Nachrichten aus der Musikschule
Markus Türk
Neulich in einem kleinen Konzertraum, abgedunkelte Sitzreihen, unmittelbar davor die kleine, dezent angestrahlte Bühne, sie ist nahezu quadratisch mit reichlich Instrumenten und Technik bestückt.
Wenn man diesen Aufbau sieht, erwartet man eine mehrköpfige Band mit Bläsersatz, allerdings ohne Saxophon. Es wundert, dass alle Instrumente so sorgsam nah platziert aufgebaut sind. Am gesamten vorderen Bühnenrand zwei Loopstations, rechts große Trommel, Schlagzeug und verschiedene Percussioninstrumente, einschließlich Gongs schnurgerade nach hinten in einer Linie aufgereiht. Links nebeneinander stehen Tuba, Trompete, Flügelhorn, Gitarren und E-Bass, an der Back Line, Didgeridoo, Ventilposaune und weitere kleine Instrumente. Alles bildet ein Quadrat, in dessen Mitte ganz allein ein Hocker steht.
Die Konzertbesucher sind gespannt auf den Solisten des Konzertes, er wird all diese mit einer Armlänge erreichbaren Instrumente vom Hocker aus bedienen, besser gesagt, gekonnt spielen und seine neue CD vorstellen: „Türk“.
Markus Türk, (Jazz-)Trompeter, Bigbandleiter, Musiklehrer am Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen und bereits seit 1989 Jazztrompetenlehrer an der Musikschule Mönchengladbach geleitet das Publikum musikalisch durch einen Abend verschiedenster Musikstile, über Funk, Rock, Soul, Weltmusik, Punk und Polka, mal temporeich und dann wieder lyrisch, balladenartig singend, erzählend, auf einer Weltreise. Der Multi-Instrumentalist spielt alle Instrumente nacheinander mittels eines Loops ein wie im „Piece oft he Night“. Beginnend mit E-Bass, über E-Gitarre baut er sich das harmonische und rhythmische Bett worauf sich die gedämpfte Trompete nun langsam sphärisch in schönen improvisierten Linien bewegen kann. Bei „Dorfpunk“ geht es dann temporeich funky mit Ventilposaune, Drumset, E-Bass und E-Gitarre zur Trompetenimprovisation. Der Abend ist spannend, dramatisch abwechselnd mit ruhigen Sets wie „The Saddest Thing in my Life“ und in „Markt 16“ kulminiert schließlich die Virtuosität in einem prestissimo Finale.
Ich selber bewundere meinen langjährigen Kollegen an diesem Abend dafür, wie er ruhig und stressfrei nacheinander per Loop, immer genau im Timing, das richtige Instrument von seiner Position auf dem Hocker in die Hand nimmt, den nächsten Loop einspielt und die nächste Improvisation präsentiert. Neben der humorvollen und sehr gelassenen Moderation versetzt er mich, ebenfalls Blechbläserin, mit seinen multiinstrumentalen Fähigkeiten in Bewunderung.
Im begeisterten Publikum sind einige seiner (ehemaligen) Schüler*innen, so auch der 13jährige Simon, der wie gebannt jede Bewegung und jeden Ton seines Trompetenlehrers beobachtet. Markus Türk hat Simon seit 4 Jahren im Trompetenunterricht, Simon war in der Junior Bigband „Jazz Pampers“ und inzwischen ist er in der Combo „Dicke Lippe“. Simon, aufgewachsen in einem musikalisch sehr klassisch geprägten Elternhaus, hat, man könnte sagen, „Feuer gefangen“ und sich dank dem Vorbild seines Lehrers für die Jazztrompete und die Jazzmusik begeistern lassen.
Markus Türk ist nicht in erster Linie Solist. Er spielt in vielen Bands und Formationen, der Jansen Band, in The Dorf, im Byggesett-Orchestra, im Duo Furiosef um nur einige zu nennen. Musik ist immer Interaktion und Kommunikation, eben eine Sprache. So ist es Markus Türk besonders wichtig, junge Menschen zum Ensemblespiel und zur Improvisation zu bringen. Zu Beginn seiner Lehrtätigkeit an dieser Musikschule hat er die Combo „To Be Or Not To Bop“ aufgebaut. Lange Jahre hat diese Band viele Auftritte und Konzerte gehabt. Später entstanden die beiden Bigbands „Jazz Pampers“ und „Dicke Lippe“. Generationsbedingt entwickeln sich gerade die Jazz Pampers zur fortgeschrittenen Formation und die Dicke Lippe ist wieder eine Combo, in der, back to the roots, wieder an die legendären Sessions der To Be Or Not To Bob angeknüpft wird.
Lehrkräfte sind bestenfalls immer die Idole der Schüler*innen. In den Proben der Bands greift Markus Türk nicht selten zur Trompete, zum E-Bass, zur E-Gitarre oder spielt auch mal am Drumset. Jede Stimme, egal ob Posaune oder Saxophon spielt er auf der Trompete vor. Seine Prämisse ist: Vormachen, Vorspielen ist die wichtigste Methode, um Musik zu vermitteln.
Neben der Lehrtätigkeit in Mönchengladbach ist Markus Türk Leiter der Kempen Bigband und er hat in den vergangenen neun Jahren die Schüler-Big-Bands am Luise-von-Duesberg-Gymnasium in Kempen aufgebaut. Diese Bläserklassen für Bigbands dort hat er so erfolgreich konzipiert, dass der WDR Jazzpreis 2022 in der Nachwuchskategorie an dieses Bigband-Projekt ging, übrigens erhielt er in 2019 den WDR Jazzpreis bereits mit The Dorf.
Das nächste Projekt an unserer Musikschule wird der Workshop „Die Posaune in der Bigband“ sein, am 29. Mai 2022 mit einem abschließenden Konzert der „Jazz Pampers“.
Die Proben unserer Bigbands und Combo sind Dienstag von 16.30 – 17.30 Uhr und 17.30 – 19.00 Uhr.
Herzliche Einladung zur Probenarbeit bei Markus Türk!
Annette Bauernfeind-Gormanns