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Hanne Goga

Hanne Goga

Biografie

Geboren am 15. November 1938 in Mönchengladbach, verstorben am 23. November 2020 ebenfalls in Mönchengladbach. Nach Volks- und Realschule zwölf Jahre Angestellte bei der Stadtverwaltung Mönchengladbach. Hanne Goga ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Die Autorin begann ihr literarisches Schaffen mit Gedichten und Geschichten für die eigenen Kinder und die von Verwandten und Bekannten. Sie war aktiv im Literaturkreis "Dichtungsring", dem eine ganze Reihe namhafter Autorinnen und Autoren aus Mönchengladbach angehörten. Bei den Lesungen des Literaturkreises fanden ihre Beiträge, beispielsweise über Freud und Leid in der Kindheit sowie über Technikwahn und Zerstörung der Natur als Ausdruck zeit- und gesellschaftlicher Kritik, viel Beachtung. Wie Hanne Goga über ihre schriftstellerische Arbeit denkt und sie bewertet, lässt sich deutlich aus ihrem Vorwort in einem Heft über die Zusammenfassung von Beiträgen anlässlich einer Lesung im Mai 1991 herauslesen:
"Sich hinzusetzen, um Wörter, in denen die vielfältigsten Gedanken, Gefühle stecken, auf Papier an-ein-ander-zu-reihen, bis sie zu einer runden Sache oder dem genauen Gegenteil werden, ist eine Seite des Schreibens. Sich mit Geschriebenem zu stellen, um Resonanz zu erfahren , ist eine andere Seite. ... Vieles, was in den friedlichen Winkeln des Seins, der Seele nistet , möchte ans Licht. Geschriebene, gelesene, vorgelesene, vorgetragene Wörter können fordern, bitten, anklagen, angreifen - und sie können eine Brücke zum anderen sein."
Für Hanne Goga war und ist Schreiben oft Schrei(b)befreiung, und es geht querbeet durch alle Bereiche, die die Schreiberin berühren.

Preise, Auszeichnungen, Stipendien

1995 Bei einem Lyrik-Wettbewerb der Stadt Lübeck 2. Preis

Bibliografie

1988 bis 1999
Sachbeiträge und Kurzgeschichten für das Info-Blatt "SH-Intern" in Schleswig-Holstein
Zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitungen und Literaturzeitschriften 

Seit 1994
Lektorieren der Buchübersetzungen von Susanne Goga-Klinkenberg aus dem Englischen und Französischen
Beteiligung an den Literaturprojekten der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt

1997
"Coming out"

2000 "
Ich sags wie's ist"
(Hinweis von Frau Goga: Das Projekt 2000 hat Frau Braun (MG) zusammen mit Gleichstellungsbeauftragten des Umkreises von MG (Dormagen, Grevenbroich, Jüchen, Kaarst, Korschenbroich, Meerbusch, Neuss und Rommerskirchen auf die Beine gestellt)

Leseprobe

Herbsttraum

Mögt ihr vom goldnen Herbste singen,
den Früchten und der Farbenpracht,
ich hätt mich gern mit breiten Schwingen
zum Flug nach Süden aufgemacht,
dem feuchten Schleier zu entrinnen,
der bald in kahlen Bäumen hängt,
den Tagen, die so spät beginnen,
dem Sturmgeheul, das mich bedrängt.

Ich hol in Sommersonnenträumen
mir Bachgemurmel in den Raum,
den Streichelwind in alten Bäumen
und Wolkenpferde ohne Zaum,
Glühwürmchentanz und Blumendüfte,
Moospolster, samtig weich und grün,
vom Vogelsang getränkte Lüfte
und himmelfernes Abendglühn.

Mag sein, daß mich der Rest vom Leben
den goldnen Herbst zu lieben lehrt,
der bunten Blätter Erdwärtsschweben,
die Sonne, die er noch beschert.
Mag sein, daß meine Sommerträume
für alle Zeit verloren sind.
Mag sein, mich trägt in fremde Räume
ein nie gespürter neuer Wind.

Stadtbrunnen

Mitten im Hitzegewühl
eine winzige Insel...
Drei Kinder
kreischen lustvoll
im Fontänengesprüh
Dankbar lehnt eine alte Frau
den müden Rücken an die Bank
gestiftet
vom Kaufhaus gegenüber
Ihr gebeugter Gefährte
wirft mit zittriger Hand
den Tauben Brotkrumen hin
Ein junges Paar
lächelt sich an
sinkt einander in die Augen
Mitten im Hitzegewühl
diese winzige Insel

Ghetto I

Abgestempelt
als verrückt
der Realität entrückt
vielleicht als Selbstschutz
in dieser Realität

läßt er

ein Grasbüschel
im Pflasterpuzzle
der Fußgängerzone
zur Wiese werden

Ver-rückt

(Nachlese seines Sommers in der Psychiatrie)

Realer Nachmittag eines Fauns

Kreischend frißt der Stadtmoloch
die letzten stillen Winkel
Sein Glotzauge durchdringt schon gierig das Blätterdach vor den Wällen
Im hungrigen Hirn parzelliert er
den kühlen Farnwaldboden

Und Pan macht sich auf
die Hirtenflöte
im Nirgendwoland zu blasen

U-Boot bei Laboe

Unerwünscht
ausgespuckt
zur Besichtigung freigegeben
liegt der unförmige Leib
trägt im Bauch
Echo und Geruch
so vieler Ängste

Ich suche das Meer
in Muscheln am Strand
und lasse den Regen weinen

Nasal

Ein Mensch, von Haus aus arroganzt,
der jedes Grüßen dämlich fand,
der stets die Nase oben trug,
als wäre er sich selbst genug,
durchmaß die Stadt mit festem Schritt
und kam ganz plötzlich aus dem Tritt,
sah wütend runter und sah rot,
der Grund - ein Haufen Hundekot,
der unter seiner Sohle quoll
(und selbst der Absatz war schon voll).
Und dann begann er auch zu sehn
den Hintergrund für das Geschehn.
Jetzt grüßt er Hinz und Kunz und Klaus
und trägt die Nase gradeaus.
Damit ergibt sich der Beweis
nicht jede Schitte ist nur Scheiß.