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Soziale Teilhabe im gesamten Stadtgebiet stärken

Situationsanalyse

Mönchengladbach durchlebt einen interkulturellen Wandel und zeigt in seiner sozialen Struktur große Herausforderungen aufgrund der Einkommensschwäche der Einwohner*innen und der teilweise am Standort allokierten Branchen mit niedriger Wertschöpfung, die entsprechend niedrige Löhne und Gehälter zahlen.

Von Armut und Einkommensschwäche sind einige Kreise der Bevölkerung häufiger betroffen als andere: Vor allem Alleinerziehende, Personen mit niedrigem bzw. fehlendem Bildungs- oder Berufsabschluss, Langzeitarbeitslose, Personen mit Migrationshintergrund sowie Menschen mit Behinderung sind eher betroffen. Legt man die Analysen aus Vergleichsstädten (Basis der Auswertung ist eine Systematik der Bertelsmann-Stiftung) zugrunde, dann ergibt sich für Mönchengladbach bei rd. 137.000 Haushalten, dass etwa mehr als die Hälfte (rd. 72.000 Haushalte) über ein Haushaltseinkommen unter 25.000 € verfügt. Diese Annahme deckt sich mit den Ergebnissen des Schuldner-Atlas 2020 der Creditreform, der bei der Überschuldung der Verbraucher Mönchengladbach auf Platz 392 von 401 Kreisen und kreisfreien Städte sieht.

Leistungsempfänger*innen: Von diesen rd. 72.000 Haushalten sind etwa 26.000 Haushalte / Bedarfsgemeinschaften auf Leistungen der sozialen Mindestsicherung (z.B. SGB II [Grundsicherung für Arbeitssuchende], SGB XII [Sozialhilfe], AsylbG [Asylbewerberleistungsgesetz]) angewiesen. Die Mindestsicherungsquote ist in Mönchengladbach mit 16,9 Prozent in 2018 sowohl im Vergleichsranking, als auch im Bundes- (8,7 Prozent) und Landesvergleich (11,3 Prozent) überdurchschnittlich hoch. (Die Anzahl der SGB II Bedarfsgemeinschaften ist im Jahresdurchschnitt von 2009 (18.227) bis 2016 (19.476) kontinuierlich angestiegen. Sie sinkt zwar seit 2016 wieder und hat 2020 (17.700 im Jahresdurchschnitt) fast wieder das Niveau wie vor 10 Jahren erreicht – dies ist jedoch eine Konsolidierung auf hohem Niveau).

Rund 60 Prozent aller SGB II Empfänger (Arbeitslosengeld II) sind erwerbsfähig. Diese Personengruppe hat offenbar nur unzureichend von der positiven Arbeitsmarktentwicklung profitiert und hat trotz der Unterstützungsleistungen des Jobcenters (z.B. Qualifizierungsprogramme, Fokussierung auf besondere Zielgruppen) weiterhin Zugangsschwierigkeiten in den Arbeitsmarkt, die z.B. in fehlenden Schulabschlüssen oder fehlender Berufsausbildung begründet sind (dabei ist jedoch die Gruppe der Personen mit fehlender Berufsausbildung deutlich größer: Rund 2/3 der Arbeitslosen in dieser Gruppe haben keine Berufsausbildung; rund 20 Prozent verfügen über keinen Schulabschluss.

Etwa 20 Prozent der SGB II-Empfänger gehören zu der Gruppe der Aufstocker*innen, d. h. diese Menschen gehen zwar einer Beschäftigung nach, sind jedoch nicht in der Lage, ihren Lebensunterhalt selbstständig und auskömmlich zu bestreiten. Einkommensschwache Haushalte: Neben den ca. 26.000 Haushalten, die auf Transferleistungen aus
SGB XII, SGB II und AsylblG angewiesen sind, verfügen ca. 46.000 Haushalte über ein niedriges Haushaltseinkommen (also unter 25.000 €). Diese Haushalte sind unter anderem durch das Risiko von Teuerungen am Wohnungsmarkt oder anderen exogenen Faktoren betroffen, da sie sich zwar finanziell selber tragen, aber keine Reserven zur Anpassung an Veränderungen haben.

Örtliche Konzentration von Armuts- & Einkommensschwäche: Personen mit hohem Armutsrisiko konzentrieren sich in bestimmten zentrumsnahen städtischen Sozialräumen (siehe dazu die Ergebnisse der kleinräumigen Analyse Schuleingangsuntersuchungen, Monitoringbericht). Sozialräumlich betrachtet lassen sich große Unterschiede zwischen den Stadtteilen bspw. bei der Kinderarmut beobachten, der Stadtteil mit der geringsten Quote weist eine Kinderarmutsquote von 4,7 Prozent auf, während der Stadtteil mit der höchsten Quote bei 49,5 Prozent liegt (2019).

Kinder: Risikolagen für unzureichende Bildungsteilhabe und Bildungserfolge von Kindern und Jugendlichen sind in Mönchengladbach vergleichsweise stark ausgeprägt, was sich an einer Vielzahl von Indikatoren festmachen lässt. Bei der Zusammensetzung der SGB II Bedarfsgemeinschaften ist der Anteil von 30,0 Prozent nicht-erwerbsfähiger SGB II Empfänger (Jahresdurchschnitt 2021) in Mönchengladbach überdurchschnittlich hoch. Zu den nicht-erwerbsfähigen SGB II Empfängern zählen vor allem Kinder in SGB II Bedarfsgemeinschaften. Die vergleichsweise hohe HzE Dichte (Hilfe zur Erziehung, Hilfen pro 100 Jugendeinwohner 0-21 J., Jahressumme §§ 27-42 SGB VIII exkl. UMA und § 35) konnte jedoch von 2015 (6,49) bis 2019 (5,51) reduziert werden.

Mit Stand 31.12.2018 hatten in Mönchengladbach fast 34 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Im Vergleich zu den Durchschnittswerten in Nordrhein-Westfalen und Deutschland ist festzustellen, dass der Anteil der ausländischen Bevölkerung sowie der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund in Mönchengladbach deutlich erhöht ist. Bei Kindern und Jugendlichen ist der Anteil inzwischen bei über 50 Prozent, d.h. Mönchengladbach befindet sich in einem interkulturellen Wandel. Eine der großen Herausforderungen für die Stadt Mönchengladbach hinsichtlich der Menschen mit Migrationshintergrund, ist die ungleiche Verteilung dieser Personengruppe im Stadtgebiet und die oftmals nicht ausreichende Teilhabe, was sich z.B. an Statistiken zu erreichten Schul- und Berufsabschlüssen, aber auch an den Ergebnissen der Schuleingangsuntersuchungen in Mönchengladbach ablesen lässt.

Der Anteil der über 65-jährigen wird aufgrund der demografischen Bevölkerungsstruktur weiter ansteigen. 2009 lag der Altenquotient (Personen 65 Jahre und älter zu Personen ab 20 Jahre bis 65) bei 34,1; 2019 lag dieser Wert bei 34,4. Auffallend ist, dass in der Altersgruppe 70+ in den vergangenen fünf Jahren ein negativer Wanderungssaldo vorliegt, also mehr Menschen aus der Stadt fortziehen als zuziehen.

Mit der Bevölkerungsalterung geht ein Anstieg der Pflegebedürftigkeit einher, die ab 75 Jahren progressiv ansteigt. Aufgrund der demografischen Bevölkerungsentwicklung und -alterung wird die Pflegequote, also der Anteil an pflegebedürftigen Menschen an der jeweiligen Altersgruppe, bundesweit ansteigen. Übertragen auf Mönchengladbach kann in den nächsten 10 Jahren ein Anstieg der Pflegebedürftigen um rd. 16 Prozent und in 20 Jahren von rd. 30 Prozent prognostiziert werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die subsidiären kommunalen Hilfen zu Pflege-Leistungen. Aufgrund des zunehmenden Bedarfs an Pflege ist davon auszugehen, dass der Pflegefachkraftmangel zunehmend auch Mönchengladbach treffen wird, wenngleich die Situation in Mönchengladbach derzeit noch nicht angespannt ist. Die Bereitstellung von bedarfsgerechten adäquaten Pflegeangeboten stellt somit zunehmend eine Herausforderung dar.

Darüber hinaus steigt die Quote der über 65-jährigen SGB XII-Empfänger*innen, vor allem bei den in den Innenstadtbereichen lebenden Menschen immer weiter an (Altersarmut).

Beschreibung des Handlungsfelds

Um den sozialstrukturellen Herausforderungen der Stadt zu begegnen, muss die soziale Struktur noch stärker in den Fokus des integrierten Verwaltungshandels gestellt werden: Wir wollen die Teilhabe und Chancengerechtigkeit der Einwohner*innen verbessern, dazu müssen dezidierte und integrierte Programme entwickelt werden (insb. in den Bereichen Bildung & Arbeit). Bei den Wohnangeboten für Haushalte mit niedrigem Haushaltsnettoeinkommen müssen verstärkt Angebote im gesamten Stadtgebiet geschaffen werden, um eine stärkere Segregation der Bevölkerung abzumildern. Die Migrationssituation stellt besondere Herausforderungen an die Stadt: Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, braucht es eine entsprechende Organisation der Verwaltung und intensivere Maßnahmen, insbesondere im Bereich Bildung & Integration. Wir verfolgen das Leitbild Prävention vor Intervention und streben eine noch bessere Verzahnung der Angebote für Kinder und Jugendliche an. Wir fördern die Chancengerechtigkeit, soziale Teilhabe und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Gleiches gilt für Angebote für Senior*innen.

Berufsausbildung: Ursachen wie fehlende Schulabschlüsse und vor allem fehlende Berufsausbildung sollen noch systematischer durch integrierte Maßnahmen adressiert werden. Hierbei muss vor allem in den Bereichen Bildung und Berufsausbildung ein klarer Maßnahmenkatalog zwischen allen handelnden Institutionen in der Stadt erarbeitet werden (siehe auch Strategiekarten Wirtschaft und Bildung).

Wohnen & örtliche Konzentration: Die sozioökonomische Struktur betreffend weist Mönchengladbach einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Empfänger*innen von Mindestsicherungsleistungen auf. Die wachsende Schere zwischen den verfügbaren Haushaltseinkommen in Mönchengladbach zeigt zudem, dass im Sinne einer guten Durchmischung und eines guten stadtgesellschaftlichen Zusammenhalts die Stärkung der sozioökonomischen Mitte auch über Wohnungsangebote ein Ziel sein sollte. Dabei greifen wir auf die Möglichkeiten der kommunalen Wohnungsunternehmen und auf die Mittel des geförderten sozialen Wohnungsbaus zurück: Öffentlich geförderter Wohnungsbau durch die kommunalen Wohnungsunternehmen (WohnbauMG) soll auch dazu genutzt werden, der örtlichen Segregation der Stadtgesellschaft entgegenzuwirken, auch und vor allem in Zeiten, in denen Investoren dies weniger bereitwillig tun (niedrige Zinsen am Kapitalmarkt machen die Inanspruchnahme von Mitteln des geförderten Wohnungsbaus uninteressant für Bauherren). (siehe Strategiekarte Wohnen)  

Durch geförderten Wohnungsbau oder durch den Wohnungsbau der kommunalen Gesellschaften wirken wir Segregationstendenzen im Stadtgebiet entgegen. Wir sorgen für eine gute soziale Durchmischung im Stadtgebiet und wirken Segregation entgegen.

Menschen, die in Einkommensarmut leben, sind auch in anderen Lebensbereichen benachteiligt: Armut und sozialer Status prägen Lebensläufe, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen (ungleiche Bildungschancen). Die sozioökonomische Herkunft von Kindern und Jugendlichen beeinflusst die Entwicklungs- und Bildungsprozesse und damit auch den Bildungserfolg. Das zentrale Leitbild unseres Handelns ist „Prävention (freiwillige Leistungen) vor Intervention (Pflichtleistungen)“. Als erfolgversprechendes Modell ist hier die Entsäulung der Hilfsangebote im Bereich der Jugendhilfe zu nennen. Die Arbeit aller Bereiche der Jugendhilfe ist darauf ausgerichtet, bestehende Netzwerke, Angebote sowie Akteure zusammenzuführen, um damit ein untereinander abgestimmtes Handeln möglich zu machen. Entsprechend wird das erfolgreich erprobte Modellprojekt Rheydt-Ost auf andere Stadtteile übertragen (Nord-Süd-Achse).

Einen weiteren wichtigen Baustein bei der Prävention stellen die Familienzentren an Grundschulen dar. Ziel ist es, vor allem in benachteiligten Gebieten, die oft von einer unzureichenden Infrastruktur und von Armut geprägt sind, durch das Einrichten von Familiengrundschulzentren die gesellschaftliche Teilhabe benachteiligter Familien zu fördern, einen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit zu leisten sowie Problemlagen bei Kindern bereits im Vorfeld von Hilfen zur Erziehung frühzeitig vorzubeugen. Die präventive, sozialraumorientierte Unterstützung führt dazu, dass die betroffenen Familien nachhaltig von öffentlicher Erziehungshilfe unabhängig sind. Die Erziehungsfähigkeit von Familien soll so gestärkt bzw. wiederhergestellt werden.

Präventive und sozialraumorientierte ganzheitliche Projekte der Familien- und Jugendhilfe, wie das Modellprojekt Rheydt-Ost und die Familienzentren an Grundschulen, sollen weiter auf- und ausgebaut werden.

Zuwanderung braucht Integration. Wir wollen zugewanderte Menschen in Schule und Beruf besser unterstützen und Bildungsperspektiven verbessern. Dazu gibt es in Mönchengladbach eine Vielzahl von Integrationsangeboten mit vielen unterschiedlichen Akteuren*innen. Wir wollen die koordinierte Steuerung der vielfältigen dezentralen Integrationsaufgaben deutlich verbessern. So soll eine klare Orientierung für Menschen mit Migrationshintergrund, ausländische Einwohner*innen und Flüchtlinge ermöglicht werden, damit ihnen die Möglichkeiten zur Teilhabe an der Gesellschaft offensteht.

Für die ältere Bevölkerung (65+) schafft Mönchengladbach eine Infrastruktur, die den Anforderungen an ein Leben im Alter gerecht wird. Für den demografischen Wandel der Zukunft müssen wir heute die Grundlagen legen: Die Stadt sollte Konzepte für den demografischen Wandel erarbeiten und diese implementieren. Hierzu zählen insbesondere die Aspekte Pflege, Wohnen, Mobilität und Versorgungsstruktur. Wir bereiten uns auf den demografischen Wandel in den Bereichen Wohnen, Mobilität, Infrastruktur und gesundheitliche Versorgung vor. Die Ergebnisse aus Forschungsprojekten wie z. B. UrbanLife+ werden aufgegriffen.

Strategische Ziele

Aus der Beschreibung des Handlungsfelds werden die nachfolgenden Ziele abgeleitet. Im nächsten Schritt werden diese Ziele mit operativ, handlungsleitenden Zielen und messbaren Kennzahlen hinterlegt. Sie werden mit bestehenden Maßnahmen verbunden bzw. neue Maßnahmen zur Erreichung dieser Ziele mit den relevanten Fachbereichen bzw. städtischen Beteiligungen vereinbart.

In Zukunft sollen möglichst viele Mönchengladbacher*innen unabhängig von Unterstützungsleistungen leben.


Durch präventive und sozialraumorientierte Projekte intervenieren wir in den Stadtteilen, die einen besonders hohen Unterstützungsbedarf haben. Wir wollen den sozialen Zusammenhalt und die soziale Stabilität in allen Quartieren der Stadt stärken.


Wir weiten den geförderten Wohnungsbau und den Wohnungsbau für Menschen mit geringem Einkommen über die Wohnungsunternehmen aus.


Wir wollen die koordinierte Steuerung der vielfältigen dezentralen Aufgaben der Integration und Inklusion deutlich verbessern und insbesondere im Bereich Bildung und Teilhabe (kulturell, wirtschaftlich, politisch) weitere Angebote schaffen.


Gewährleistung der nicht-stationären vor stationären Pflege in Mönchengladbach durch bedarfsgerechte Angebote beim Wohnen und beim Wohnumfeld sowie durch eine frühzeitige Pflege- und Wohnberatung zur Bewahrung höchstmöglicher Eigenständigkeit.


Wir entwickeln Konzepte zur Beratung und Festigung sowie zum Ausbau von Gesundheitsvorsorge nicht-stationärer Pflegeangeboten in der Stadt.


Wir wollen allen Hilfebedürftigen eine bessere Orientierung im Hilfesystem ermöglichen.


Wir wollen Erwachsene mit Unterstützungsbedarfen stärker in den Fokus nehmen.


Wir wollen möglichst kinder- und familienfreundliche sowie barrierefreie und inklusive Sozialräume schaffen.