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Willi Achten

Willi Achten

Viergrenzenweg 5
NL 6291 BL Vaals (bei Aachen)
Tel.: 0031 / 43 / 306

http://willi-achten.de/

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Wikipedia

Biografie

Geboren am 21. März 1958 in Mönchengladbach; 1978-1983 Studium der Germanistik und Sonderpädagogik in Köln; er arbeitet als Schriftsteller und Lehrer in Aachen und Brüggen/Niederrhein; seit 1985 außerdem Lehrtätigkeit im Bereich "Kreatives Schreiben" in verschiedenen Bildungseinrichtungen, u.a. Universität Köln; 1985-1986 freier Mitarbeiter bei der Rheinischen Post. Willi Achten ist Mitglied im Textensemble "Herrenlose Zungen" (mit Sylvia Gonsolin, Jürgen Nendza, Hermann Josef Schüren, Ludger Singer). In den Jahren 1989 (Lyrik) und 1991/1993 (Prosa) nahm er an Autorenseminaren des Kulturwerks deutscher Schriftsteller e.V. und der Bertelsmannstiftung in Straelen teil. Die Erzählungen in "Transfer" spannen einen Bogen von den frühen sechziger Jahren zur Gegenwart und schildern, angereichert durch seine vielseitigen Erfahrungen mit der Region Niederrhein, ein Stück unverblümter deutscher Befindlichkeit.


Der Autor über sich: "Es ist ein somatisches Bedürfnis zu schreiben. Ohne dass ich schriebe, befände ich mich in einem Mangelzustand, litte an einer Art Skorbut - und die Symptome zeigen sich im Hirn wie im Herz. Auch hat das Schreiben noch mit einem anderen Umstand zu tun - dem des Verlustes, der durch die Zeit ausgelöst und verursacht wird. Für alles gibt es die richtige Zeit. Allen Dingen wohnt ein eigener Charme inne, und mir erscheint, das Leben, das "gute Leben" hängt ganz entscheidend davon ab, dass man sich in den Dingen und ihren Bindungen an die Zeit auskennt. Eine Forelle beißt am besten kurz vor dem Gewitter, wenn die ersten Regentropfen fallen und stinkt schon nach ein paar Tagen im Kühlschrank. Jede Liebe hat ihre Zeit und verliert sich meistens in der Zeit. Die Nachspielzeit, um einen Begriff aus dem Fußball zu nehmen, ist die Literatur, ist das Schreiben. In der Nachspielzeit fallen bekanntlich manchmal die entscheidenden Tore."


Der Autor fühlt sich durch zwei Dinge in besonderer Weise mit dem linken Niederrhein verbunden: Einmal sein Ferienhaus an der Schwalm in Brüggen, das er häufig besucht, um dort zu schreiben und aber auch um die Stille dort zu genießen. Er liebt diese Landschaft mit ihren Seen und wunderbaren Fahrradstrecken. Die zweite Verbundenheit ist, wie sich das seiner Meinung nach für einen Mönchengladbacher gehört - und diese Verbundenheit teilt er mit anderen Autoren - die Borussia. Er fährt immer noch, genauso verrückt, entzückt, betrübt zum Bökelberg wie vor dreißig Jahren als Kind. Die Borussia kommt übrigens in seinem Buch "Transfer" vor. Dort wird der Abstieg in der gleichnamigen Erzählung beschrieben.

 

Preise, Auszeichnungen, Stipendien

1996 Düsseldorfer Dichterpreis, 2. Platz

1999 Diotima Literaturpreis, Neuss

1999 Arbeitsstipendium des Landes NRW

2001 Dormagener Federkiel

 

Bibliografie

Roman und Lyrik

1994
Das Privileg von Pfeffer & Salz. Gedichte
Aachen ISBN 3-89399-219-7 

1997
Transfer. Erzählungen 
Düsseldorf ISBN 3-928234-61-7 

1999
Von Liebe & Blau. Roman 
Blieskastel ISBN 3-933389-13-5 

1999
Ameisensommer. Roman
Düsseldorf ISBN 3-933749-14-X 

2001
Von Liebe und Blau. Roman 
Düsseldorf ISBN 3-93338-913-5

2002
Ameisensommer. Roman
Düsseldorf ISBN 3-933741-14-X

2008
Die florentinische Krankheit.
Edition Köln. - 978-3-936791-57-0

2016
Dahinter das Meer. Ausgewählte Gedichte.
Düsseldorf. - 978-3-944011-53-0

2017
Nichts bleibt. Roman. Bielefeld.
978-3-86532-568-6

2018
Corso über dem Wind. Lyrik. Bielefeld.
978-3-86532-624-9

2020
Die wir liebten. Roman. München: Piper.
978-3-492-05994-7

Veröffentlichungen in verschiedenen Zeitschriften und Anthologien in Belgien, der Schweiz, den Niederlanden und Deutschland

Lyrik

1990
Krautgarten, St. Vith

1993
Junge Lyrik dieser Jahre, herausgegeben vom PEN Club Liechtenstein (Edition Raetia)

1993
Paricutin. Zeitgenössische Poesie aus der Euregio Maas/Rhein, dreisprachig mit Übersetzungen,
Hrsg.: Jürgen Nendza, Aachen, ISBN 3-89399-173-5 

1994 und 1997
Appel, literair tijdschrift, Sint Truiden/Maastricht Prosa

1992
Wachtendonk, Hubertus: Fisch im Sand.
Nachw. u. hrsg. von W. Achten. Aachen ISBN 3-927854-36-0 

1993
Orpheus in der Eifelnacht.
In: Muschelhaufen Nr. 31/32 1993 Krautgarten, St. Vith

2000
Schattenmund.
In: Muschelhaufen Nr. 39/40, Krautgarten St. Vith


Wissenschaftliche Veröffentlichungen

1996
Mit dem Wolf tanzen. Integrative Sonderpädagogik mit verhaltensauffälligen Schülern, in: Zeitschrift für Heilpädagogik 8 / 96 S.


Rundfunkbeiträge

Neben zahlreichen Buchbesprechungen im Belgischen Rundfunk, WDR 3 (Mosaik) und in der Deutschen Welle u.a. folgende Beiträge: 1989 WDR: Freitagnacht - Gedicht auf Saxophon

1990
WDR: Vier Gedichte in "Musikszene West"

1991
Belgischer Rundfunk: Autorenporträt

1994
WDR: "In den Ferien", Erzählung

1995
Radio Aachen: Vorstellung des Lyrikbandes "Das Privileg von Pfeffer & Salz"

1997
Belgischer Rundfunk: Beitrag über das Programm "Herrenlose Zungen", Theater K, Aachen 

1999
WDR 3 (Mosaik): Buchbesprechung zu und Lesung aus "Ameisensommer"; in: "Literatur"

2000
Belgischer Rundfunk: Ausstrahlung des Liveauftritts der "Herrenlosen Zungen" im Funkhaus

2000
Bayerischer Rundfunk: Lesung aus " Ameisensommer" in: "Literatur" 


Fernsehbeiträge

1996
WDR, Lokalzeit, Lesung bei Kunst Live

 

Leseprobe

Der Sand hat die Farbe von Kichererbsen - ein schmutziges Gelb. Er türmt sich bis zur Oberkante des Türrahmens. Der Vater schüttelt ratlos den Kopf und stiefelt um das Haus herum. Der Junge läßt sich rücklings im Schatten der Mauer in den Sand fallen, der ihn trägt wie das Wasser einen Schwimmer.
Damals war es das letzte Dorf vor der Wüste, sagt der Vater und läßt sich neben dem Jungen in den Sand nieder.
Von den meisten Häusern ragt nur noch der obere Teil aus dem Sand. Lehmfarbene Kuben, die wie Bunkerkappen aus den Dünen spähen.
Eine Geisterstadt, sagt der Junge.
Das Ende der Welt, antwortet der Vater.
Der Junge greift in den Sand und läßt ihn mit der Geschwindigkeit eines Stundenglases über den Arm rinnen, der am Ende paniert aussieht.
Der Vater steht auf, watet eine Sandzunge hinauf und zwängt sich durch ein glasloses Fenster in das Haus. Das Dachgebälk wirft ein Netz von Schatten wie von einem Strickmuster auf die flachen Sandrippen, die sich durch das ganze Zimmer erstrecken. ........ Setz dich, sagt der Vater. Mit den Händen scharrt er in der Mitte des Raums den Sand von der gestampften Erde. Er arbeitet sich voran, wie ein Hund, der ein Loch gräbt. Staubfahnen wirbeln in der Luft. Schließlich tastet er den Boden ab, als suche er einen verlorengegangenen Ring oder ein winziges Stück Zahngold. Er zieht sein Messer aus dem Gürtel und hackt den Boden auf. Lehmige Klumpen räumt er beiseite.
Hier, hier muß es sein.
Plötzlich ändert sich der Ton der Klinge, als schlüge sie an einen Stein oder an ein Metall, eine Büchse vielleicht. Der Vater zieht aus dem Trichter eine Hülse, eine Gewehrpatrone, die an einem ledernen Band hängt, hervor. Das Leder ist dünn und abgewetzt. Schweigend dreht er den bronzefarbenen Metallzylinder in den Händen, als wüßte er jetzt nicht weiter. Schließlich hebt er mit dem Messer eine Kappe am Ende der Patrone an. Der Vater arbeitet vorsichtig, so als könne der Zylinder noch Schießpulver oder ein Gift enthalten. Er zieht die Kappe ab und klopft die Hülse auf der hohlen Hand aus, ein Büschel kastanienbraunen Haars rutscht heraus. Es ist das Gesicht, das den Vater verrät, das seine Scham zeigt, so als habe er wie ein Grabräuber eine Reliquie an sich gerissen. Langsam, als könne jedes zu heftige Ausatmen ein Haar aufwirbeln und im Sand abhanden kommen lassen, senkt er den Kopf und riecht an dem sichelförmigen Büschel. Sein Gesicht zuckt wie von einem Schmerz getroffen. Der Geruch ... kennt keine Zeit. Er übersteht die Jahre. Man ist ohne Chance.

(aus: Transfer : Erzählungen, Düsseldorf, 1997, S. 79 f )