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Ansgar Fabri

Ansgar Fabri

Fotograf: Martin Müllner

www.fabri-k.de

Biografie

Ansgar Fabri, geboren 1982, arbeitet seit seinem 20. Lebensjahr als freier Journalist (Rheinische Post) und war mit 21Jahren Gewinner eines bundesweiten Literaturwettbewerbs von Amnesty International und Aktion Mensch. Seine prämierte Kurzgeschichte »Alltagsszene« erschien im Buch „Voll die Helden“ (Arena Verlag), das als Schullektüre genutzt wurde.

Seit seinem 25. Lebensjahr veröffentlicht er Romane, Kurzgeschichten und Fachbücher bei Verlagen, außerdem organisierte er Buchpublikationen für Institutionen (u.a. ASG Bildungsforum Düsseldorf, CityKirche Mönchengladbach, Goethe-Institut).

Neben dem Studium war er mit zwei Professoren Herausgeber und Mitautor eines Buchs der Schriftenreihe des Fachbereichs Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein.

Sein Debüt als Selfpublisher („Zirkus der dunkelsten Stunde“) wurde bei TWENTYSIX (Verlagsgruppe Random House) ein Top-5-Bestseller. Von einer Jury aus Mitarbeitern aus Lektorat, Presse, Vertrieb und Werbung der Verlagsgruppe Random House und Self-Publishing-Experten von BoD erhielt Fabri für den Roman ein Autorencoaching auf der Leipziger Buchmesse.

„Feuerernte“ erreichte beim Wettbewerb „Bestseller von morgen“ des KI-Unternehmens QualiFiction Platz 3. Die erste Fassung des Romans entstand in etwa 20 Tagen bei dem internationalen Roman-Schreib-Marathon „NaNoWriMo“, womit Fabri zu den Gewinnern 2019 gehörte. Kurz nach Erscheinen des Buchs erreichte auch dieses Bestsellerrang bei TWENTYSIX.

Fabri studierte Soziale Arbeit und verfasste eine mit 1,0 bewertete Diplomarbeit, die unter dem Titel „Lösungsorientiert und kreativ schreiben“ als Buch erschien. 

Neben seiner Tätigkeit als Teamleiter und Beauftragter für Unternehmenskommunikation an einer wirtschaftsnahen Fortbildungsakademie absolvierte er die Weiterbildung zur Lehrkraft für Deutsch als Fremdsprache.

Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Niederrhein, an der er seit seinem 28. Lebensjahr als Lehrbeauftragter Kreatives Schreiben unterrichtet.

Weitere Lehrtätigkeiten:

Als Dozent für Kreatives Schreiben: u.a. Stadtbibliothek Mönchengladbach in einem Projekt des Literaturbüros NRW, VHS Düsseldorf, VHS Mönchengladbach und Stiftung Haus der Talente Düsseldorf.

Als Dozent für Deutsch als Fremdsprache:

Hochschule Düsseldorf, Institut für Internationale Kommunikation Düsseldorf, VHS Düsseldorf, ASG-Bildungsforum Düsseldorf und das Goethe-Institut.

Mit seiner Frau, der Kulturpädagogin Nadine Fabri, und seinem Sohn Noah lebt er in Mönchengladbach.

Bibliografie

Romane

2008: Hinter den Ginstertrieben. Waldsolms: Gipfelbuch-Verlag,
ISBN 978-3-937591-48-3

2009: Der Saulus-Effekt. Waldsolms: Gipfelbuch-Verlag,
ISBN 978-3937591612

2011: Raptus. Mönchengladbach: Verlag Offenes Atelier Mönchengladbach e.V.. ISBN 3-942-95000-8

2018: Zirkus der dunkelsten Stunde. TWENTYSIX. ISBN 978-3740748609. 

2020: Feuerernte. TWENTYSIX.  ISBN 978-3740768812. 

2021: Cretaceous-Zone : Prähistorische Spezies. TWENTYSIX. ISBN 978-3-7407-8357-0

Fachbücher

2009: Lösungsorientiert und kreativ schreiben. Wissenschaftliche Hintergründe und praktische Ideen für die Erwachsenenbildung. Saarbrücken: VDM-Verlag Dr. Müller, ISBN 978-3639157185

2014: Lösungsorientiert und kreativ schreiben in der Praxis. München: AVM Akademische Verlagsgemeinschaft, ISBN 978-3869245775  

Veröffentlichungen in Anthologien und ähnlichem

2005: Alltagsszene. (Kurzgeschichte) in: Voll die Helden. Annette Wunschel (Hrsg.), Würzburg: Arena Verlag,  ISBN 3-401-02437-X

2008: Am Ende steht MUT (Kurzgeschichte), in dem Generationenmagazin der Hochschule Niederrhein „Zwischentöne“ sowie 2009: im Straßenmagazin „fiftyfifty“

2009: Schattenteufel. (Kurzgeschichte) in: Angst habe ich keine. Insa Segebade (Hrsg.) Waldsolms: Gipfelbuch-Verlag. ISBN 978-3937591629

2012: Mitautor eines Kettenkrimis für das Buch SECRET SERVICE 2012 – Jahrbuch. Syndikat e.V. - Verein für deutschsprachige Kriminalliteratur (Hrsg.) Meßkirch: Gmeiner-Verlag. ISBN 978-3839212776  

2014: Aber mit Sprache is(s)t schöner (Kurzgeschichte) in: Tischgeschichten (Buch zur Heiligtumsfahrt Mönchengladbach). Beck, Gripekoven, Rautenberg (Hrsg.). Mönchengladbach: B. Kühlen Verlag

2014: Join the Headquarter. Ansgar und Nadine Fabri. Norderstedt: BoD, ISBN : 978-3738600247

2015: Buchbeitrag über Albert Sanchez Pinols Roman "Im Rausch der Stille". Ansgar und Nadine Fabri in: Mönchengladbacher Kanon der Literatur. Iris Degenhardt (Hrsg.) Essen: erste liga in der Edition Schmitz. ISBN 978-3-932443-51-0

Herausgeber und Mitautor

2008: Weder noch (Kurzgeschichte) in: Weg-Weisungen. Über den Umgang mit Nähe und Distanz. Engelbert Kerkhoff, Theodor M. Bardmann, Ansgar Fabri (Hrsg.).

Schriften des Fachbereichs Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein Mönchengladbach, ISBN 978-3933493231. (Herausgegeben anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Forschungsschwerpunktes "Kompetenz im Alter" der Hochschule Niederrhein). 

2012:  Beiträge in: Studimental. Ratgeber für erfolgreiches Studieren. Ansgar Fabri, Stephanie I. Schmidt, Werner Heister (Hrsg.). Schriften des Fachbereichs Sozialwesen an der Hochschule Niederrhein Mönchengladbach, Band 53. Mönchengladbach: ISBN 978-3933493316

2012: Kurzgeschichten in: nachtaktiv. Das Buch zur Kulturnacht 2012. Ansgar Fabri (Hrsg.). Mönchengladbach: Verlag Offenes Atelier Mönchengladbach e.V. ISBN: 9-783-942-950022

Ab 2012: Projektrealisierung einer Schüler-Buch-Reihe mit Schülern der Gesamtschule Hardt (Band 1-3) zusammen mit Sabine Konopka und Sascha Nicolai

2013: „Mauerblume“ (Kurzgeschichte) in: Statt Mauern. Ansgar Fabri, Renate Bürkel (Hrsg.). Mönchengladbach: CityKirche Alter Markt Mönchengladbach. ISBN 978-149104964

2015: Das PASCH-Buch aus Varenholz. Projektverantwortlicher: Ansgar Fabri und Thorsten Kahl. Mit Stipendiaten des Programms „PASCH – Schulen: Partner der Zukunft“, Schloss Varenholz: Goethe-Institut.

2016: Düsseldorfs alternativer Fremdenführer. Mit internationalen Deutschlernern Düsseldorf (neu) entdecken. Idee und Projektleitung: Ansgar Fabri und Nadine Fabri. ASG-Bildungsforum Düsseldorf e.V.

Ab 2019 zusammen mit Nadine Fabri: Projektkoordination und redaktionelle Begleitung der Kinderbuchreihe „Geschichten aus dem Sausewind“ (Band 1 und 2). Mönchengladbach: Kita Sausewind / MUMM-Familienservice gGmbH. ISBN 978-3732239146 und ISBN 978-3751966894

2019: Realität auf Umwegen. Ansgar Fabri, Nadine Fabri (Hrsg.). Mönchengladbach: Stadtbibliothek Mönchengladbach. ISBN 13 : 978-3748567257. Das Buch entstand in der Schreibwerkstatt „SchreibFABRIk“ –  gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW im Rahmen des Projekts „SchreibLand NRW“, einer Initiative des Verbandes der Bibliotheken des Landes NRW und des Literaturbüros NRW.

Weitere diverse Publikationen

2009: Die Abschaffung der Menschenrechte im Dritten Reich unter besonderer Berücksichtigung des Euthanasieprogramms für psychisch Kranke. Norderstedt: Grin-Verlag, ISBN 978-3640326181
 
2009: Blogger im Dienste der PR. Ein Konzept zur Optimierung der Öffentlichkeitsarbeit von Bildungseinrichtungen im Web 2.0. Norderstedt: Grin-Verlag, ISBN 978-3-640-42288-3 

2011: Projekt Verlagssuche. Für wissenschaftliche Abschlussarbeiten & andere Publikationsvorhaben. Berlin: epubli GmbH / Verlagsgruppe Holzbrink, ISBN 978-3844209983 

2013: Szenenwechsel. Eine von Amnesty International und Aktion Mensch prämierte Kurzgeschichte aus neuer Perspektive. Ansgar und Nadine Fabri. Berlin: Neobooks. (E-Book)

2014: LösungsWorte (er-)finden - ein Kreativ-Schreib-Coaching-Konzept, in: Lehren, Lernen und Beraten auf Augenhöhe. Tagungsband zum Diskussionsforum für BMBF-Projekte (Janina Tosic Hrsg.). Mönchengladbach: Hochschule Niederrhein (digitale Veröffentlichung)

2014: Funken, Feuer, Pulverfass (Fortsetzungsgeschichte). Ansgar Fabri und Nadine Fabri. Mönchengladbach: RP-Online.de

2015: Verschiedene wissenschaftliche Artikel zur Psychiatrie- und Patientengeschichte. Mönchengladbach: Hochschule Niederrhein. www.biapsy.de 

2016: Im Gespräch. Interviewmagazin mit internationalen Deutschlernern.  Projektidee und -realisierung  Ansgar und Nadine Fabri. Düsseldorf: ASG- Bildungsforum.

2015 und 2018: Besonders und typisch – Feiertage in der Welt. Interkulturelle Kalender von Deutschlernern des ASG-Bildungsforums Düsseldorf. Idee und Projektleitung: Ansgar Fabri

Leseauftritte (Auszug)

Leipziger Buchmesse

„Respect our future“ – nicht-kommerzielle Jugendmesse der Aktion Mensch, Duisburg

Criminale in Mönchengladbach

Criminale im Sauerland

Mönchengladbacher  Kulturnacht "nachtaktiv"

Internationaler Krimitag Köln

Mönchengladbacher Kriminacht im Kulturzentrum BIS Mönchengladbach

Stadtteilbibliothek Mönchengladbach-Rheydt

Hochschule Niederrhein

Goethe-Institut Düsseldorf

MG liest

Pressestimmen (Auszug)

„Wenn Ansgar Fabri einen Krimi schreibt, dann kommt am Ende irgendwie immer mehr als ein Krimi dabei heraus. Stets liefert der Mönchengladbacher eine psychologische Dimension mit." Rheinische Post, "Extra-Beilage zur Criminale 2011"

Über den Roman Zirkus der dunkelsten Stunde“

"Der Mönchengladbacher Autor Ansgar Fabri hat seinen vierten Roman geschrieben. ,Zirkus der dunkelsten Stunde' heißt er, und er ist in Wirklichkeit ein Psychothriller. Und was für einer. Der Leser erlebt das Grauen, das im Laufe der Handlung immer unerträglicher wird, Seite für Seite mit." Inge Schnettler, Rheinische Post

"Er spielt im herbstlichen Mönchengladbach und sorgt für schaurig-schöne Gänsehaut - nicht nur zu Halloween." Extra-Tipp am Sonntag

"Ein packendes Buch, alarmierend nah an der Wirklichkeit, gut recherchiert, einfühlsam und rasant erzählt. Eine lohnenswerte, sehr spannende Lektüre mit ausgesprochen viel Lokalkolorit." Hindenburger

Über den Roman „Feuerernte“

„Was dieses Buch auszeichnet: fundierte Recherche und deren kenntnisreiche Vermittlung, authentische, lebendige Romanfiguren, sehr spannender Handlungsbogen, gute Auflösung und viel Lokalkolorit.“ Hindenburger

Über den Roman „Raptus“:

„Packend, aufreibend, tiefschürfend und lehrreich geht es zu im neuen Roman des Gladbacher Autors Ansgar Fabri.“ Christian Hensen, Rheinische Post

„Ansgar Fabri schreibt Psychothriller, die unter die Haut gehen.“ Jörg Tomzig, Niersradio

"Ansgar Fabri setzt sich in seinem Psychothriller auf spannende und mitreißende Weise mit der Thematik der posttraumatischen Belastungsstörung und ihren verheerenden Ausmaßen auseinander.“Hindenburger

Leseprobe

aus: Feuerernte:

Kapitel 1

Mönchengladbach, in einem Maisfeld

Rolf Habichts Gummistiefel platschten in eine Schlamm­pfütze, braunes Wasser spritzte auf und besprenkelte seine Nadelstreifenhose. Schlammflecken überzogen schon längst den Aufdruck »Presse« auf seinem Kamerarucksack.

Der Trampelpfad, der sich durch das Maisfeld schlängelte, verwandelte sich in eine einzige Matschpiste. Über dem Feld formte sich ein Wolkengebirge, das Habicht unmissverständlich klarmachte, bald den Regenschutz für seine Kamera aus dem Rucksack ziehen zu müssen. Er hoffte, wieder in seinem Van zu sitzen, wenn das Unwetter lostobte.

Hinter ihm raschelte es im Mais, dann stand ein alter Mann mit verschlissenem Karohemd und Cord­hut neben ihm.

»Das Ding steht direkt da vorne!«, sagte er.

Wie war gleich der Name des Landwirts, der sich wegen seiner »beunruhigenden Entdeckung« beim Sender gemeldet hatte? Hubert Eschwede? Habicht war sich nicht sicher. Es war ihm aber auch egal. Für ihn war das eine verspätete Sommerlochgeschichte. Und dass er sich nun mit seiner Kamera durch das Maisfeld schlagen durfte, um hier einen TV-Beitrag zu drehen, ein Beleg für das Dahinsiechen seiner Karriere.

»Wer ist eigentlich Ihre Kamerafrau?«, fragte der Mann, der möglicherweise Hubert Eschwede hieß, während sie über die Schlammpiste staksten.

»Sie meinen Emma Fink. Sie ist keine Kamerafrau, sondern ausgebildete Journalistin«, gab Habicht knapp zurück.

Der Landwirt ließ sich von Habichts abweisender Art nicht abschrecken.

»Und der Kleine, den Sie mitgebracht haben? Ist das...«

»,Der Kleine' heißt Piet Fink. Und ja: Emma ist seine Mutter – und nein, ich bin nicht der Vater!«, blaffte Habicht.

»Nehmen Sie ihn immer zu Dreharbeiten mit?«, hakte der Landwirt nach.

»Nur noch so lange, bis die sendereigene Kita einen freien Platz für ihn hat.«

Donner rollte über das Maisfeld, ein leichter Wind kam auf und raschelte durch Halme und Blätter.

Habicht blickte sich suchend um. Wo ist Piet eigentlich?, fragte er sich, als neben ihm auch schon die Maishalme auseinanderflogen. Ein kleiner Junge, der ihm nicht einmal bis zur Hüfte reichte, sprang hervor und landete mit seinen bunten Gummistiefeln im Matsch.

»Buh!«, rief er und fragte dann: »Wann sind wir da?«

Der Bauer ging in die Hocke und zeigte den Trampelpfad entlang.

»Siehst du die Biegung dort drüben?«

Piet nickte.

»Dahinter. Aber du darfst dich nicht erschrecken, okay?«

Piet nickte erneut und kündigte dann an: »Ich geh‘ mal zu Mama!«

»Nicht nötig, ich bin schon da!«, hörten sie hinter sich eine Frauenstimme.

Emma Fink platschte durch den Schlamm. Anders als Rolf Habicht, der mit Gummistiefeln und 200-Euro-Anzug durch das Feld stapfte, trug sie Wanderstiefel, Jeans, eine braune Jacke mit aufgenähten Taschen und eine Kappe. Schlamm bedeckte ihre Hosenbeine bis zu den Knien. Das Einzige, worauf sie zu achten schien, war, dass der Kamera in ihrer Hand nichts zustieß.

»Sind Sie hingefallen?«, fragte der Landwirt mit Besorgnis in der Stimme.

Emma schüttelte den Kopf. »Ich habe ein paar Bilder von der Umgebung und dem Trampelpfad gemacht. Für einige aus sehr niedriger Perspektive musste ich mich hinknien. Ich denke, diese Auf­nahmen fangen die Atmosphäre ganz gut ein.«

Piet lief los. Wasser spritzte bei jedem seiner Schritte.

»Über Sie habe ich so einiges im Internet gelesen«, begann der Landwirt wieder im Plauderton an Habicht gewandt.

»Bestimmt nur Gutes!«, brummte der sarkastisch und stapfte weiter.

»Naja...« Der Alte lächelte nervös und rückte seinen Cordhut zurecht. »Da stand oft, dass Sie so ge­mein zu Politikern sind...«, antwortete er dann nur noch halb so laut wie zuvor.

Emma zog ihre Kappe ab und strich sich über die Stirn. »Glauben Sie nicht alles, was man Schlechtes über Rolf schreibt oder sagt. Ich kenne ihn schon lange und kann Ihnen versichern: Der ist noch viel schlimmer.«

Der Wind rauschte stärker als zuvor durch das Maisfeld, doch trotzdem hörten sie Piet entsetzt schreien: »Hier ist ein Monster!«  

Sie rannten in die Richtung, aus der Piets Weinen drang, die letzten Meter rutschte Habicht über die Schlammpiste und wäre fast gefallen. Hinter dem entsetzten Vierjährigen stand das »Monster«.

Der aus altem Sackleinen gefertigte »Kopf«, größer als ein Medizinball, thronte gut drei Meter über ihnen auf einem hölzernen »Hals«, an dem ein schwar­zer, zerlumpter Umhang wehte. Darunter flatterte ein ebenfalls schwarzer Rock, dessen Länge Habichts komplette Körpergröße übertraf. Die grotesk langen Arme standen gerade vom Körper ab und verliehen dem Ding die Form eines Kreuzes. Grob gezimmerte Holzkrücken an den Unterarmen stützten es. Maisbündel, so dick wie Habichts Oberschenkel, bildeten die Arme.

Doch es waren die »Hände« der monströsen Konstruktion, die selbst Habicht eine Gänsehaut über den Rücken jagten: Jeweils fünf Eisenkrallen, jede von der Größe einer Sensenklinge, blitzten da hervor.

»Du kümmerst dich um Piet. Ich komm‘ schon klar«, raunte Habicht und zog den Reißverschluss seines Kamerarucksacks auf. Der Landwirt hockte sich zu Piet. »Das ist doch nur eine sehr hässliche Vogelscheuche. Sowas baut man normalerweise, um Vögel zu erschrecken, damit sie uns nicht die Ernte auffressen.«

Eine beruhigende Erklärung für Piet, dachte Habicht. Allerdings vermutete er, dass sie gerade vor etwas anderem als einer Vogelscheuche stan­den – und wenn er Recht behalten sollte, wäre Piet mit seinem spontanen Ausruf deutlich näher an der Wahrheit gewesen.

»Naja, und die hier erschreckt eben auch Menschen«, hörte er den Bauern sagen, wobei Habicht sich nicht sicher war, ob er bewusst mit Piet sprach oder laut nachdachte. 

Habicht nahm das Stativ aus dem Rucksack, zog die Metallbeine aus, stellte es auf den morastigen Untergrund, montierte darauf die Kamera und stülp­te den Regenschutz darüber. Dann richtete er das Stativ mit einer integrierten Wasserwaage so aus, dass es gerade stand. Mit Sorgenfalten blickte Habicht zu den dunklen Wolken. Wie viel Zeit blieb ihnen, bis ein Gewitterregen über das Feld peitschte? Zehn Minuten? Fünf Minuten? Oder noch weniger?

Habicht zog ein  Ansteckmikro und einen Nackenbügel-Kopfhörer aus dem Rucksack.

»Herr, äähhh...«

Der Landwirt drehte sich von Piet weg und blickte in Habichts Richtung: »Eschwede«, ergänzte er.

»Wollte ich gerade sagen!«, behauptete Habicht, der schon auf den alten Mann zueilte, um ihm das Mikrofon anzustecken.

Emma strich Piet beruhigend durch die Haare. »Ich komme jetzt, dann kannst du das Interview führen«, sagte sie an Habicht gewandt.

Der schüttelte nur den Kopf und sprang schon hinter die Kamera. »Wir bauen den Beitrag anders auf. Ich habe schon eine Idee. Bleib bei Piet«, beschloss er und  wandte sich Eschwede zu. »Stellen Sie sich bitte da vorne vor das Ding! Nein, einen Schritt nach links, bitte. Ja, genau so!« Habicht startete die Aufnahme.

»Erzählen Sie uns doch, wie Sie diese Entdeckung gemacht haben.«

Eschwede biss sich auf die Unterlippe, schluckte, dann: »Naja, ich habe sie gestern  in der Morgendämmerung  das erste Mal gesehen. Ich sah zuerst nur etwas Rotes leuchten und dachte: ,Das sieht aus wie Augen, aber das können ja keine Augen sein.' Also bin ich in die Richtung gegangen und habe den Trampelpfad gefunden. Der war am Abend vorher auch noch nicht da gewesen. Und dann bin ich rein ins Feld und hab‘ das Ding gefunden.«

»Und was haben Sie gedacht, als Sie hier ankamen?«, fragte Habicht weiter.

»Ja, was hab' ich da gedacht? ,Heilige Maria, Mutter Gottes, was ist das denn hier?', hab ich mir gedacht.«

Habicht nickte und fuhr fort: »Haben Sie so etwas schon einmal gesehen?«

Eschwede schüttelte heftig den Kopf. »Sowas ist mir in über fünfzig Jahren Landwirtschaft noch kein einziges Mal begegnet.«

»Haben Sie eine Vermutung, wer dahintersteckt?«, wollte Habicht wissen.

»Nee!«

»Oder, warum jemand so etwas baut?«, hakte Habicht nach.

»Nee!«

Ein Donnergrollen, lauter als das vorherige, gab Habicht eine gute Gelegenheit aufzuhören. Er stellte die Kamera ab und rief Eschwede zu: »Super! Vielen Dank! Das war's schon!« Der nickte erleichtert.

Von irgendwo klang die erste Strophe von dem R.E.M.-Lied »Bad Day« zu Habicht herüber.

»Dein Handy!«, rief Emma. »Stell's das nächste Mal auf lautlos, bevor du dir noch den Dreh versaust!« Sie griff in ein Außenfach des Kamerarucksacks und zog das Mobiltelefon heraus.

»Wer ist denn ,Single des Jahres'«, fragte sie mit irritiertem Blick auf das Display und warf ihrem Kollegen das Handy zu.

»Na, wer wohl?«, gab Habicht zurück.

»Unser lieber Redaktionsleiter Les Russo ist schon wieder geschieden?«, fragte Emma erstaunt. Habicht zuckte nur mit den Achseln.

Sie beide hatten in den letzten Jahren drei verschiedene Eheringe an Russos Hand gesehen, wes­wegen er Emmas Verwunderung nicht nachvollziehen konnte. Russo war ein Genie, wenn es um Zahlen ging. Bei Hochrechnungen, Umfragen und Statistiken blühte er auf, im Zwischenmenschlichen tat er sich dagegen oft schwer.

»Piet und ich packen alles ein. Geh du mal ran!«, entschied Emma. Habicht verdrehte die Augen, seufzte und nahm den Anruf entgegen.

»Hi, Rolf! Bist du schon mit dem Beitrag fertig?«, begrüßte Russo ihn mit freundlich-nervigem Elan in der Stimme.

»Wir haben alles gedreht. Jetzt müssen wir es nur noch schaffen, aus dem Maisfeld zu kommen, bevor uns der Blitz trifft«, blaffte Habicht.

»Der Blitz trifft?«, echote Russo, wobei er eher interessiert als besorgt klang. »Gibt es etwa Gewitter bei euch?«

Habicht blickte zum Himmel. »Es hat sich zugezogen und sobald das losgeht, wird's hier heftig zur Sache gehen!«

»Komisch, dein Freund Kyrill hat eben im Wetterbericht nichts von einem Gewitter gesagt. Du und Emma, ihr seid doch in Mönchengladbach, oder?«, fuhr Russo fort.

»Ja, wir sind in Mönchengladbach, der spannendsten Stadt am Niederrhein!«, schnaubte Habicht.

»Das freut mich, dass du die Stadt magst! Könntest du morgen noch einen Termin dort machen?«

Habicht knurrte verärgert, doch bevor er etwas sagen konnte, redete sein Redaktionsleiter schon weiter: »Aber vielleicht vorher noch etwas zu eurem Beitrag über die Vogelscheuche…«

»Das ist keine normale Vogelscheuche!«, warf Habicht ein, »oder besser gesagt: Das ist gar keine Vogelscheuche. Das ist das Ergebnis einer ziemlich gestörten Aktion«, fuhr er fort und blickte zu der bizarren Gestalt: »Übermenschliche Größe, schwarze Lumpen, ein wehender Rock, die Krücken, lange Arme – dann die Krallen aus Eisen! Als wir die ersten Beschreibungen in die Redaktion bekommen haben, war meine Vermutung schon, dass das etwas anderes ist als eine Vogelscheuche. Daher habe ich recherchiert. Das, was dieses Ding hier aufweist, sind alles Attribute einer sogenannten ,Kornmuhme‘.«

Diesmal vergingen einige Sekunden, bis Russo wieder etwas sagte. »Und was ist das?«, fragte er dann unsicher.

»Ein weiblicher Korndämon, ein Kinderschreck aus der deutschen Sagenwelt«, erklärte Habicht.

»Aber wer sollte so etwas bauen?«, fragte Russo.

»Keine Ahnung. Umweltaktivisten, die so auf irgendetwas aufmerksam machen wollen? Etwas, mit dem sie erst dann rausrücken, wenn es bereits mediale Aufmerksamkeit gibt? Oder durchgeknallte Jugendliche, die das witzig finden? Möglicherweise Performance-Künstler? Oder aber You Tuber, die ein Video produzieren wollen, das dann ,viral  geht' und die sich freuen, dass wir Deppen von den ,alten Medien' für sie eine riesen Aufmerksamkeit schaffen?«

»Ich bin auf deinen Filmbeitrag gespannt.«

»Ich setz‘ mich nachher ans Schneiden«, versprach Habicht.

Er würde den Beitrag alleine in seinem Van bearbeiten. Dort hatte er alles, was er brauchte: Neben der Hard- und Software waren das Ruhe und zwei Flaschen Cognac, von denen er gleich eine öffnen würde, um dann entspannt diese belanglose Geschichte aufzupolieren.

»Du kannst die Kameraausstattung direkt behalten. Morgen ist doch der Blutmond, und da fänden wir ein paar gruselige Bilder mit der Vogelscheuche klasse!«

Habicht schnaubte verärgert: »Hast du noch `ne blöde Idee?«, fragte er Russo.

»Ja!«, rief der fröhlich: »Such doch mal einen Astronomen oder so, der dir ein Interview gibt und erklärt, was ein Blutmond eigentlich ist!«

Ein Donner ließ die Luft erzittern. »Oh, ihr habt wirklich ein Gewitter! Spannend!«, hörte Habicht noch Russo, dann legte er auf.

»Wir können los!«, rief Emma.

Mit Blicken suchte Habicht nach Piet. Sein Magen zog sich zusammen, als er das Kind vor dem wehenden Rock der riesigen Kornmuhme hocken sah.

»Pack nochmal die Kamera aus!«, entfuhr es Habicht.

»Was ist denn?«, fragte Emma, die nervös auf einem Kaugummi herumkaute. Sie folgte seiner Blickrichtung, ihre Kaubewegungen verlangsamten sich.

Die Augen der Kornmuhme leuchteten nun rot, genauso wie es der Bauer gesagt hatte. Habicht vermutete, dass ein Lichtsensor die Augen ein- und ausschaltete. Die Gewitterwolken verdunkelten den Himmel nun so stark, als würde es dämmern. Wer mit welcher Absicht auch immer dieses monströse Ding errichtet hatte – er hatte sich sehr viel Mühe gegeben. Und weder er noch Emma oder Eschwede hatten eine Vorstellung davon, was für Überraschungen die Kornmuhme noch bereithielt.

»Okay, ich hab‘ Bilder in der Totalen und als Close-up«, sagte Emma.

Der Wind bauschte den schwarzen Lumpenrock der Kornmuhme, so dass Piet einen Moment dahinter verschwand.

»Piet! Komm bitte, wir müssen sofort los!«, rief Emma mit zitternder Stimme.

»Warum hat die Vogelscheuche eigentlich eine Schublade?«, rief Piet zurück und dann: »Ist das ein Geheimfach?«

Habicht und Emma wechselten einen schockierten Blick, dann rannten sie los und sahen noch im Laufen, wie Piet sich am Sockel der Kornmuhme zu schaffen machte und etwas Weißes herauszog.

»Kuck mal da!«, rief Piet strahlend und streckte ihnen einen weißen Kunststoffordner entgegen.

Habicht nahm ihn an sich. Kein Logo, keine Aufschrift. Er schlug ihn auf: Tabellen mit Zahlen und kurzen Einträgen.

»Was ist das?«, fragte Emma.

Habicht zuckte mit den Achseln und schüttelte mit gerunzelter Stirn den Kopf.

»Sie tragen Ihre Rucksäcke und ich das Kind! Was halten Sie davon?«, rief Eschwede, der nervös auf- und abging und dann: »Wir müssen wirklich los!«

»Ich habe keine Ahnung, was es damit auf sich hat, aber das sind Wetterdaten«, stellte Habicht nun fest. Er blätterte ein paar Seiten zurück. »Die Aufzeichnungen beginnen vor etwa zwei Monaten und enden...« Er blätterte vor, dann wieder zurück, dann noch einmal vor. »Sie enden in drei Wochen!«

»Nimm den Ordner mit, aber Eschwede hat Recht«, raunte Emma.

Habicht nickte. Es donnerte erneut, ein dicker Regentropfen klatschte auf seine Stirn. Bevor er den Ordner zuschlug, warf er einen Blick auf das heu­tige Datum. Dort stand: »Ca. 20 Grad, nach 17 Uhr Gewitter.«