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Johanna Pilz

Homepage:  Johannapilz.de

Biografie

Geboren am 3. Dezember 1908 in Hoya/Weser. Nach Schulbesuchen, u.a. in Hagenau (Elsass), Köln, Hannover und Magdeburg Ausbildung zur Wochen- und Säuglingspflegerin.Johanna Pilz war verheiratet und hat drei Kinder. Seit 1951 lebte die Autorin in Mönchengladbach. Johanna Pilz verstarb am 23. März 2009.

Mit 91 Jahren begann Johanna Pilz ihr erstes Buch zu schreiben. In diesem Buch schreibt sie über die Erinnerungen einer Frau, einer „Frau ganz ohne Bedeutung“. Ihr Buch ist aber mehr als eine bloße Biografie, sondern eine spannende Beschreibung ihrer Erlebniswelt vor dem Hintergrund der historischen Ereignisse nahezu des ganzen 20. Jahrhunderts mit seinen zwei Weltkriegen und den damit verbundenen Schrecknissen und Wirren. Die Autorin, der es nicht vergönnt war, in jungen Jahren Wurzeln zu schlagen, wurde immer wieder vor Herausforderungen gestellt, die es zu meistern galt. Oft auf sich allein gestellt durch die lange Gefangenschaft ihres Mannes nach dem 2. Weltkrieg und später durch seinen frühen Tod löste sie die schwierigsten Probleme mit Ideenreichtum, Charakterstärke und einem nie nachlassenden Optimismus. Dabei stand ihre Sorge um das Wohlergehen ihrer Kinder stets im Vordergrund. Als Erfinderin der Baby-Tragtasche gelang es ihr ein eigene Firma auf die Beine zu stellen. Später in Mönchengladbach beendigte sie erst mit 78 Jahren ihre berufliche Tätigkeit als angesehene Kosmetikerin. Mit Blick auf ihre Lebensleistung ist es nicht verwunderlich, dass sie mit ihrem Buch der Leserin und dem Leser nicht nur ein literarisches Vergnügen bescheren möchte, sondern sie möchte damit allen auch Mut machen , sich den Schwierigkeiten des Lebens zu stellen und nie aufzugeben.

Über sich selbst schrieb die Autorin:“ Man sagt mir nach, ich sei immer für eine Überraschung gut. Das gilt sicher auch für meine Autorentätigkeit. Dass eine mehrfache Urgroßmutter mit 91 beginnt, ihre Memoiren zu schreiben ist sicher nicht der Normalfall“. 

Bibliografie

2003
Eine Frau ganz ohne Bedeutung Erinnerungen 1908 – 2001, Herstellung: Books on Demand GmbH.Norderstedt, ISBN 3-8330-1098-3

Leseprobe

Seiten 99/100 „Wachsender Heimarbeiterbetrieb, neue Probleme“

Als ganz dramatisches Problem erwies sich plötzlich der Zahlungsverkehr. Im Anfang, da es sich nur so um ein bis zwei Taschen handelte, zahlten die Geschäfte es mir aus der Ladenkasse. Aber eine Lieferung von zehn Stück und mehr konnte mir ein Kaufhaus wie z.B. C & A Brenninkmeyer nicht aus der Portokasse bezahlen. – Mit den vorhandenen Unterlagen begab ich mich zur Dresdner Bank. „Ja“, erklärte mir der Herr freundlich, „da fehlt nur noch die Genehmigung Ihres Gatten. Ohne diese kann eine Ehefrau kein eigenes Bankkonto eröffnen.“ – „Empörend!“, dachte ich, erklärte ihm aber vorerst ganz ruhig meine Lage, dass er bei den Russen in Gefangenschaft sei, und ich keinerlei Kontakt zu ihm hätte. Höfliches Bedauern, es sei nun mal Bankgesetz. Da stieg mir die Zornesröte ins Gesicht. Ich trommelte mit beiden Fäusten auf den marmornen Banktresen. Noch heute fühle ich in der Erinnerung wie hart er war. „Zum Steineklopfen, da sind wir Frauen gut genug, da brauchen wir keine Erlaubnis von euch Männern. Arbeiten ja, doch nur keine Rechte erhalten unter den veränderten Umständen!“ – „Aber bitte, gnädige Frau, machen sie doch keinen solchen Lärm.“ – „Ich mache so viel Radau, wie es mir passt!“ Es kamen mehrere Herren zusammen und verhandelten. Es gäbe da noch eine Möglichkeit. Ich sollte meinen Mann für tot erklären lassen. – Das verschlug mir die Worte. Ich guckte sie der Reihe nach an und sagte nur: „Dass ihr euch nicht schämt!“ Mir wurde schwindelig. Ich bat um ein Glas Wasser und einen Stuhl. Ich setzte mich mit der Bemerkung: „Ich habe Zeit!“ – „Wenn Sie bitte hier unterschreiben wollen?“ Na, und ob ich wollte. – Sächsische Landesbank Leipzig Nr. 282 34 mein Konto! ...


Seiten 121/122 „Heimkehr – Arbeit im Westen – Leipzig ade – Neustart in Mönchengladbach“

Es war im August. Ein heftiges Gewitter hatte mich auf der Heimfahrt mit dem Motorrad erwischt. Da ich sehr durchnässt war, ging ich früh schlafen. Plötzlich werde ich wach und habe das Gefühl, es hat geklingelt. Ich horche. Ich höre tatsächlich die Klingel. Schikane? Wer könnte es sein? Wieder schlägt die Glocke leicht an. Ohne Licht zu machen, schleiche ich ans Treppenhausfenster. Eine lange Gestalt steht am Gartentörchen. „Werner?“ Mir blieb das Herz fast stehen. „Ja, ich bin es Hannafrau, machst Du mir auf?“ So nannte mich sonst niemand. Ich rannte runter. Schweigend standen wir uns gegenüber. Das war eine Freude und ein Schock zugleich. Kahlgeschoren und abgemagert! – Ein Hungerödem hatte seine Nase verändert. „Komm, komm rauf!“ Er zögerte. „Hole mir doch bitte ein paar Sachen, damit ich mich erst umziehen kann. Ich bin zwar durch eine Entlausungsanstalt gegangen, möchte jedoch in diesem Zeug nicht mit nach oben kommen.“ – „Aber natürlich, verstehe.“ Ich griff nach seinem Brotbeutel, um ihm behilflich zu sein. „Nein“, sagte er erschrocken und drückte ihn fest an sich, „da habe ich doch meine Papiere drin!“ Ein eisiger Schauer überlief mich und Angstgefühl. Reiß dich jetzt zusammen, sagte ich mir. Die ersten Stunden werden entscheidend sein für die Zukunft.
Ich rannte also eiligst rauf, stellte Wasser auf, falls er danach verlangte, und brachte ihm das Gewünschte. Von dem hin und her waren die Kinder aufgewacht und standen verschreckt mit verschlafenen Gesichtern im Flur. Eines zog mich am Morgenrock. „Mami, bist Du auch sicher, dass das unser Vater ist?“ flüsterte es mir zu. „Ja“, beruhigte ich sie alle drei, „es sind seine Augen. Augen verändern sich nicht.“ Beängstigend war noch, dass er meine Hand wegschob, als ich die Korridortür schließen wollte. Er legte seine eigene auf die Klinke mit den Worten „Diese Tür kann ich jetzt selber zumachen und keiner folgt mir.“ ...