufsatz über die Geschichte seiner Heimatstadt mit dem Thema "Über Leben und Persönlichkeit des Abtes Sandrad von Mönchengladbach" sind in den Kölner Jahrbüchern erschienen.

2000
Traumurlaub an der Costa Brava. Reiseerzählungen aus Spanien. Berlin (ISBN 3-8280-1116-0)

Leseprobe

Wo sein diese Sporthalle?

Einmal kam ich von einem Erkundungsgang durch diverse Restaurants und vom intensiven Studium herrlicher Speisekarten und schlenderte vor mich hin, den Kopf voller Gedanken an ein raffiniert gemisches Menü, eingeleitet durch eine Fischsuppe, fortgesetzt durch eine Paella nach Seemannsart und ergänzt durch Lammrippchen mit Knoblauch, und die ganze Köstlichkeit abgerundet durch eine crema catalana. Ein pan tostado würde alle Gänge begleiten, ebenso der vino tinto, Hausmarke. Aus diesen tiefen Gedanken wurde ich plötzlich aufgeschreckt. Neben mir hielt ein eleganter Reisebus, made in Germany, und ihm entsprang federnden Schrittes ein eleganter, junger, dynamischer Reiseleiter. Er war fast vorschriftsmäßig gekleidet, dunkelblaue Hose, hellblaues Hemd, geschmackvolle Krawatte. Auf das Jackett hatte er angesichts von 30 Grad im Schatten wahrscheinlilch schweren Herzens verzichtet. Er hielt mir einen Plan von Blanes unter die Nase und fragte mit einem Fünkchen Arroganz hinter den gekräuselten Lippen: "Wo sein diese Sporthalle?" Seine Redeweise enthüllte unausgesprochen, daß er mich für einen unterentwickelten Spanier hielt. Nun, ich war voll durchgebräunt, was bei meinem Teint nichts Besonderes ist, und sah etwas abgerissener aus, als wenn ich auf dem Weg zur Arbeit wäre. Man muß sich das etwa folgendermaßen vorstellen: Ich trug knallgelbe, schlotternde Bermudashorts von der Taille bis zu den Knien. Von da aus abwärts war ich total nackt bis auf ein Paar bescheidener Sandaletten, die verschämt durch Pattex zusammengehalten wurden, womit ich deren Ableben noch etwas hinauszögerte. Aufwärts fiel ich durch ein knallbuntes, schreiendes Hemd auf, dessen Vorderseite offenstand. In diesem Aufzug wäre ich in Deutschland wegen erwiesener Geschmacklosigkeit auf der Stelle verhaftet und eingelocht worden. Aber im Urlaub kann man sich größere Freiheiten erlauben. Meine Frau allerdings hat ihre liebe Mühe, mich hier und da etwas menschlich zurechtzuzupfen. Ein Arbeitskollege hat mich einmal im Urlaub besucht und mich in meinem Aufzug gesehen. Er hat Haltung bewahrt. Seine Frau jedoch hat die Nerven verloren und schleunigst die Kinder hinter ihrem Rücken versteckt. Die Kleinen haben aber meinen Anblick ohne größeren psychischen Schaden überstanden. Also, ich stand vor der Beantwortung der Frage, wo diese Sporthalle sein. Ich gedachte, dem deutschen Touristikmenschen den Weg zu weisen - und was für einen! - und erklärte ihm in meinem besten Gastarbeiterdeutsch, wobei ich das "R" besonders melodisch rollte, daß am Ende dieser Straße direkt vor ihm diese Sporthalle sein. Mit einem eleganten, federnden, dynamischen Sprung entschwand der Mann im Bus. Ein vornehmes, unaufdringliches Summen verriet das Schließen der Tür, und der Bus setzte sich in Bewegung. Da ich Zeit hatte, wartete ich ab. Ich beobachtete eine perfekte Einfahrt in die bezeichnete Straße, ein professionelles Vorbeilavieren an parkenden Autos vorbei, bis der Bus hielt, aufgehalten durch entgegenkommende Autos, die die Einbahnstraße in vorgeschriebener Richtung befuhren. Ein Chaos von mittlerer Katastrophe war entstanden. Im Bus schien es lebhaft zuzugehen. Ich sah, wie mir durch die airconditioned Heckscheibe erhobene Fäuste zuwinkten. Mehr war nicht zu befürchten, denn die Bustüren ließen sich wegen parkender Autos nicht öffnen. Passanten waren wegen des Hupkonzertes der gestoppten, schon zu einer langen Schlange aufgelaufenen Autos auf die fatale Situation aufmerksam geworden. Wie Goliath und David, so standen sich der Bus und der vorderste der kleinen PKWs gegenüber. Die Passanten auf den engen Bürgersteigen begleiteten das Rückwärtsfahren des Busses mit anerkennenden Blicken und aufmunternden Zurufen, während ich selbst unbeteiligter Zuschauer blieb, der kurz vor dem Ende des Manövers klammheimlich verschwand. Bekümmert bin ich in die schattige, kühle Enge einer Seitengasse eingebogen und habe über das Wesen der Menschen nachgedacht. Aber auch darüber, welche Wirkung durch Sprache ausgeübt wird.

(aus: Traumurlaub an der Costa Brava : Reiseerzählungen aus Spanien, erschienen bei Frieling in Berlin, 2000, S. 51-53)